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Nepals Polizei, die Druptses Leiche immer noch beschlagnahmt hält, nimmt vier Tibeter fest
Vier Tibeter, darunter zwei ältere Frauen, wurden gestern in Kathmandu aus unbekannten Gründen von der nepalischen Polizei festgenommen.
Das geschah genau zwei Wochen, nachdem ein tibetischer Mönch, Drupchen Tsering (Druptse) am 13. Februar aus Protest gegen Chinas Besetzung Tibets in der Hauptstadt Nepals Feuer an sich gelegt hatte. Trotz wiederholter Bitten der dort ansässigen Tibeter geben die nepalischen Behörden die Leiche von Drupchen Tsering immer noch nicht heraus.
Die vier Tibeter, die als Sonam Dhondup, 35, Jigme, 35, Tenzin Yangchen, 60, und Tsering 65, genannt werden, seien in der Nähe des Krankenhauses, in dem Druptses Leiche aufbewahrt wird, festgenommen worden. Dann seien sie in das Hanumandhoka Gefängnis, das größte der Stadt, gebracht worden, verlautet aus unserer Quelle.
„Es könnte durchaus sein, daß sie, ohne daß es irgendwelche plausiblen Beschuldigungen gegen sie gibt, bis zum 10. März, dem Gedenktag des tibetischen Volksaufstandes, in Gewahrsam gehalten werden“, meinte ein tibetischer Aktivist aus Kathmandu, der seinen Namen nicht genannt haben möchte.
Dieselbe Quelle fügte hinzu, die Lage in der Stadt sei „extrem angespannt“ und die Umgebung des besagten Krankenhauses sei wie zu einer Festung geworden. „Die Angst vor der Verhaftung der führenden Persönlichkeiten der tibetischen Gemeinde und von Aktivisten in den nächsten Tagen ist sehr groß“.
Die nepalesischen Behörden vertreten die Auffassung, daß Druptses Körper aus rechtlichen Gründen nur seinen Eltern, Blutsverwandten oder offiziellen diplomatischen Vertretern ausgehändigt werden könne. Wenn diesen Auflagen innerhalb von 35 Tagen nicht Folge geleistet würde, hätten sie, die Behörden, ein gesetzliches Bestimmungsrecht über den Körper.
Erst im Januar war Druptse aus Tibet geflohen und hielt sich seitdem in Kathmandu auf. Augenblicke, ehe er sich in der Nähe der heiligen Stupa von Boudhanath in Flammen setzte, hatte er einem ausländischen Touristen gegenüber seine Liebe zu dem „wunderschönen Land“ Tibet geäußert. Der Ausländer sagte später, Druptse habe einen „völlig ruhigen“ Eindruck gemacht.
„Etwa um 8.15 morgens betraten wir ein Terrassen-Café in Boudhanath, wo wir frühstücken wollten, als uns ein junger Tibeter, so etwa zwischen 20 und 25 Jahren alt, ansprach. Er sprach dann über Tibet, was für ein wunderschönes Land das sei und daß er es so liebe“.
Ehe Druptse das Café verließ, holte er ganz unauffällig ein Feuerzeug aus seiner Tasche und bat den Touristen, eine Aufnahme von ihm zu machen. Dieser Augenzeuge, der natürlich keine Ahnung hatte, daß Druptse sich gleich anzünden würde, sagte, obwohl alles so schnell passiert sei, sei er sehr ruhig gewesen.
„Da hörte ich ein riesiges Getöse, Leute, die kreischten und wegrannten. Er rannte nach rechts, von Flammen umtobt. Er schrie nicht einmal. Etwa drei Minuten lang lief er. Nun warfen die Leute ihre Jacken und Pullover auf ihn, um das Feuer zu ersticken“.
Der 25jährige Druptse verschied noch am selben Tag, nachdem er Brandverletzungen von 96% erlitten hatte. Drupchen Tsering, der aus dem Dorf Gyalchung in der Gemeinde Nupsur im Bezirk Serthar (chin. Seda) in der TAP Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan, stammt, hinterläßt seine Mutter Tselha und seinen Vater Sangnag Tenzin, einen reinkarnierten Lama.
Früher einmal hatte er seinen Freunden und Verwandten erklärt, daß er bisher noch gar nichts für die Sache Tibets habe tun können, aber in Zukunft wirklich etwas Konstruktives für das tibetische Volk tun wolle.
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