Ranghöherer tibetischer Mönch stirbt im Polizeigewahrsam
Nach Aussagen einer tibetischen Menschenrechtsgruppe ist einer der drei Mönche aus dem Bezirk Driru, die am 23. November in Lhasa festgenommen wurden, zu Tode gefoltert worden. Am 17. Dezember wurde seine Leiche der Familie ausgehändigt.
Wie das TCHRD berichtet, starb der 45jährige Geshe Ngawang Jampel auf der Polizeiwache. Es ist weniger als einen Monat her, seit er zusammen mit seinem Mitmönch Kalsang Choklang und noch einem Mönch in Lhasa, wohin sie in den jährlichen Ferien gereist waren, festgenommen wurde. Der Verbleib und der Zustand der beiden anderen Mönche sind unbekannt.
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Ngawang Jamphel
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Kelsang Choklang
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„Es ist klar, daß sie Ngawang Jampel zu Tode prügelten, während sie ihn an geheimem Orte in Verwahrung hielten. Er war ein gesunder, robuster Mensch, als er nach Lhasa aufbrach“, zitiert das TCHRD eine Quelle.
Ngawang ist das letzte Opfer der Verfolgung gut informierter und gebildeter Tibeter. Seit den landesweiten Protesten von 2008, als er verhaftet und für zwei Jahre wegen angeblicher Verbindungen zu den „separatistischen Kräften im Exil ins Gefängnis gesperrt wurde, steht er auf der Abschußliste.
Angehörige kremierten Ngawangs Körper auf dem Bestattungsfeld in der Nähe des Klosters Sera. Zuhause in Driru werden Gebete dargebracht und die Totenrituale vollzogen. Die Polizei warnte die Familie des Verstorbenen, Außenseitern, besonders den „separatistischen Exilkräften“ etwas von Ngawangs Tod mitzuteilen.
Letzten Monat kamen bewaffnete Polizei und Sicherheitspersonal in das Kloster Tarmoe, wo nur noch ein paar Mönche und der Tempelverwahrer anwesend waren. Die Polizei wollte wissen, wo der Rest der Mönche hingegangen sei und verlangte die Schlüssel zu den abgeschlossenen Zimmern der Mönche, die in Ferien waren. Die Mönche antworteten, daß sie die Schlüssel nicht hätten. Daraufhin umstellte die bewaffnete Polizei sofort das Kloster, brach die Zimmer auf, durchwühlte sie und nahm Laptops, Mobiltelefone, CDs und andere persönliche Gegenstände mit. Aus Ngawangs Zimmer wurden zwei Laptops konfisziert.
1968 im Dorf Totho im Bezirk Driru geboren, wurde Ngawang Jampel 1987 Mönch im Kloster Tarmoe. Zwei Jahre später begab er sich nach Indien, um seine Studien im Kloster Sera Je in Südindien fortzuführen. 2007 kehrte er nach 19 Jahren emsigen Studiums sowohl des Buddhismus als auch modernen Wissens in seine Heimat zurück.
Nach Verbüßung seiner zweijährigen Gefängnisstrafe 2010 wirkte er einige Zeit als Lehrer für buddhistische Debatte im Kloster Choeling. Er führte auch Debattier-Kurse für Mönche und für die Laiengemeinde im Kloster Tarmoe ein, die nun seit dem 23. November von der Polizei ausgesetzt wurden. Ngawang genoß unter seinen Landsleuten großen Respekt wegen seiner zahlreichen gemeinnützigen Aktivitäten. So vermittelte er bei der friedlichen Beilegung von Streitigkeiten und brachte die dort ansässigen Tibeter dazu, von schädlichen Gewohnheiten wie dem Glücksspiel abzulassen.
Ngawangs Tod ist ein großer Schock für die Bewohner von Driru, besonders für die Mönche des Klosters Tarmoe. „Er war ein sehr effizienter Verwalter, Lehrer und ein sehr gewissenhafter Mensch. Ohne ihn wird Tarmoe niemals mehr sein wie zuvor“, wird die Quelle zitiert.
Die chinesische Regierung betrachtet Driru als eine der aufsässigsten Regionen in der TAR, die vor antichinesischen Gefühlen koche, verlautet aus der genannten Quelle. „Sie fürchten, daß die Instabilität in Driru sich auf andere Gegenden der TAR ausweiten könnte. Deshalb unterziehen sie die Tibeter dort seit September einer rigorosen‚ Gedanken-Reformierungs-Kampagne“.
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