Tibetischer Schriftsteller aus Malho in schwerkrankem Zustand entlassen
Die chinesischen Behörden ließen einen weiteren tibetischen politischen Gefangenen namens Jigme Gyatso, der am besten unter seinem Schriftstellernamen Ari Jigme bekannt ist, aus dem Gefängnis No. 1 in der Stadt Lanzhou, Provinz Gansu, frei. Sein Gesundheitszustand wird als ernst beschrieben. Er leidet unter „Niereninsuffizienz, Rückenschmerzen und schlechter Sicht“.
Ari Jigme, der über drei Jahre inhaftiert war, wurde am 27. April 2013 entlassen. Geboren in Besi, einer Kleinstadt in Malho in der traditionellen Provinz Amdo, ist der heute 28jährige Jigme der Sohn von Sherab und Dolkar. 1995 trat er in das Kloster Labrang Tashikyil ein und schloß später seine Studien an einer Einrichtung für höhere buddhistische Studien in der Provinz Gansu ab.
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Ari Jigme Gyatso nach der Entlassung, begeisterter Empfang in seinem Heimatdorf
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Bereits 2008 brachte er Informationen über die Lage der politischen Gefangenen Golog Jigme, Jigme Goril und Gartse Jigme an die Außenwelt. Am 20. Oktober wurde er festgenommen.
2010 organisierte er zusammen mit Freunden einen Workshop unter dem Motto „Kalsang Metok“, um das Bewußtsein von der Bedeutung der tibetischen Sprache bei den Studenten wachzurufen. Und im Oktober desselben Jahres „war er einer der Anführer einer Massendemonstration von Studenten, die gegen die Regierungspolitik über die Verwendung der tibetischen Sprache an Schulen demonstrierten.
Tausende von tibetischen Schülern diverser Schulen demonstrierten auf friedliche Weise gegen den Beschluß der chinesischen Regierung, an den tibetischen Schulen in Osttibet die Unterrichtssprache Tibetisch durch Chinesisch zu ersetzen.
Nach diesem Protest floh Jigme Gyatso nach Tsoe in die benachbarte Region Kanlho. Doch das chinesische Sicherheitspersonal stellte ihn und nahm ihn in einem Internetcafé fest, als er gerade dabei war, Informationen über den Studentenprotest nach draußen zu senden.
Ein chinesisches Mittleres Volksgericht verurteilte ihn zu drei Jahren Gefängnis wegen „Weitergabe von nationalen Geheimnissen“. Zwei Tage später kam er in die Haftanstalt „Sektion 1“ in Lanzhou.
Er schrieb mehrere politische und nicht-politische Artikel unter verschiedenen Pseudonymen wie Ari Jigme, Namchen und Topden. Sein bekanntester Artikel trägt den Titel „Wenn die Tränen auf den Boden fallen“. Außerdem sandte er Artikel ins Ausland, etwa an das Exil-Magazin „Thogan Gyathun“, wo sein Gespräch mit einem älteren Tibeter wiedergegeben wird.
In dem Bericht heißt es, „Ari Jigmes Gesundheit habe sich so sehr verschlechtert, daß nicht einmal seine Freunde ihn wiedererkennen können, nachdem er drei Jahre und einen Monat in einem chinesischen Gefängnis zugebracht hat“.
Infolge der langen Stunden, die er als Schneider im Gefängnis Zwangsarbeit leisten mußte, habe auch seine Sehkraft stark nachgelassen, wird berichtet. Ein Besucher, der ein paar Tage bei ihm verbrachte, meint, „er könnte sogar einen Gehirnschaden davongetragen haben“.
Erst vor einigen Tagen wurden zwei andere tibetische Gefangene nach Vollendung ihrer überlangen Haftstrafen in einem schlechten Gesundheitszustand entlassen. Lodoe Gyatso, 52, kam am 2. Mai frei, nachdem seine 21-jährige Strafe zu Ende gegangen war, während Lobsang Tenzin, einer von den Tibetern mit den längsten Gefängnisstrafen, nach 25 Jahren hinter Gittern in einem prekären Zustand entlassen wurde.
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