9. Dezember 2012
Phayul, www.phayul.com

Eine 17jährige tibetische Schülerin stirbt den freiwilligen Feuertod in Amdo

Eine tibetische Schülerin setzte sich am 9. Dezember in Osttibet aus Protest gegen Chinas fortgesetzte Besetzung Tibets in Brand und rief, der Dalai Lama möge ein langes Leben haben.

Die 17jährige Bhenchen (oder Wangchen) Kyi, die um etwa acht Uhr abends in dem nomadischen Dokarmo des Bezirks Tsekhog, TAP Rebkong, Feuer an sich legte, starb sofort.

Woesers Blog: "River carries your souls to the white light and you will come back to your motherland, free and peaceful motherland"

Nach Aussage des in der Schweiz ansässigen Tibeters Sonam rief die in Flammen stehende Bhenchen Kyi Slogans für ein „langes Leben Seiner Heiligkeit des Dalai Lama“ und dafür, „daß das tibetische Volk 10.000 Jahre fortbestehen möge“. Es gelang den dort ansässigen Tibetern, ihren toten Körper vor dem Zugriff der chinesischen Behörden zu schützen.

„Um die zweitausend Tibeter kamen am Ort ihres feurigen Protestes zusammen, sie wünschten dem Dalai Lama ein langes Leben und rezitierten Gebete für ihn. Die Menge war von heftigen Gefühlen bewegt und viele weinten“.

Bhenchen Kyis Körper wurde um Mitternacht in Anwesenheit ihrer Angehörigen eingeäschert. Mehr und mehr Tibeter strömten zusammen, als sie von dem Vorfall erfuhren, so daß ihr schließlich um die dreitausend Menschen die letzte Ehre erwiesen. Quellen zufolge dauerte es nicht lange, bis zwei Lastwagen mit chinesischer Polizei anrückten, um die Menge gewaltsam aufzulösen und den Leuten zu befehlen, nach Hause zurückzukehren.

Wenige Tage vor ihrem Feuerprotest soll Bhenchen Kyi einer Klassenkameradin per Telefon mitgeteilt haben, daß die sich um der Sache Tibets willen zu verbrennen gedenke, und daß sie dies in einer von Tibetern bewohnten Nomadengegend und nicht im Stadtzentrum tun werde, damit ihre Eltern sich um ihre Leiche würden kümmern können.

„Ich möchte nicht, daß die chinesischen Behörden meinen Körper mitnehmen“, soll Bhenchen Kyi gesagt haben.

Mit Bhenchen Kyi steigt die Zahl der Tibeter, die sich in Tibet verbrannten, um Freiheit und die Rückkehr des Dalai Lama zu fordern, auf 95 an. Sie wird von ihren Eltern Sonam Tsering und Sermo, sowie zwei Geschwistern überlebt.

Bhenchen Kyis todbringender Protest folgte auf die Selbstverbrennung des Mönches Konchok Phelgyal, 24, und des Laien, Pema Dorje, 23, einen Tag zuvor.

Letzte Woche hatte Maria Otero, die Sonderbeauftragte des US State Department für Tibet-Fragen, gesagt, daß Washington „tief besorgt und betrübt“ über die sich häufenden Vorkommnisse tibetischer Selbstverbrennung sei.

„Die chinesischen Behörden haben auf diese tragischen Vorfälle mit Maßnahmen reagiert, die die ohnehin schon strenge Einschränkung der Religionsfreiheit, der Meinungsäußerung, der Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit noch viel drastischer machen“, sagte sie.

Seit vergangenen Oktober antworten die die chinesischen Behörden auf die Verbrennungsproteste, indem sie die Familien und Gemeinschaften der Selbstverbrenner bestrafen, in den betroffenen Gegenden massenhaft paramilitärische Kräfte einsetzen, die Kommunikation stark einschränken und das Reisen nahezu unmöglich machen.

Indessen berichteten die chinesischen Medien am Sonntag von der Festnahme eines tibetischen Mönches und seines Neffen in Sichuan unter der Anklage, daß sie acht Tibeter, von denen drei ihren Verbrennungen erlegen seien, zur Selbstverbrennung angeregt hätten.

„Lorang Konchok, 40, und sein Neffe „handelten auf Anweisung des Dalai Lama und seiner Anhänger, wie aus ihren eigenen Geständnissen und den polizeilichen Ermittlungen ersichtlich ist“, berichtete der staatliche Nachrichtendienst Xinhua.

Der Repräsentant des Dalai Lama in New York wies diese Anschuldigungen zurück: „Chinas Anklage macht nur deutlich, daß die Selbstverbrennungen der Tibeter immer mehr Aufmerksamkeit bei der internationalen Gemeinschaft erregen“, sagte Kunga Tashi, der Verbindungsoffizier in Sachen China beim Tibet-Büro. „Ich denke, die meisten Leute schenken den Aussagen von Xinhua ohnehin keinen Glauben“.