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Letzte Botschaft der Cousins vor ihrer Selbstverbrennung: “Stellt die Freiheit in Tibet wieder her”
Die Aufzeichnung einer kurzen gesprochenen Botschaft von Choephag Kyab und Sonam, die sich kürzlich selbst verbrannten, hat ihren Weg ins Exil gefunden. Die auf einem Mobiltelefon aufgenommenen Worte der beiden werden in der Gegend von Dzamthang in der TAP Ngaba überall herumgereicht.
„Wie ich aus Tibet hörte, hinterließen Choephag Kyab und Sonam eine gesprochene Mitteilung, ehe sie am 19. April zu ihrer todbringenden Tat schritten“, berichtete der Exiltibeter Tsangyang Gyatso Phayul.
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Hommage an Choephag Kyab
(von Tsering Woeser)
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In ihrer letzten Botschaft an die Adresse aller Tibeter sagten Choepag Khab und Sonam, sie würden sich zum „Schutze des Buddha Dharma“ in Tibet und für die „Wiederherstellung der Freiheit in Tibet“ opfern. Sie machten deutlich, daß sie es nicht „für ihren persönlichen Ruhm“ täten. Die beiden, die zur „Einheit unter den Tibetern“ mahnten, riefen ihre Mitbürger zur Einigkeit auf und baten sie auch, „sich nicht mehr zu streiten“.
„Die Botschaft, die in der ganzen Region im Umlauf ist, hat die Tibeter in Dzamthang tief berührt“, fügte Gyatso hinzu. „Als eine direkte Folge des Appells, die Bruderkämpfe einzustellen, versammelten sich gestern viele Tibeter vor dem Kloster in Dzamthang und verbrannten all ihre Waffen“. „Sie gelobten, nicht mehr gegeneinander zu kämpfen und die Grundsätze der Gewaltlosigkeit und Wahrhaftigkeit zu achten“.
Die beiden um die 20 Jahre alten Cousins hatten sich am 19. April aus Protest gegen die fortgesetzte Besetzung Tibets durch China in der Nähe eines Verwaltungsgebäudes in der Gemeinde Barma unweit vom Kloster Jonang Dzamthang Gonchen in der leidgeprüften Region Ngaba, dem Zentrum der derzeitigen Welle der Selbstverbrennungen, in Brand gesteckt.
Ortsansässige liefen am Schauplatz des Geschehens zusammen und verhinderten, daß das chinesische Sicherheitspersonal die Körper entfernte. Sie brachten sie statt dessen ins Kloster Dzamthang. Auf Druck der Lokalbehörden wurden die beiden schließlich um Mitternacht in der Nähe des Klosters eingeäschert. Bis zu sechstausend Tibeter waren zu der Bestattung zusammengeströmt.
36 Tibeter setzten sich seit 2009 in Flammen, um die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil und Freiheit in Tibet zu fordern. Es ist nicht das erste Mal, daß die Tibeter, die ihre Körper dem Feuer opferten, eine letzte Botschaft hinterließen.
Sopa Ripoche, eine geachtete spirituelle Persönlichkeit, der am 8. Januar bei seinem feurigen Protest in Golog den Tod fand, erklärte: „Ich gebe meinen Körper als eine Opfergabe des Lichts hin, um die Dunkelheit zu vertreiben. Ich begehe diese Handlung weder für mich selbst noch aus einem persönlichen Wunsch heraus, noch um der Ehre und des Ruhmes willen. Ich opfere meinen Körper in fester Entschlossenheit und mit einem reinen Herzen, ebenso wie der Buddha seinen Körper einer hungrigen Tigerin mutig zum Fraß gab (damit sie nicht ihre Jungen auffresse)“.
Und Jampa Yeshe, der 26jährige Tibeter, der sich am 26. März in New Delhi verbrannte, schrieb in seiner letzten Botschaft: „Was ich hier mitteilen möchte, ist das Anliegen von sechs Millionen Tibetern. Jetzt, wo wir uns endgültig auf unser Ziel zu bewegen: Wenn ihr Reichtum besitzt, ist es Zeit, ihn einzusetzen. Wenn Ihr Qualitäten habt, ist es nun Zeit, sie zu nutzen, um zu Ergebnissen zu kommen. Wenn Ihr über Euer Leben bestimmen könnt, meine ich, der Tag sei gekommen, Euer Leben hinzugeben. Tatsache ist, daß Tibeter in unserem 21. Jahrhundert ihren kostbaren Körper verbrennen, damit die Welt von dem Leiden der sechs Millionen Tibeter erfahre, denen die grundlegenden Menschenrechte vorenthalten werden. Wenn Ihr Liebe und Mitgefühl habt, dann steht auf für das hilflose tibetische Volk!“
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