11. Januar 2011
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Tibetischer Mönch und Schriftsteller aus Kham in Lhasa verhaftet/Vier Tibeter wegen versuchter Flucht mit Gefängnis bestraft

Nach Auskunft des Abgeordneten des tibetischen Exilparlaments Geshe Monlam Tharchin nahm die chinesische Polizei am 29. Dezember 2010 einen tibetischen Schriftsteller in Lhasa fest. Der aus Chakra Palbar, unweit von Chamdo, in der ehemaligen Provinz Kham gebürtige Tenpa Lodoe, der unter dem Pseudonym Khang ga Khyampo schrieb, wurde von den Mitarbeitern des Public Security Bureau in Lhasa zusammen mit einem Freund festgenommen. Den Freund ließen sie jedoch noch am selben Tag wieder frei.

Tenpa Lodoe

Lodoe erwarb sein Wissen in buddhistischer Philosophie im Kloster Palyul Ngagyur Densa Chenmo, dem Hauptkloster der Nyingmapa-Schulrichtung. Er gab ein Journal namens „Vorwärtsschreiten“ (Duenkyoed) heraus und war ein angesehenes Mitglied der Kulturgesellschaft des Bezirks Palbar (Lobkul tsokpa). Zusammen mit anderen Mönchen gründete er eine Gruppe namens „Der Zustand des Schneebergs“ (Khangrii nesbab tsokpa).

Tenpa Lodoe tat sich mit dem ehrwürdigen Goyon, dem Herausgeber der Zeitschrift „Seele der antiken Könige” (Purgyal kyi namshey) zusammen und organisierte mehrere Konferenzen und Diskussionsforen an verschiedenen Orten Tibets. Am 24. Januar 2010 fand eine Schriftstellerkonferenz unter dem Motto „Auf der Suche nach intellektuellen Eigentumsrechten“ (Tsomrig gyi dakwang tsolwa) in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, statt.

Sein Freund Goyon, ein bekannter tibetischer Autor, wurde am 5. Juni 2010 festgenommen und einem harschen Verhör unterzogen. Die Peiniger wollten genaue Informationen über seine derzeitige Arbeit und eventuelle politische Inhalte aus ihm herauspressen. Sie schlugen ihn fortwährend und setzten ihm ihre geladenen Pistolen auf die Stirn. Als er schließlich aus der Haft entlassen wurde, war er in einem üblen Zustand (1).

Zuletzt veranstaltete Lodoe am 20. Dezember 2010 im Tashi Delek Hotel in Palyul ein Diskussionsforum „Über die Lage Tibets“ (Khangrii nesbab lengwa).

Lodoe ist auch Autor zweier Bücher „Meine Reise ins Ausland“ (Nga miyul dodhue) und „Blick unter dem Mönchsgewand hervor“ (Szen og ghi chimig). Vor kurzem informierte er einen Freund per Telefon, daß die chinesischen Behörden seine Aktivitäten genau überwachten. Gegenwärtig wird er in einem Gefängnis in Lhasa festgehalten, weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt.

Die Behörden in seiner Heimatstadt beschlagnahmten seinen Laptop, seine buddhistischen Schriften und Druckstöcke. Lodoe hatte nämlich vor kurzem eine kleine Druckerei in seiner Heimat gestartet, fügte Geshe Tharchin hinzu. Seine Angehörigen und Freunde machten sich große Sorgen wegen seiner Verhaftung, denn sie wissen nicht, wo er genau festgehalten wird.

(1) 6. Juni 2010, „Zwei tibetische Schriftsteller von chinesischer Polizei grausam mißhandelt

13. Januar 2011

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Vier Tibeter wegen versuchter Flucht zu Haftstrafen verurteilt

Ein chinesisches Gericht in Lhasa verurteilte unter der Anklage „separatistischen Verhaltens“ und der versuchten Flucht nach Indien vier Tibeter zu verschieden langen Haftstrafen.

Das Mittlere Volksgericht von Lhasa sprach am 22. Dezember 2010 das Urteil über die vier Tibeter Tsewang, 23, aus dem Kreis Nyemo, Lobsang Dhondor aus dem Kreis Damshung, Wangdak Nyima, 40, aus dem Kreis Damshung, und Dhondup Dorjee aus Lhasa.

Sie wurden auf ihrem Weg nach Indien zum Sitz des Dalai Lama festgenommen. Tsewang und Lobsang Dhondor bekamen jeweils zwei Jahre Gefängnis, Wangdak Nyima drei Jahre und Dhondup Dorjee vier Jahre.

Erst kürzlich, im Oktober 2010, wurde der 30jährige Chime Tashi aus dem Bezirk Driru inhaftiert, weil er aus Tibet fliehen wollte, und daraufhin zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt (1).

Hunderte von Tibetern riskieren jedes Jahr ihr Leben, indem sie die gefährliche Reise über die Berge antreten. Nepal, in dem es keine Asylgesetzgebung gibt, hat seit kurzem die Überwachung seiner Grenze auf den Druck Chinas hin empfindlich verschärft, so daß den Tibetern die Flucht kaum mehr möglich ist. Im Juni 2010 lieferte Nepal drei tibetische Flüchtlinge an die chinesischen Behörden aus, worüber sich die Vereinten Nationen besorgt äußerten (2).

In der Vergangenheit entkamen jedes Jahr zwischen zweieinhalb und dreitausend Tibeter über Nepal nach Indien. Seit 2008 ist diese Zahl dramatisch gesunken.

(1) 3. Januar 2011, „Tibeter wegen Pilgerfahrt nach Indien zu zwei Jahren Haft verurteilt"

(2) 28. Juli 2010, "UN besorgt über Nepals Zurückführung dreier tibetischer Flüchtlinge