Die chinesischen Behörden verschärfen ihre Anti-Separatisten-Kampagne in Tibet
Wie Radio Free Asia (RFA) berichtet, haben die chinesischen Behörden ca. 40 buddhistische Nonnen aus einem Kloster in der tibetischen Hauptstadt Lhasa vertrieben, was von zuverlässigen Quellen dort als ein erneutes scharfes Durchgreifen gegen als Separatisten Verdächtigte in tibetisch-buddhistischen Institutionen verstanden wird.
Wie jemand, der anonym bleiben möchte, versichert, tauchen in den bekannten großen Klöstern neue Mönche auf, die ohne den langen zur Vorbereitung auf das Klosterleben notwendigen Prozeß von den Behörden zugelassen wurden und mit Mobiltelefonen zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit den offiziellen chinesischen Stellen ausgestattet sind.
Ein kürzlich nach Nepal geflohener Mönch berichtete der tibetischen Sektion von RFA, im Juli seien 40 von 50 Nonnen aus dem Kloster Gyarak in der Stadt Dzongshul im Kreis Phempo Lhundrup (chin. Linzhou Xian) vertrieben worden.
Der Mönch erklärte: "Im Juli [2005] bestanden die chinesischen Behörden plötzlich darauf, dass sie an dem patriotischen Umerziehungsprogramm teilzunehmen und dessen Bestimmungen zu beachten hätten. Eine dieser Vorschriften war, sich mit einem Foto registrieren zu lassen. Dies befolgten nur sechs der Nonnen (sie bekleiden höhere Positionen), die anderen verweigerten diese Aufforderung. Die Behörde für Religionsangelegenheiten in Lhasa war zwecks Stellungnahme zu diesen Berichten nicht zu erreichen.
Erneut scharfes Vorgehen der Behörden
Ein anderes Interview mit einem Mann, der ebenfalls namentlich nicht genannt werden möchte, bekräftigte diesen Bericht. Er meinte, die "patriotischen Umerziehungskampagnen" zielten darauf ab, das tibetische Oberhaupt im Exil, den Dalai Lama, zu kritisieren, der, wie die Behörden seit langer Zeit überzeugt sind, die Loyalität zum chinesischen Staat untergrabe.
Der Mann erklärte: "Die chinesischen Behörden starteten die Kampagne in der Gegend, und alle Teilnehmer mussten sich fotografieren lassen, aber nur sechs Nonnen in verantwortlichen Positionen ließen sich fotografieren. Dieses Nonnenkloster untersteht dem Talung Kloster".
Der Mann berichtete weiter, dass die chinesischen Behörden in der Region erneut eine Kampagne durchgeführt hätten, um potenzielle tibetische Separatisten unschädlich zu machen. Nach diesen Quellen ist es einer der Hauptbestandteile dieser Kampagne, die Mönche und Nonnen eine schriftliche Erklärung unterzeichnen zu lassen, in der sie den Dalai Lama verdammen.
Eine Kampagne "auf vollen Touren"
"Alle Mönche und Nonnen müssen ein Formular ausfüllen der wichtigste Teil ist die Verurteilung des Dalai Lama und in anderen Teilen des Formulars geht es um die Ablehnung des Separatismus usw.", hieß es von einer Quelle aus Lhasa.
In einem Nonnenkloster in Lhasa widersetzte sich eine Gruppe von Nonnen dem Ausfüllen dieser Formulare, daraufhin wurden die Nonnen einzeln aufgefordert, entweder die Formulare auszufüllen oder das Kloster zu verlassen.
"Diese Kampagne ist in allen Klöstern auf vollen Touren. Sie läuft sogar im Tsuklakhang (Jokhang) Tempel (Tibets Hauptheiligtum)", wie aus dieser Quelle verlautet. "Fünf neu in das Kloster aufgenommene Novizen füllten das Formular aus und stimmten der Verurteilung des Dalai Lama zu, so dass die anderen Mönche im Tempel dies auch tun mussten sie alle waren sehr traurig, und es war ihnen sehr unangenehm."
Nach dieser Quelle wurde die Kampagne durch die Einsetzung neuer Mitarbeiter in einer Reihe von Regierungsstellen erneut verstärkt. Sie fügte hinzu, dass diese neuen Mitarbeiter sich gegenseitig nicht genügend vertrauen, um geringfügige Verstöße übersehen zu können.
Bei der Überprüfung der neuen Mönche stellte sich heraus, dass sie Mobiltelefone bei sich haben
Wie der Informant erklärte, habe die Taskforce die Aufgabe "das Kloster von allen zu säubern, die dem Dalai Lama die Treue halten". Normalerweise werden nur solche Mönche in den berühmten Klöstern in Lhasa zugelassen, die 5 bis 10 Jahre studiert haben. Jetzt aber stellen die chinesischen Behörden neuen Mönchen rote Bescheinigungen aus, die dann mit Mobiltelefonen in den Klöstern auftauchen.
"Diese neuen Mönche rufen die chinesischen Stellen an, sobald im Kloster irgendeine Aktivität oder ein Gebet auch nur den geringsten Bezug zum Dalai Lama hat. Die Behörden werden sogar bei Opferhandlungen für Verstorbene sofort informiert, wenn der Dalai Lama dabei erwähnt wird. Es gab Fälle, in denen die chinesischen Behörden noch während des Gebetes in den Klöstern auftauchten, um eine Razzia zu machen, wenn irgendein Bezug auf den Dalai Lama festgestellt wurde."
Ehemalige politische Häftlinge werden schikaniert
Nach lokalen Quellen haben ehemalige politische Häftlinge zunehmend mit Schikanen von Seiten der Behörden zu rechnen, indem sie an Fest- und Feiertagen verstärkt überwacht werden offensichtlich, um öffentlichen Protestaktionen zuvorzukommen.
"Steht die Feier eines Ereignisses von nationaler Tragweite bevor, suchen Beamte der Sicherheitsbehörde jedesmal diese ehemaligen Häftlinge auf und schikanieren sie mit allen möglichen Einschränkungen. Sie dürfen sich nicht mehr frei bewegen. Während des Ereignisses kommen die Beamten täglich zu ihnen nach Hause, um sie zu überprüfen und zermürben. Reagiert der ehemalige Häftling ärgerlich, dient ihnen das als Vorwand, seine Wohnung genau zu untersuchen und wenn sie dabei irgendeine Konterbande finden, wie z.B. Fotos des Dalai Lama, muss er zurück ins Gefängnis."
Das Tibetan Center for Human Rights and Democracy (TCHRD), eine Nichtregierungsorganisation unterstützt von der Tibetischen Regierung-im-Exil in Nordindien, veröffentlichte ebenfalls diese Woche Meldungen, nach denen vor kurzem im Exil angelangte Mönche über eine verstärkte "Patriotische Erziehungskampagne" in den tibetischen Klöstern berichten.
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