14. Dezember 2005
Radio Free Asia, www.rfa.org

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22 Tibeter nach Bezahlung der Geldstrafen aus nepalesischer Haft entlassen

Kathmandu – Informationen aus der nepalesischen Hauptstadt zufolge haben die Behörden die 22 Tibeter freigelassen, die vor kurzem wegen illegaler Einreise in das Himalaya-Königreich verhaftet worden waren, nachdem Exiltibeter ihre Geldstrafen bezahlt hatten.

Wie der tibetische Dienst von RFA erfuhr, haben die tibetische Regierung-im-Exil in Indien und das Tibetan Reception Centre in Kathmandu die Geldstrafen bezahlt. Sie betrugen 8.500 NRs. (121 US$) pro Person bei den 18 Tibetern der ersten Gruppe und 18.700 NRs. (267 US$) für jeden der vier Flüchtlinge aus der zweiten Gruppe.

Wie es heißt, wurde die Gruppe mit den 18 Personen am 28. November kurz nach dem Grenzübertritt von China nach Nepal verhaftet. Am 8. Dezember wurden sie aus dem Zentralgefängnis von Kathmandu entlassen. Ihren Aussagen zufolge hätten sie 11 Monate in Haft bleiben müssen, wenn die Geldstrafen nicht bezahlt worden wären. Alle 18 Flüchtlinge gaben an, sie wollten nach Indien weiterreisen, um dort den buddhistischen Kalachakra-Belehrungen beizuwohnen und danach ihre Ausbildung fortzuführen.

"Als wir in Nepal angelangt waren, dachte ich, daß wir nun sicher seien und keine Angst mehr zu haben brauchten, von den chinesischen Grenzpolizisten verhaftet zu werden. Leider war das ein Irrtum", meinte einer der Flüchtlinge, ein Mann namens Jimpa, dem tibetischen Dienst von RFA gegenüber. "Die meisten von uns haben vor, in ein Kloster einzutreten oder Schulen zu besuchen, um ihre Ausbildung zu vervollständigen. Einige kamen auch, um an den Kalachakra-Belehrungen Seiner Heiligkeit des Dalai Lama teilzunehmen. Das ist auch meine Absicht und außerdem möchte ich eine Audienz bei Seiner Heiligkeit erhalten und danach die Gelong-Gelübde (diejenigen eines voll ordinierten Mönchs) ablegen".

Lhundup Dorjee vom Tibetischen Empfangszentrum für Flüchtlinge erklärte, die Polizei hätte die Gruppe der nepalesischen Einwanderungsbehörde überstellt. Die Mitglieder dieser Gruppe, die auch zwei Frauen umfaßt, sind zwischen 16 und 30 Jahren alt. Drei der Flüchtlinge stammen aus der TAR, der Rest kommt aus anderen tibetischen Gebieten unter chinesischer Herrschaft, in denen der Amdo-Dialekt gesprochen wird.

Zweite Gruppe ebenfalls freigelassen

Wie Jimpa berichtete, wurden weitere vier Tibeter, die sich bereits vor der ersten Gruppe nach Indien aufgemacht hatten, am selben Tag aus der Haft entlassen. Sie waren zu je zwei Jahren Haft verurteilt worden, wurden aber ebenfalls freigelassen, nachdem Exiltibeter ihre Geldstrafen von je 18.700 NRs. (267 US$) bezahlt hatten.

Sie sagten, sie hätten vor, in ihre Heimat zurückzukehren. "Wir waren auf Pilgerfahrt nach Indien gegangen. Auf dem Rückweg wurden wir an einem Ort namens Shaperi verhaftet", sagte einer der vier Tibeter in einem Interview. "Nachdem man uns zu einer nepalesischen Polizeistation gebracht hatte, wurden wir zu einer Geldstrafe von 18.700 NRs. pro Kopf oder ersatzweise zwei Jahren Haft verurteilt. Glücklicherweise halfen das tibetische Empfangszentrum und die tibetische Regierung-im-Exil uns mit Geld aus, so daß wir freigelassen wurden. Wir sind so dankbar!"

Die Truppen der Volksbefreiungsarmee marschierten 1951 in Tibet ein. Der Dalai Lama hat die Regierung in Peking beschuldigt, einen "kulturellen Genozid" an den Tibetern und ihrem buddhistischen Erbe zu begehen.

Tausende von Tibetern haben die Gefahren des illegalen Grenzübertritts nach Nepal und Indien auf sich genommen, um eine bessere Ausbildung zu erhalten oder ihre Religion in Freiheit und ohne Furcht vor Schikanen ausüben zu können. Viele von ihnen lassen sich schließlich in Dharamsala nieder, wo die Exilregierung und der Dalai Lama ihren Sitz haben.

Dem neuesten Jahresbericht des US-Außenministeriums über die Lage der Menschenrechte in aller Welt zufolge trafen, wie vom UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge angegeben, im Jahr 2004 2.427 tibetische Flüchtlinge beim UNHCR in Nepal ein.

2.338 von ihnen waren "der Beachtung werte Personen" (persons of concern) und 2.318 erhielten Basis-Hilfeleistungen. 89 Tibeter reisten nach Indien weiter, ohne sich vom UNHCR registrieren zu lassen oder daß ihr Fall von diesem bearbeitet worden wäre, heißt es darin weiter.

"Zahlreiche, vorwiegend aus ländlichen Gegenden stammende Tibeter berichteten über anhaltende Probleme bei der Beantragung eines Passes", heißt es weiterhin in dem Bericht des US State Department. "Die Polizei in China behauptet, daß sie nach den Bestimmungen für die Ausstellung von Reisepässen Personen die Ausstellung eines Passes verweigern kann, deren Reise ins Ausland der nationalen Sicherheit und den nationalen Interessen schaden wird".