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China verurteilt einen tibetischen Autor und einen ehemaligen Polizisten zu 13 Jahren Gefängnis
Die chinesischen Behörden im Bezirk Driru, Präfektur Nagchu, informierten die Angehörigen von zwei letztes Jahr festgenommenen Personen aus Driru, daß diese zu Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt wurden.
Der Schriftsteller Tsultrim Gyaltsen, 28, der unter dem Pseudonym Shokdril schrieb, und sein Freund Yougyal, 27, ein früherer Polizist, wurden wegen „Störung der sozialen Ordnung“ und „schlechtem Benehmen gegenüber Regierungsbeamten zu 13 bzw. 10 Jahren Gefängnis verurteilt“.
Für die Angehörigen, die ohne jegliche Information über den Verbleib der beiden sehr besorgt waren, war die Nachricht über ihre Verurteilung ein Riesenschock. Gegenwärtig sind die beiden im Gefängnis Chushul bei Lhasa inhaftiert.
Die Behörden erlaubten einer Person aus jeder Familie, die Gefangenen in der Haftanstalt zu besuchen. Durch eine Glasscheibe von ihnen getrennt, konnten sie nur über eine Sprechanlage mit ihnen reden. „Bis zu diesem Zeitpunkt wußte niemand etwas über sie, seit sie im Oktober letzten Jahres verhaftet wurden“, verlautet aus der Quelle. Den Familien wurde mitgeteilt, daß „ein Volksgericht in der Autonomen Region Tibet am 28. Oktober 2013 die Urteile gefällt habe“.
„Sie wurden nur über das Urteil informiert, bekamen aber kein Schriftstück zu Gesicht, das den Prozeß bestätigt hätte. Daher ist es zweifelhaft, ob es überhaupt eine Gerichtsverhandlung gegeben hat“, fuhr die Quelle fort. Weder gab es die gesetzlich vorgeschriebenen Anwälte für die beiden, noch wurden die Familien von einem etwaigen Prozeß in Kenntnis gesetzt.
Tsultrim wurde in der Nacht auf den 11. Oktober in seiner Wohnung im Dorf Chusham Tenkhar festgenommen. Ihm wurde angelastet, bei dem Hungerstreik von Hunderten von Tibetern, die vor einer chinesischen Polizeistation im September 2013 die Freilassung von Dorje Dragtsel forderten, eine führende Rolle gespielt zu haben. Dieser hatte sich geweigert, auf seinem Hausdach eine chinesische Flagge zu hissen, was zu seiner Festnahme führte. Die Polizei durchsuchte Tsultrims Wohnung und konfiszierte Laptop, Mobiltelefon und einige Bücher.
Im September 2013 stießen die Bewohner des Dorfes Mowa mit den Sicherheitskräften zusammen, nachdem aufsässige Tibeter sich geweigert hatten, auf ihren Häusern chinesische Flaggen zu hissen, und diese statt dessen in einen Fluß warfen. Die Behörden propagierten, daß die Tibeter das Mutterland lieben und die chinesische Nationalflagge auf ihren Häusern hissen müssten, was zu einem Konflikt zwischen den Vertretern des Staates und den Ortsbewohnern führte. Tsultrim und Yougyal gehörten zu denen aus der Gruppe, die die die Forderungen der Tibeter vorbrachten.
Tsultrim, ein ehemaliger Mönch des Klosters Palyul in Derge, legte 2001 die Robe ab und schrieb sich bei der Northwest University for Nationalities in Lanzhou ein, wo er vier Jahre lang kreatives Schreiben und die chinesische Sprache studierte. Monate ehe er den Kurs vollenden konnte, wurde er von der Hochschule verwiesen, denn es wurde ihm vorgeworfen, für die Diskussionen an der Schule Themen gewählt zu haben, die „gegen China gerichtet“ gewesen seien.
Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt startete er ein Gästehaus mit dem Namen Mirap Sarpai Droenkang, und gab tibetischen Kindern kostenlosen Unterricht in tibetischer Sprache, Poesie und in Chinesisch. 2007 brachte er ein Buch heraus, und 2012 war er Co-Autor eines Jahrbuches namens Mirap Sarpa. Er schrieb auch regelmäßig in seinem Blog auf Chinesisch.
Yougyal trat 2005 in den Polizeidienst. 2012 schied er wieder aus dem Dienst aus und startete sein eigenes Geschäft. Er war bekannt dafür, daß er als Polizist hilfsbereit gegenüber Tibetern war und sie freundlich behandelte.
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