3. September 2012
Phayul, www.phayul.com

Zwei weitere Tibeter in Ngaba festgenommen, Kloster Kirti Tag und Nacht unter Überwachung

Seit die Welle der Selbstverbrennungen begonnen hat, wird das Vorgehen der Behörden gegen die Tibeter immer schärfer: Sie nahmen zwei weitere Tibeter in der belagerten Region von Ngaba fest. Diese Festnahmen stehen im Zusammenhang mit den Selbstverbrennungen des jugendlichen Mönchs Lobsang Kalsang, 18, und von Dhamchoe, 17, einem ehemaligen Mönch, Ende August (1).

Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie identifizierte die zuletzt Verhafteten als Jamyang Khyenkho, einen 60jährigen Laien, und Lobsang Sangyal, einen Mönch des Klosters Kirti, der ein Cousin von Lobsang Kalsang ist. Seit ihrer Festnahme am 28. August ist über ihren Verbleib und Zustand nichts bekannt geworden.

Lobsang Sangyal

„Lobsang Sangyal, etwa 22, wurde in der Nacht zum 28. August in seiner Mönchsbehausung im Kloster Kirti festgenommen. Er war ein direkter Cousin des Mönchs Lobsang Kalsang, der einen Tag zuvor als Folge seiner Selbstverbrennung starb. Sangyal stammt aus der Nomadensiedlung Raruwa im Bezirk Ngaba“.

Und Jamyang Khyenkho, Vater von drei Kindern, wurde am 28. August „unter dem Verdacht, Personen außerhalb Tibets kontaktiert zu haben“, festgenommen. „Wie die Anklage gegen ihn lautet, ist jedoch unbekannt“.

Der Exilzweig des Klosters Kirti in Dharamsala gab eine Mitteilung heraus, der zufolge die chinesischen Sicherheitskräfte neue Strukturen um das Kloster herum errichtet hätten, um es rund um die Uhr noch besser überwachen zu können.

„Jetzt haben die Behörden permanente Militärpolizei-Stellungen an den vier Toren des Klosters eingerichtet und beobachten es Tag und Nacht“.

Das Kloster Kirti ist das Zentrum der Welle der feurigen Proteste. Eine ganze Reihe seiner Mönche ist verschwunden oder wurde zu sehr langen Haftstrafen verurteilt.

Im Juni verurteilte das Mittlere Volksgericht von Ngaba Lho Younten Gyatso, einen höher gestellten Mönch des Klosters Khashi Gyephel Samtenling in Ngaba, zu sieben Jahren Gefängnis wegen der Weitergabe von Bildern und Informationen über die Selbstverbrennung der Nonne Tenzin Wangmo am 17. Oktober 2011 (2).

Die Tibetische Zentralverwaltung erklärte, ganz Tibet stehe „de facto unter Kriegsrecht“ und machte die chinesische Regierung für die wachsende Zahl der Selbstverbrennungen verantwortlich:

„Ganz Tibet steht unter nicht erklärtem Kriegsrecht und bleibt für ausländische Touristen und Journalisten verschlossen. Eine derartig brutale Reaktion der chinesischen Regierung treibt immer mehr Tibeter dazu, zu solch drastischen Handlungen zu schreiten“.

Seit 2009 haben sich 51 Tibeter in Tibet in Brand gesetzt, um Freiheit für Tibet und die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil zu fordern. Allein im Monat August gab es sieben Selbstverbrennungen und eine Flut von Protesten, bei denen tibetische Demonstranten brutal zusammengeschlagen oder getötet wurden.

Die China-Kommission des US-Kongresses stellte in einem Sonderbericht fest, daß die Welle der Selbstverbrennungen einhergehe „mit dem zunehmenden Gebrauch gesetzlicher Maßnahmen zur Unterdrückung und Kontrolle wesentlicher Elemente tibetischer Kultur durch die Chinesische Kommunistische Partei und die Regierung sowie damit, daß der Dialog zwischen China und dem Dalai Lama gescheitert sei, ohne zu dem geringsten Fortschritt geführt zu haben“ (3).

(1) 27. August 2012, „50. und 51. Selbstverbrennung: Zwei Teenager in Ngaba zündeten sich selbst an und starben

(2) 22. August 2012, „Leitender Mönch wegen Weitergabe von Informationen zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt"

(3) 22 August 2012, “Special Report: Tibetan Self-Immolation: Rising Frequency, Wider Spread, Greater Diversity