China riegelt Tibet erneut von der Außenwelt ab: Einreiseverbot für ausländische Touristen
Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat China nun Tibet von der Außenwelt abgeriegelt: Das Einreiseverbot für ausländische Touristen erfolgte zehn Tage, nachdem zwei Tibeter sich in der Hauptstadt Lhasa in Brand gesetzt hatten.
Größere Reiseagenturen in der Region wurden Ende Mai davon in Kenntnis gesetzt, daß keine Reisenden aus dem Ausland mehr nach Tibet kommen dürfen. Sie haben keine Ahnung, wie lange dieses Verbot in Kraft bleiben wird.
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Truppen in Lhasa (Bildquelle: TPI)
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„Das Tourismusaufsichtsamt wies uns Ende Mai an, keine Reisen für ausländische Gruppen mehr zu organisieren. Wir wissen nicht, wann sie die Sperre wieder aufheben werden“, zitierte AFP einen Angestellten bei dem Tibet China International Tour Service.
Obwohl man den offiziellen Grund für diese Maßnahme nicht kennt, wird allgemein vermutet, daß die doppelte Selbstverbrennung in Lhasa am 27. Mai, auf die ein scharfes Vorgehen der Sicherheitskräfte und die Festnahme von Hunderten von Tibetern folgten, den Anlaß dazu gegeben haben könnte.
Diese neuerliche Sperre erfolgt in weniger als drei Monaten, nachdem Tibet bereits von Mitte Februar bis Ende März für Ausländer unzugänglich war. Die erste Sperre dieses Jahr umfasste die Zeitspanne von zwei wichtigen Ereignissen, nämlich dem tibetischen Neujahr (22.-24. Februar) und dem Gedenktag an den tibetischen Volksaufstand am 10. März. Demonstrationen am 10. März 2008 hatten nämlich zu den größten Unruhen in ganz Tibet seit Jahrzehnten geführt. Auch letztes Jahr wurde in Tibet wegen der bombastischen offiziellen Feierlichen in Lhasa zum 90jährigen Bestehen der Kommunistischen Partei Chinas und zu dem 60jährigen Jubiläum der ‚friedlichen Befreiung’ Tibets etwa um dieselbe Jahreszeit ein Einreiseverbot für Ausländer erlassen.
Dorjee Tseten, 18, aus Bora, Kreis Labrang Tashi Khyil, in Amdo zündete sich am 27. Mai zusammen mit seinem Freund Dargye, 25, aus Ngaba vor dem Jokhang-Tempel in Lhasa an. Dorje Tseten starb, während Dargye vermutlich überlebt hat.
Auf diese feurigen Proteste hin stöhnt Lhasa derzeit unter einer übermächtigen Militär- und Sicherheitspräsenz, die einhergeht mit Hunderten von Festnahmen von Tibetern, vor allem jener, die Zeugen der Selbstverbrennung wurden.
Durch dieses Einreiseverbot für ausländische Touristen will China vor der Welt verbergen, was in Tibet wirklich geschieht. Viele Tibeter haben große Angst, über die derzeitige Lage zu sprechen, denn sie wissen, was es für Folgen für sie hat, wenn sie mit der Außenwelt kommunizieren.
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