Nichts als „weisse Tünche“ - Chinas neues Weißbuch zu Tibet
Der Sprecher der Tibetischen Zentralverwaltung in Dharamsala Thubten Samphel sagte heute Phayul, das jüngste Weißbuch der Chinesen zu Tibet sei „nichts als Augenwischerei, um ihr verheerendes Mißmanagement in Tibet zu verdecken.“
Im Vorfeld zu den 60. Gedenkfeiern an die friedliche Befreiung Tibets gab China gestern ein Weißbuch mit dem Titel „Sechzig Jahre seit der friedlichen Befreiung Tibets“ heraus.
„Das wahre Weißbuch, also das eigentliche Urteil, über Chinas Herrschaft in Tibet hat das tibetische Volk nach sechs Jahrzehnten der Unterdrückung wiederholt selbst gefällt, indem es sein Leben aufs Spiel setzte, um laut vernehmlich die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama zu fordern“, kommentierte Samphel.
Das Dokument, das vom dem Informationsbüro von Chinas Staatsrat herausgegeben wurde, behauptet, Tibet habe „tiefgreifende Veränderungen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft“ durchgemacht.
„Innerhalb von sechs Jahrzehnten hat Tibet eine Entwicklung erfahren, die normalerweise ein Jahrtausend in Anspruch nehmen würde. Unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas und der chinesischen Regierung hat das tibetische Volk ein Wunder vollbracht“, heißt es dort.
Samphel bezeichnete Chinas Behauptung einer rasanten Entwicklung jedoch als ein „Routineritual“, um die internationale Meinung über die fortgesetzte Besatzung hinwegzutäuschen. „Eine positive Entwicklung sollte sich doch im Leben der Tibeter niederschlagen. Unser Volk in Tibet ist nicht glücklich, es leidet unsäglich unter der chinesischen Herrschaft“, fuhr er fort.
Ähnliche Bedenken äußerte Lobsang Yeshi, ein unabhängiger Politikforscher und Verfasser mehrerer Essays, wie etwa des beachtenswerten Aufsatzes „ Die Terrorstrategie des Drachens“ (1). Yeshi sagte, die Entwicklung in dem besetzten Tibet käme in erster Linie der „Besetzung Tibets und der Ausbeutung seiner Naturschätze“ zugute.
„Die Tatsache, daß die chinesische Regierung seit 1991 speziell zu Tibet neun Weißbücher herausgebracht hat, zeigt doch, daß es ihr im Grunde genommen angst und bange ist wegen ihrer illegalen Anwesenheit in Tibet. Die Ironie an der Sache ist, daß die chinesische Regierung auf der einen Seite ständig das sogenannte 17-Punkte Abkommen heranzieht und hochhält, um ihre Besetzung Tibets zu rechtfertigen, und auf der anderen Seite behauptet, Tibet sei schon seit undenklichen Zeiten ein Bestandteil Chinas“.
Quellen im Exil zufolge befindet sich Tibet derzeit wegen der Feierlichkeiten zum 90. Gründungstag der Kommunistischen Partei und der “60-Jahrfeier der friedlichen Befreiung Tibets” unter strengen Sicherheitskontrollen und ist militärisch abgeriegelt.
„Allen Regierungsangestellten wurden ihre freien Tage gestrichen, und sie wurden in diverse Klöster und Gemeinden in ganz Tibet geschickt, um die Lage zu beobachten, damit Protestaktion im Keim erstickt werden können“, äußerte Ngawang Woebar, ein ehemaliger politischer Gefangener, Phayul gegenüber.
(1) „Dragon's Terrorist Designs“
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