14. Januar 2013
Phayul, www.phayul.com, Radio Free Asia, www.rfa.org

Chinesische Behörden nehmen 15 Tibeter wegen Weitergabe von Informationen über Feuerproteste fest

Bei ihrem harten Vorgehen als Reaktion auf die Welle der Selbstverbrennungsproteste haben die chinesischen Behörden nun in der Region Luchu der Präfektur Kanlho, Provinz Gansu, acht weitere Tibeter festgenommen, darunter auch jemanden aus der Familie eines Feueropfers, weil sie angeblich Außenstehende mit Informationen über die Feuerproteste versorgt haben.

Am 20. Dezember 2012 stellten die Behörden Kalsang Samdrub (Akhu Samdrup Tsang), einen 44jährigen Mönch des Klosters Sherab Phuntsok Rabgayling, in seiner Unterkunft im Kloster zur Rede. Am folgenden Tag nahmen sie ihn fest, weil er angeblich mit den „spalterischen“ Kräften im Ausland in Verbindung stehe.

Akhu Samdrup Tsang
Dorje Dhondup
Kalsang Kyab

Die anderen sieben, Nyima, Lhamo Dorje, Dorjee Dhondrub, Kalsang Kyab, Kalsang Sonam, Kalsang Namdren und Sonam Kyi, die alle Laien sind, wurden drei Tage später festgenommen. Die Behörden warfen ihnen vor, Leute von außerhalb kontaktiert und ihnen Informationen über den Selbstverbrennungsprotest von Tsering Namgyal, der sich 29. November 2012 in der Nähe eines Regierungsgebäudes in Luchu in Brand gesetzt hatte (1), geliefert zu haben.

Einer der Festgenommenen, Kalsang Namdren, ist ein Schwager von Tsering Namgyal. Die einzige Frau aus der Gruppe, Sonam Kyi, war bereits früher einmal inhaftiert, weil sie angeblich Informationen über die Massenerhebung 2008 in Lhasa an Außenstehende gesandt habe. Seit dieser Zeit ist es ihr verboten nach Lhasa zu reisen.

Unseren Quellen zufolge hätten die Behörden Nyima wieder frei gelassen, nachdem sie sein Mobiltelefon und andere elektronische Geräte beschlagnahmt hatten. Der Zustand und der Aufenthaltsort der übrigen Verhafteten sind unbekannt.

Statt auf die Beschwerden der Protestierenden einzugehen, haben die Behörden auf die Vielzahl der Selbstverbrennungen hin eine Reihe von strengen Gegenmaßnahmen ergriffen; so soll nun jeder, bei dem Begünstigung oder Anstiftung zur Selbstverbrennung festgestellt wird, des Mordes angeklagt werden, während Leute, die für die Feueropfer beten oder den Angehörigen ihr Beileid ausdrücken, anderweitig bestraft werden.

Kalsang Sonam
Lhamo Dorjee
Nyimala

Schon mehrere Tibeter wurden unter der Anklage, andere mit Informationen über die Selbstverbrennungsproteste versorgt zu haben, festgenommen und zu langen Gefängnisstrafen verurteilt.

Seit 2009 gab es 96 (98) bekannt gewordene Fälle von Tibetern, die sich aus Protest gegen Chinas Herrschaft selbst anzündeten und Freiheit und die Rückkehr ihres geistlichen Oberhaupts forderten. Auch das neue Jahr verzeichnete einen feurigen Start mit der Tat von Tsering Tashi, 22, der am 12. Januar 2013 in der Gegend Amchok von Sangchu seinen Verbrennungen erlag.

Der Dalai Lama forderte kürzlich bei einem Gespräch mit einem indischen Fernsehsender eine „gründliche Untersuchung“ der Ursachen für die Welle der Selbstbrennungen. „Letztes Jahr, als dies zuerst geschah, war ich in Japan und sagte, es sei nun an der Zeit, daß die chinesische Regierung eine gründliche Untersuchung vornimmt, um die Ursachen für diese traurigen Ereignisse zu erforschen. Sie sind nämlich nur das Symptom von einer Ursache“.

Er fügte hinzu, daß zwei oder drei Generationen von Tibetern in Tibet unter der chinesischen Herrschaft „wahrlich ungeheuer viel gelitten“ haben.

Ferner berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, daß die chinesische Polizei in Gansu sieben Tibeter in Gewahrsam genommen habe, denen sie vorwirft, Sangye Gyatso zu seiner Tat im Oktober aufgehetzt zu haben (2). Hinter der Selbstverbrennung steckten „führende Mitglieder des zur Dalai Clique im Ausland gehörenden Tibetischen Jugendkongresses“, heißt es bei Xinhua.

Der Dalai Lama wies in einer Erklärung alle Anschuldigungen zurück, er trage mit Schuld an diesem Geschehen. Behauptungen, er habe zu diesen Feuerprotesten aus der Ferne angeregt, seien ein „Zeichen von Verzweiflung“ bei der chinesischen Führung, die sie ihrem Volk durch eine Politik der „Zensur“ und „irreführender Informationen“ präsentiert.