7. Dezember 2021
Tibet Action Institute, https://tibetaction.net

Riesiges koloniales Internatssystem in Tibet aufgedeckt - Kinder im Alter von vier Jahren werden ihren Eltern entrissen und indoktriniert

Kontakt: Lhadon Tethong, Tibet Action Institute +1 (917) 418-4181

Tenzin Dorjee, Tibet Action Institute +1 (646) 724 0748

Boston - Wie das Tibet Action Institute heute in einem Bericht aufdeckte, zwingt die Politik der chinesischen Regierung drei von vier tibetischen Schülern in ein riesiges Netz kolonialer Internate. Kinder im Alter von vier Jahren werden ihren Eltern weggenommen. Die Schulen sind ein Eckpfeiler von Xi Jinpings Kampagne, die tibetische Identität durch eine homogene chinesische Identität zu ersetzen, mit dem Ziel, jeglichen potentiellen Widerstand gegen die Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) zu neutralisieren.

Der Bericht „Separated From Their Families, Hidden From the World: China's Vast System of Colonial Boarding Schools Inside Tibet“ (1) geht davon aus, daß schätzungsweise 800.000 bis 900.000 tibetische Schüler im Alter von sechs bis 18 Jahren sowie eine unbekannte Zahl von Vier- und Fünfjährigen diese staatlichen Schulen besuchen. Sie dienen als Orte, an denen die Kinder zu chinesischen Staatsbürgern, loyal zur KPC stehend, herangebildet werden. Die von ihren Familien und Gemeinschaften getrennten Schüler müssen hauptsächlich auf Chinesisch lernen, dürfen ihre Religion nicht ausüben und werden politisch indoktriniert.

Politische Erziehung in Qinghai,
Foto RFA

„Indem sie tibetische Kinder absichtlich von ihren Familien trennen und ihrer Kultur entwurzeln, indem sie in staatliche Internate gesteckt werden, greifen die chinesischen Behörden zu einem der abscheulichsten Instrumente des Kolonialismus, um die einheimische Identität zu zerstören“, so Lhadon Tethong, Direktor des Tibet Action Institute. „Chinas beispiellose Kampagne der Zwangssinisierung in Tibet richtet sich sogar auf die kleinsten Kinder und erfordert das dringende Eingreifen der Vereinten Nationen und beunruhigter Regierungen.“

In den letzten zehn Jahren haben die chinesischen Behörden systematisch lokale Schulen in Tibet aufgelöst und durch zentralisierte Internatsschulen ersetzt, sogar für Kinder im Grundschulalter. Auch Klosterschulen und andere tibetische Privatschulen mussten schließen, so dass den Eltern keine andere Wahl blieb, als sich von ihren Kindern zu trennen. In Fällen, in denen Eltern versuchen, sich zu widersetzen, greifen die Behörden zu Drohungen und Einschüchterungen, um sie gefügig zu machen.

Als sich Eltern in einem Dorf dagegen wehrten, ihre Kinder ins Internat zu schicken, wurden sie mehrfach von den Behörden aufgesucht. Bei einem dieser Treffen, bei dem auch die Polizei anwesend war, bekamen sie zu hören: „...Wenn wir morgen wiederkommen müssen, wird das nicht gut für euch sein.... Wenn ihr nicht auf uns hört, werden wir euch einen nach dem anderen ausquetschen [unter Druck setzen]. Das ist für uns ein Leichtes.... Wenn ihr diese Politik weiterhin nicht akzeptiert und euch weigert, eure Kinder in unsere Schulen zu schicken, werden wir das als Protest betrachten...“.

Forscher in Tibet und China haben schwere emotionale und psychische Störungen bei tibetischen Schülern in den kolonialen Internaten dokumentiert. Der eingeschränkte Zugang zu Tibet macht eine Überprüfung der aktuellen Bedingungen aus erster Hand unmöglich, aber Interviews mit Tibetern im Ausland, die früher solche Internate in Tibet durchlaufen haben, zeichnen ein erschütterndes Bild von Kindern, die unter schlechten Bedingungen leben und körperlichem und sexuellem Mißbrauch, Rassismus und Diskriminierung sowie politischer Indoktrination ausgesetzt sind.

Der Bericht stützt sich auf eine Reihe von Primär- und Sekundärquellen, darunter Berichte aus erster Hand aus Tibet, die beschreiben, wie sich Chinas Bildungspolitik auf die Lebensumstände der Tibeter vor Ort auswirkt, Aussagen von Exiltibetern, die das koloniale Internatssystem Chinas überlebt haben, Daten aus offiziellen Quellen sowie von Wissenschaftlern in Tibet, China und im Ausland.

„China behauptet, die tibetischen Kinder zu erziehen, aber die Welt weiß, was die Folgen sind, wenn Kinder in Internate gesteckt werden, die von einem Staat betrieben werden, der ihre Kultur auslöschen will“, sagte Tethong. „Peking muss dazu gedrängt werden, das Recht aller tibetischen Kinder auf eine qualitativ hochwertige muttersprachliche Ausbildung zu respektieren, ohne sie von ihren Familien zu trennen, bevor noch mehr irreparable Schäden verursacht werden.“

(1) https://s7712.pcdn.co/wp-content/uploads/2021/12/ColonialBoardingSchoolReport2021.pdf