Massenfestnahmen von Tibetern im Zusammenhang mit Selbstverbrennungen
In der ersten Massenverhaftung dieser Art im Zusammenhang mit den Feuerprotesten haben die chinesischen Behörden in Osttibet 70 Tibeter festgenommen.
Das chinesische Staatsmedium Xinhua zitierte einen Polizeisprecher in der Gegend Malho, der sagte, die „Tatverdächtigen“ seien im Zusammenhang mit der „Reihe von Selbstverbrennungen seit November 2012“ festgenommen worden.
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Paramilitärische Truppen in Ngaba
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99 Tibeter haben sich seit 2009 in Brand gesetzt, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren und Freiheit und die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil zu fordern.
Xinhua zufolge sagte ein höherer Polizeifunktionär, es würden noch größere Bemühungen unternommen, „um die Fälle gründlich zu ermitteln und jene, die unschuldige Leute dazu drängen, sich selbst zu verbrennen, hart zu bestrafen“.
Lyu Bengian, der der Spezialeinheit der Polizei zur Ermittlung der Selbstverbrennungen vorsteht, gab der Dalai-Clique die Schuld, die „Proteste ausgeheckt und dazu aufgehetzt“ zu haben.
„Persönliche Informationen wie etwa Fotos der Opfer wurden ins Ausland geschickt, um zu noch mehr Selbstverbrennungen anzuregen“, wird er weiter zitiert. „Einige der Opfer waren auch frustriert, sie waren dem Leben gegenüber pessimistisch eingestellt und wollten sich durch eine solche Tat Ehre und Ansehen verdienen“, fügte er hinzu.
Der Artikel bringt die Geschichten von einigen individuellen Selbstverbrennern, bei denen angeblich persönliche Probleme der Grund für ihre Tat gewesen seien.
Unter den Festgenommenen wird ein Phagpa genannt, ein junger Tibeter aus Dowa, Bezirk Rebkong, der festgenommen wurde, weil er an den Bestattungen von sechs Selbstverbrennern teilgenommen hat, den jeweiligen Familien Geschenke gemacht und die Ideen von Separatismus und „tibetischer Unabhängigkeit“ verbreitet habe.
Vergangenen Monat verurteilte ein chinesisches Gericht Lobsang Kunchok zum Tode mit zweijährigem Vollstreckungsaufschub und Lobsang Tsering zu 10 Jahren Gefängnis unter der Anklagte der „vorsätzlichen Tötung“. Und am selben Tag verurteilte ein anderes Gericht aus ähnlichen Gründen sechs Tibeter zu Haftstrafen von 3 bis zu 12 Jahren.
Nach diesen Verurteilungen forderte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch die chinesischen Behörden auf, Kunchok und Tsering „unverzüglich freizulassen, denn ihre Verurteilung basiere „einzig und alleine auf Geständnissen, die sie während ihrer fünf Monate in der Untersuchungshaft machten“.
„Diese Strafverfolgungen entbehren jeglicher Glaubwürdigkeit“, kommentierte Sophie Richardson, die Asien-Referentin von HRW. „Die chinesische Regierung meint wohl, sie könne die Selbstverbrennungen stoppen, indem sie einen jeden bestraft, der darüber redet. Aber durch die strafrechtliche Verfolgung dieser ’Aufhetzungs-Fälle‚ verschlimmert die Regierung die Tragödie dieser Suizid-Proteste nur noch mehr“.
HRW erklärte, es habe die „endemische Anwendung von Folter, grausamer, unmenschlicher oder herabwürdigender Behandlung und Nötigung von Tibetern in der Haft“ zur Genüge dokumentiert.
Zu Selbstverbrennungen kommt es im Kontext der langjährigen Repressionspolitik in den tibetischen Gebieten, die die Rechte der Tibeter ernsthaft beschneidet“, sagte HRW.
Auch die Tibetische Zentralverwaltung in Dharamsala beklagte diese harten Urteile und warf der chinesischen Führung vor, daß sie „einzig und allein für die zunehmende Unruhe und immer schlechter werdende Situation in Tibet verantwortlich ist“.
„Diese Reihe überstürzter Urteilssprüche zeigt deutlich, daß den Tibetern in Tibet die grundlegenden Menschenrechte verweigert werden. Es ist auch offensichtlich, daß sie unter völliger Mißachtung der Bestrebungen der Tibeter und ihrer tiefen Verzweiflung, wie sie aus der Welle der Selbstverbrennungen ersichtlich werden, gefällt wurden.“
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