28. April 2006
Radio Free Asia
Quelle: www.phayul.com
Übersetzung aus dem Englischen


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Tibetische Fernsehmoderatoren müssen ab jetzt pelzbesetzte Chubas tragen

Kathmandu – Offensichtlich als Gegenreaktion auf die vom Dalai Lama inspirierte Bewegung gegen das Tragen von Tierfellen, befahlen die chinesischen Behörden in der tibetischen Region Amdo im Nordwesen Chinas den tibetischen Mitarbeitern des Fernsehens, ab sofort mit Pelz besetzte Chubas zu tragen.

Che Xizhen, der Chef der Propaganda-Abteilung der Provinz Qinghai, und Rinchen Gyal, der Leiter  der  örtlichen für die Ideologie zuständigen Einheitsfrontabteilung der Kommunistischen Partei, statteten kürzlich dem Fernsehsender von Qinghai speziell einen Besuch ab, um bekannt zu geben, daß es ab sofort für die tibetischsprachigen Fernsehsprecher Pflicht sei, traditionelle tibetische mit Pelz besetzte Kleidung zu tragen. Dies erfuhr RFA aus einer dem Sender nahestehenden Quelle.

“Die beiden tauchten urplötzlich bei dem Fernsehsender auf und befahlen dem Personal: ‚Ihr müßt Pelzbesätze an Eurer Kleidung anbringen, das ist jetzt Pflicht, andernfalls…’. So müssen die Fernsehmoderatoren nun möglichst schnell ihre Chubas mit Pelz verbrämen lassen und damit im Fernsehen auftreten”, verlautete weiter aus der Quelle aus Tibet.

Die Fernsehsprecher argumentierten, sie könnten dem Befehl nicht nachkommen, weil sie kein Geld hätten, um die teuren Pelze zu kaufen. Darauf entgegneten die Funktionäre, eine Summe von 10.000 Yuan (1.250 US$) sei zum Kauf der Pelze bereitgestellt worden.

“Dies ist eine politische Angelegenheit, und deshalb müßt Ihr nun alle Pelzbesätze an Euren Chubas anbringen lassen. Wenn Ihr keine Pelze habt, müßt Ihr welche kaufen, wir werden Euch das Geld dafür geben”, sollen die Funktionäre dem tibetischen Personal erklärt haben. “Nur zwei oder drei Tage nachdem die Funktionäre den Befehl erteilt hatten, erschienen die Moderatoren mit schmalen Pelzbesätzen”, fügte der Informant hinzu.

Pelz-Verbrennung: Man nimmt an, daß die Kampagne gegen das Tragen von Pelzen im Distrikt Rebkong der Präfektur Malho in der Provinz Qinghai ihren Anfang nahm. Die Bewohner begannen im Februar, nachdem der Dalai Lama die Tibeter zum Schutz gefährdeter Tierarten aufgerufen hatte, Tiger, Leoparden- und Fischotterfelle öffentlich und gegen den Willen der Behörden zu verbrennen.

Der Leiter der Fernsehstation von Qinghai, Bai Jubi, bestätigte die Sache dem tibetischen Nachrichtendienst von RFA, nannte jedoch ästhetische Gründe für die Anordnung. “Ja, es stimmt, daß das Fernsehpersonal Geld bekam, um Kleidung zu kaufen”, sagte Bai. “Der Hauptgrund dafür ist, daß die Chubas, die unser Personal trägt, zu alt und nicht mehr attraktiv und farbenfroh genug waren”.

Es hätte Klagen von seiten der Zuschauer gegeben. “Wir wollten die tibetische Kleidung auf den neuesten Stand bringen, aber der tibetischen Sektion des Qinghai-Fernsehens mangelt es an den notwendigen Mitteln hierfür. Deshalb half uns die Einheitsfrontabteilung aus und unterstützte uns”, fuhr er fort.

Bai sagte, die bereitgestellte Summe hätte den Zweck, das Image der staatlichen Fernsehstation zu verbessern. “Wir sind das Sprachrohr der Regierung. Deshalb unterstützen sie uns auch finanziell, so daß unser Personal die erforderliche Kleidung kaufen kann. Die Menschen sehen jeden Tag unsere Sendungen im Fernsehen und geben Kommentare dazu ab. Sie äußerten ihr Mißfallen über die Kleidung der Moderatoren”.

Aus einer han-chinesischen Quelle, die mit der Situation vertraut ist, verlautet jedoch, der Schritt sei eindeutig ein Gegenschlag gegen den Dalai Lama. “Was die derzeit so populäre Bewegung betrifft, die von den Leuten selbst zum Schutz der Wildtiere ins Leben gerufen wurde, so haben die Chinesen nun begriffen, daß sie hauptsächlich von seiner Heiligkeit dem Dalai Lama inspiriert wurde, der während der Kalachakra-Unterweisungen in Amaravati in Südindien die Tibeter zum Schutz der Wildtiere und der Umwelt Tibets aufrief”, meinte der Mann.

“So kamen sie zu dem Schluß, daß es nicht gut sei, wenn die Leute den Anweisungen Seiner Heiligkeit folgten, und daß man ihnen nicht erlauben sollte, den Wünschen Seiner Heiligkeit und der Tibetischen Regierung [im Exil] entsprechend zu handeln”, fügte er hinzu.

Florierender Pelzhandel: Tierschutzorganisationen im Ausland verurteilten den boomenden Handel mit Pelzen in China, einschließlich der Verwendung von Fellen von Hauskatzen für Accessoires und zum Besetzen von Kleidung, denn traditionelle Kulturen sollten das Recht der Tiere auf Leben respektieren. Roben Euler von der International Anti Fur Coalition in Baltimore schlug vor, daß überzählige Pelze der “Organisation für den ethischen Umgang mit Tieren” (PETA) übergeben werden könnten, die sie Bedürftigen und Obdachlosen schenkt oder zu Lehrzwecken verwendet.

“Das Verhalten der Chinesen, die amerikanische Märkte mit Pelzen und Tierprodukten überfluten, ist verabscheuungswürdig”, fügte Euler hinzu. “Alle Katzen- und Hundebesitzer sollten chinesische Waren, die aus Tierfellen hergestellt sind, boykottieren”.

China versucht in letzter Zeit, die Tibeter in Qinghai durch zusätzliche Propaganda zu beeinflussen. So wurde ein neuer Fernsehkanal gestartet, der täglich siebzehneinhalb Stunden Programme im Amdo-Dialekt ausstrahlt, darunter Nachrichten, synchronisierte Filme und Schauspielserien. Über die Hälfte der 5 Millionen Tibeter in China sprechen Amdo. Die Fernsehstation sandte bisher in dem nicht allen Tibetern verständlichen Lhasa-Dialekt. Amdo sprechende Tibeter gibt es in Qinghai, Gansu und Sichuan.