25. Januar 2017
Phayul, www.phayul.com, Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibeter, die auf Anordnung der Behörden bereits vor dem Kalachakra zurückkehrten, ins Verhör genommen, Pässe zerrissen

Tibeter, die der Aufforderung der chinesischen Behörden folgten und noch vor Beginn des Kalachakra-Rituals zurückkehrten, werden nun vorgeladen, verhört, und ihre Pässe werden ungültig gemacht. Damit wollen die Behörden an Informationen über das Kalachakra und über andere Gläubige gelangen.

Zahlreiche Tibeter aus dem besetzten Tibet wurden noch vor Beginn des Kalachakra (Dhue-Khor-Wang-Chen), das vom 2. bis 14. Januar in Bodh Gaya, Indien, stattfand und unter der Leitung des Dalai Lama stand, zurückgerufen. Viele, die diese Anweisungen befolgten, die von Drohungen wie dem Entzug der Pension und der staatlichen Beihilfe und sogar Strafmaßnahmen gegen die Familien zu Hause begleitet waren, werden trotz ihrer Kooperation einer Überprüfung unterzogen.

Tibeter aus der Präfektur Tsoshar in der Provinz Qinghai, die trotz gültiger Visa nach Hause zurückkehrten, werden nun Berichten zufolge von den Behörden einbestellt und eingehend über ihre Reise befragt, welche Orte sie besuchten, was sie von dort mitgebracht haben und welche Bekanntschaften sie unterwegs schlossen. Ihre Pässe werden konfisziert und unbrauchbar gemacht.

„Als sie zurückkehrten, wurden vielen ihre Pässe abgenommen. Wie eine Quelle RFA berichtet, „wurden bei Tibetern aus der Provinz Qinghai, die nach Indien gereist waren, die meisten der ihnen gehörenden Pässe bereits ungültig gemacht.“

In der Präfektur Tsoshar griffen die Behörden darauf zurück, Tibeter zu belohnen, indem sie jedem als eine „Geste der Anerkennung für die Kooperation 500 Yuan (73US$) gaben, und weitere 2.000 Yuan (292US$), die später ausgehändigt würden, in Aussicht stellten“, erfuhr RFA aus einer anderen Quelle. Den Rückkehrern wurde auch zugesagt, daß ihre konfiszierten Pässe ersetzt würden. „Doch ist es schwierig zu glauben, daß die Behörden ihre Versprechen einhalten werden“, fügte die Quelle hinzu.

Bei derartigen Schikanen gegen Personen, die zur Kooperation gezwungen wurden, sind die Aussichten derjenigen, die beschlossen haben zu bleiben und die Unterweisungen zu hören, trübe. Der Quelle von Phayul in Nepal zufolge werden die Pässe von Rückkehrern gleich bei der Ankunft am Flughafen sowohl in Tibet als auch an anderen Einreisehäfen in China zerrissen.

 „Die chinesische Regierung scheint von all denjenigen Tibetern, die nicht, wie angeordnet, vor dem Kalachakra nach Tibet zurückkehrten, eine Liste erstellt zu haben. Und wenn sie dann wieder ihre Heimatorte erreichen, werden die dortigen Behörden sie erneut der patriotischen Umerziehung unterziehen, oder es erwartet sie noch Schlimmeres“, heißt es bei der Quelle von Phayul.

Bereits Anfang dieses Monats warnten die Behörden in Tibet davor, daß Personen, die das Kalachakra besuchen, bei ihrer Rückkehr mit Schikanen zu rechnen hätten. Alle Leute, die Dinge tun, die etwas mit den Kalachakra-Unterweisungen zu tun haben, können mit Gefängnis von einigen Monaten bis zu fünf Jahren bestraft werden. Tonaufnahmen und Videos der Unterweisungen und Versammlungen wurden in Tibet ebenfalls verboten.

Peking erhob Einspruch gegen diese buddhistische Großveranstaltung, die unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama stand, und bezeichnete sie all illegal, während die tibetische Regierung-im-Exil sich enttäuscht zeigte, daß die Pilger und Gläubigen aus Tibet durch die scharfen Restriktionen an einer Teilnahme gehindert wurden.

Für Tibeter aus Tibet bedeutet dies das zweite Jahr in Folge einen Rückschlag bezüglich des Kalachakra: Letztes Jahr mußten die Organisatoren das Ereignis wegen gesundheitlicher Probleme des Dalai Lama absagen und dieses Jahr vereitelte die chinesische Regierung ihre Teilnahme.