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Erblindeter Tibeter aus dem Gefängnis entlassen, fünf andere wegen Schlachthofbrandes immer noch in Haft
Kathmandu Die Behörden in der südwestchinesischen Provinz Sichuan ließen einen von sechs tibetischen Nomaden frei, die im Zusammenhang mit dem Brand in einem Schlachthof inhaftiert wurden, der sich in chinesischem Besitz befindet. Tibetische Informanten berichten, der Mann sei im Gefängnis geschlagen worden und nach einer nicht behandelten Infektion erblindet.
"Sechs Nomaden, die man als die Hauptschuldigen verdächtigte, wurden festgenommen und ins Gefängnis gebracht. Einer von ihnen wurde wieder freigelassen, nachdem er auf die ihm von dem chinesischen Gefängnispersonal verabreichten Schläge und eine schwere Augeninfektion hin erblindet ist", wie der tibetische Nachrichtendienst von RFA berichtet.
Mehr als 160 Tibeter wurden festgenommen, nachdem mehrere hundert Menschen am 5. August 2005 den chinesischen Schlachthof in der Gemeinde Manikengo (chin: Mingange), TAP Kardze (Ganzi), im heutigen Sichuan gestürmt und in Brand gesteckt hatten. Einem Verwaltungsbeamten zufolge eilte sofort ein großes Aufgebot an Polizei- und Sicherheitskräften zu dem 2004 von einem chinesischen Unternehmer und dessen Geschäftpartner errichteten Gebäude.
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Erblindeter Mann freigelassen
Bis auf sechs wurden alle festgenommenen Tibeter wieder freigelassen, wobei der genaue Zeitpunkt unklar ist. Die sechs Verdächtigten werden im Distriktgefängnis von Dege festgehalten. Vier von ihnen konnten als Sherab Yeshi, 70, Sogya, 50, Dawa, 30, und ebenfalls Dawa, 50, identifiziert werden. Die Identität der beiden anderen ist nicht bekannt. Wie mehrere Informanten berichten, wurde Sogya als einziger aus der Haft entlassen, nachdem er infolge der brutalen Schläge und einer nicht behandelten Infektion das Augenlicht verlor.
Kein Regierungsvertreter fand sich zu einem Kommentar zu diesem Vorfall bereit, ebensowenig ist bekannt, ob gegen die sechs Männer offiziell Anklage erhoben oder ein Urteil ausgesprochen wurde. Es heißt, dieses bei den ortsansässigen Tibetern als der "Manikengo-Schlachthof" bekannte Gebäude sei eine Filiale der Chengdu Ganzi Longsheng Meizi Yak Ltd., während es als "Dege Longs heng Yak LLC" registriert sei.
Bei der Eröffnungszeremonie am 17. Oktober 2004 waren der offiziellen Nachrichten-Website von Ganzi zufolge der Stellvertretende Gouverneur der TAP Ganzi, Tao He, der Stellvertretende Vorsitzende des Volkskongresses von Ganzi, Dan Zen Luo Bo, der Direktor des Büros für Tierhaltung von Ganzi, Abeng, und der Distriktsrichter von Dege, Jingqiang Zhao, zugegen.
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Einwohner über den Schlachthof verärgert
Im vergangenen August hatte sich eine größere Menschenmenge um das Gebäude versammelt, wohl im Zusammenhang damit, daß gerade das jährliche tibetische Pferderennen stattfand, zu dem sich mehrere tausend Menschen einzufinden pflegen. Viele Tibeter seien wütend gewesen, weil man sie unter Druck gesetzt hatte, ihre Schlachttiere unter dem Marktpreis zu verkaufen. Sie drangen in den Schlachthof ein und fanden dort eine Unmenge Tiere vor, darunter auch Hunde und Pferde. Sie befreiten alle Tiere und setzten das Gebäude in Brand. Es ist nicht bekannt, ob es ganz oder nur teilweise zerstört wurde.
Dieser Vorfall gewährt einen guten Einblick in die Spannungen zwischen ethnischen Tibetern und den chinesischen Behörden in dieser entlegenen und unterentwickelten Region, die seit 1949 zur Provinz Sichuan gehört. Die seit mehr als einem Jahr angespannte Lage wegen des Schlachthofs eskalierte im Laufe der Zeit immer mehr. Es heißt, einige populäre Mönche hätten versucht, ihn aufzukaufen, die chinesischen Eigentümer dies aber abgelehnt. Irgendwann im Jahr 2004 hätten die tibetischen Einwohner sogar einen Boykott des Betriebes organisiert.
"Die Behörden ordneten an, daß die tibetischen Nomaden dieser Gegend ihre Tiere dem Schlachthof zu Mindestpreisen zu verkaufen haben, aber kein einziger wollte seine Tiere verkaufen", verlautet aus einer Quelle.
"Den tibetischen Einwohnern mißfiel dieser riesige Schlachthof im Distrikt Dege ungeheuer, weshalb er im vergangenen Jahr auch schlechte Geschäfte machte. Die Nachbargemeinde Pawon (chin. Babeng) beabsichtigte, ihnen etwa 300 Yaks zu verkaufen, aber die Nomaden aus Manikengo waren dagegen und so wurde der Vorschlag zurückgezogen."
Einer Quelle zufolge sollen Kalsang Rinpoche, der reinkarnierte Lama des Dzogchen-Klosters und Khenpo Sherab Sangpo vom buddhistischen Zentrum Golok Seda angeboten haben, den Schlachthof für 100.000 Yuan zu kaufen, aber die Eigentümer weigerten sich, ihn zu verkaufen. Die Berichterstatter von RFA konnten von den Eigentümern des Schlachthofes trotz ihrer Bemühungen keinen Kommentar zu dem Geschehen erhalten.
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