17. Februar 2013
Phayul, www.phayul.com

Eine weitere Selbstverbrennung erschüttert Tibet, die Zahl steigt auf 102

Wie soeben verlautet, setzte sich heute ein weiterer Tibeter in der Gegend von Labrang (Sangchu) in Osttibet aus Protest gegen Chinas fortgesetzte Besetzung Tibets in Brand.

Der 49jährige Namlha Tsering, der auch als Hoba bekannt ist, schritt um etwa 17.40 Ortszeit in der Bezirksstadt Sangchu in der TAP Kanlho (Gannan) zu seiner feurigen Tat. Über seinen gegenwärtigen Zustand ist nichts bekannt, obwohl er unseren Quellen zufolge kaum Chancen hat zu überleben [Inzwischen wurde gemeldet, daß er verstorben ist].

Namlha Tsering sitzt brennend auf der Straße und sein Ausweis

Phayul zugegangene Bilder zeigen Namlha Tsering mit gekreuzten Beinen inmitten einer stark befahrenen Straße sitzen, während die Flammen von seinem Körper emporschießen. Auf einem anderen Bild sieht man ihn, wie er auf den Rücken gefallen ist, wobei das Feuer immer noch seinen Körper umlodert.

Es dauerte nicht lange, bis das chinesische Sicherheitspersonal zur Stelle war, die Flammen löschte und ihn wegschaffte. Spätere Fotos zeigen, wie das chinesische Sicherheitspersonal die Stelle, wo sein Körper gelegen hatte, umstellt hat, während Aschespuren noch deutlich auf dem Boden zu sehen sind.

Namlha Tsering wird von seiner Frau und vier Söhnen, der älteste ist ein Mönch, überlebt.

Sein Protest erfolgte am fünften Tag der traditionellen tibetischen Neujahrsfeierlichkeiten Losar. Dieses Jahr begingen die Tibeter Losar mit Gebeten für ihre Landsleute, die dieses Jahr in den Feuertod gingen, um Chinas Herrschaft in Frage zu stellen.

Seit 2009 haben sich nun 102 unter der Herrschaft Chinas lebende Tibeter verbrannt, sie forderten Freiheit und die Rückkehr Seiner Heiligkeit, des Dalai Lama, aus dem Exil.

Das amerikanische Außenministerium nahm am Freitag die „schrecklichen Zahlen“ der Feuerproteste in Tibet zur Kenntnis und drückte seine tiefe Besorgnis über die Selbstverbrennungen aus. „Wir wenden uns an jene, die sich selbst verbrennen wollen oder diejenigen, die eine solche Tat in Betracht ziehen, und bitten sie, sehr gründlich darüber nachzudenken, ob es wirklich der beste Weg ist, um sich auszudrücken“, erklärte die Sprecherin des Außenministeriums, Victoria Nuland. „Und wir wenden uns ebenfalls, wie wir das jedes Mal tun, auch an die chinesische Regierung, und bitten sie, ihre eigene Politik in Tibet zu überdenken, die zu soviel Spannung und Frustration geführt hat.“

„Trotz der wiederholten Appelle des Kashag, von solch drastischen Taten abzusehen, haben sich seit 2009 über 102 Tibeter aus Protest gegen die fortgesetzte Besetzung ihrer Heimat und die Repressionen angezündet“, wird die Tibetische Zentralverwaltung zitiert.

Wie das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie in Dharamsala kürzlich mitteilte, hat die chinesische Regierung ihre Propagandaoffensive gegen die die Selbstverbrennungen intensiviert und die „patriotische Erziehungskampagne“ auf die Einstimmung gegen Verhinderung von Selbstverbrennungen ausgerichtet.

Laut TCHRD veröffentlichte die chinesische Regierung ein Dokument, in dem sie gemäß dem chinesischen Strafrecht erläutert, was für Folgen es für eine Person haben kann, die der „Anregung, Aufstachelung oder Anstiftung zur Selbstverbrennung“ angeklagt wird. Das Dokument, vermutlich eine Broschüre, die im Januar 2013 herauskam, hat den Titel „Liebe das Leben, respektiere das Gesetz“.

In dem Dokument, das dem TCHRD seitenweise zuging, heißt es, daß „andere irrezuführen, sie zu animieren oder gar zu zwingen, sich zu verbrennen, vom Gesetz als ’vorsätzliche Tötung‚ betrachtet werde“.

Weiter steht in dem Dokument, daß „jene, die den Beamten des PSB, dem medizinischen Personal oder anderen, die die Selbstverbrenner retten wollen, Hindernisse in den Weg stellen, gemäß Art. 232 des Strafgesetzbuches der ’vorsätzlichen Tötung’ angeklagt und entweder zum Tode, zu lebenslanger oder einer zehnjährigenHaft verurteilt werden. Personen, die weniger schwerwiegende Verbrechen begehen, werden zu Gefängnisstrafen von drei bis zu zehn Jahren verurteilt.“

Der TCHRD ist der Auffassung: „Die jüngsten willkürlichen Festnahmen und Verhaftungen sind Teil der offiziellen Bestrebungen, die Selbstverbrennungsproteste der Tibeter zu kriminalisieren und sie mit der sogenannten Dalai Clique im Exil in Zusammenhang zu bringen. Es handelt sich hier um eine systematische und konzertierte Aktion der chinesischen Regierung, um den realen und dringenden, von den Selbstverbrennungsprotesten ins Bewußtsein gebrachten Problemen aus dem Wege zu gehen, sich nicht damit befassen zu müssen“.