Tibet brennt weiter: Sangdak Tsering setzt sich in Flammen und stirbt
Die alarmierenden Berichte aus Tibet reißen nicht ab: Ein weiterer Tibeter starb bei seinem Selbstverbrennungsprotest aus Opposition gegen die chinesische Regierung.
Der 24jährige Sangdag Tsering verbrannte sich gestern um etwa 7 Uhr abends vor einem chinesischen Regierungsbüro in der Ortschaft Dokar Mo in der Gegend von Rebkong. Er starb am Ort seines feurigen Protestes.
Seine Tat erfolgte nur Stunden, nachdem die Tibeterin Chagmo Kyi vor einem chinesischen Finanzamt in der Stadt Rongwo den Flammen erlegen war.
Quellen zufolge beriefen die chinesischen Behörden an diesem Tag die tibetischen Bewohner zu einem Massenmeeting ein, bei dem sie die strenge Vorschrift erließen, daß es verboten sei, fortan die Familien der Selbstverbrenner zu Kondolenzzwecken aufzusuchen. Außerdem wurde den Klöstern mit Schließung gedroht, falls sie sich nicht an die Verordnung hielten.
„Der Märtyrer Sangdak Tsering setzte sich später am Abend genau an dem Platz in Brand, wo das Meeting stattfand“, teilte der Exiltibeter Dorjee Wangchuk mit.
Chinesisches Sicherheitspersonal eilte herbei und versuchte die Flammen zu löschen, doch Sangdag Tsering brannte bereits lichterloh und erlag seinen Verletzungen.
„Mönche aus zwei benachbarten Klöstern und Tausende von ortsansässigen Tibetern liefen an dem Ort des Feuerprotestes zusammen und trugen seinen Körper in das Kloster Gonshul Sangag Mindrol Dhargyeling zur Kremierung“, fuhr Wangchuk fort.
Dortigen Quellen zufolge hatte Sangdak Tsering wiederholt zu seiner Frau gesagt, daß das Leben nicht mehr lebenswert sei ohne Freiheit, ohne Seine Heiligkeit den Dalai Lama in Tibet sehen zu können, angesichts der fortgesetzten Gefangenschaft des Panchen Lama und der nicht endenden wollenden Reihe der Selbstverbrennungen seiner Landsleute. Seine Frau tröstete ihn, er solle doch nicht immerzu an diese Dinge denken, doch er konnte nicht anders und empfand tiefen inneren Schmerz.
Und vor einer Woche schrieb er kurzes Gedicht über seine Loyalität zu Tibet, das er per Email einem Freund sandte, und dessen zwei letzte Zeilen lauten: „Ihr tapferen Männer des Schneelandes, vergeßt nicht, Tibet in Treue verbunden zu bleiben“.
Sangdak Tsering wird von seinen Eltern, seiner Frau Phagmo Tso, 24 und seinem dreijährigen Sohn überlebt.
In einer alarmierenden Eskalation der Selbstverbrennungsproteste legten alleine in diesem Monat 14 Tibeter Feuer an sich, neun davon in der Gegend von Rebkong. Insgesamt haben sich nun 76 [78] Tibeter seit 2009 in Tibet verbrannt, sie forderten Freiheit und die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil.
Der Dalai Lama bemerkte gestern, als er zu der Sonderversammlung der Tibet-Unterstützer in Dharamsala sprach, die Lage in Tibet sei „sehr ernst“.
„Ob die chinesische Regierung dem zustimmt oder nicht, es gibt Probleme und diese Probleme sind weder für die Tibeter noch für das Volk der Chinesen gut. Deshalb müssen wir eine auf gegenseitigem Verständnis und Respekt basierende Lösung finden“. „Der Einsatz von Gewalt wird niemals zu zufriedenstellenden Ergebnisse führen“.
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