8. März 2011
Phayul, www.phayul.com

Vor dem Jahrestag des Volksaufstandes macht China Tibet für Ausländer dicht

Chinesische Reiseveranstalter, die Touren nach Tibet anbieten, teilten am Montag mit, sie seien angewiesen worden, um den 14. März herum, dem Jahrestag der blutigen Unruhen vom März 2008, keine ausländischen Touristen nach Tibet reisen zu lassen.

China bezeichnet die Vorfälle vom März 2008 als bloße „Krawalle“ gegen die Regierung, und das tun auch internationale Medien, die für ihre Informationen oftmals nur auf die regelmäßigen Pressekonferenzen in Peking angewiesen sind und das weitergeben, was ein Regierungssprecher ihnen erzählt. Sie wiederholen diesen Begriff immer wieder.

Szene vor dem Jokhang Tempel in Lhasa

Was jedoch am 14. März 2008 in den zensierten chinesischen Medien als „Krawalle“ auftauchte, waren in Wirklichkeit Protestaktionen der Tibeter gegen die verfehlte Politik Chinas, die sich in der Folge auf ganz Tibet ausweiteten, auch auf Teile außerhalb der TAR. China behauptet, bei den „Krawallen“ am und nach dem 14. März 2008 seien nur 22 Menschen ums Leben gekommen. Menschenrechtsgruppen und die Tibetische Regierung-im-Exil sprechen jedoch von über 200 Tibetern, die dem harten Vorgehen der Chinesen gegen die tibetischen Demonstranten zum Opfer fielen. Und viele andere wurden inzwischen zu verschieden langen Gefängnisstrafen verurteilt.

Zhang Qingli, der kommunistische Parteisekretär der „Autonomen Region Tibet“ (TAR), der für seine Darstellung des tibetischen Oberhaupts, des Dalai Lama, als ein „Wolf in der Mönchsrobe“ bekannt ist, sagte Reportern, die Regionalregierung habe „dieses Jahr einige wesentliche Maßnahmen ergriffen“, um die Zahl der Besucher Tibets einzuschränken. Der höchste chinesische Regierungsbeamte für Tibetbestätigte die Einschränkungen, doch fügte hinzu, sie seien aus Sicherheitsgründen getroffen worden, um eine Überfüllung der Hotels zu vermeiden, sowie wegen des kalten Winterwetters. Er äußerte sich jedoch nicht darüber, wie lange diese Bestimmungen gelten würden.

„Abgesehen von Einzelfällen und einigen wenigen Orten, wurden die Einschränkungen für ausländische Touristen auf Grund von Regierungsverordnungen erlassen, zudem wegen der zu geringen Kapazität Tibets, Touristen unterzubringen, auch spielten noch andere Faktoren wie Klima und Sicherheit eine Rolle“, erklärte Zhang am Rande der jährlichen Sitzungsperiode des Nationalen Volkskongresses in Peking.

Zhang fügte hinzu, die Situation in Tibet sei seit dem März 2008 ziemlich stabil geblieben. „Nicht daß die anti-chinesischen Kräfte und die Dalai Clique es etwa nicht gewollt hätten, aber Tatsache ist, daß sie seit dem 14. März 2008 einfach keine Unruhen mehr anzetteln konnten“.

Er schob den „Separatisten“ - die übliche Bezeichnung Chinas für die Tibeter im Exil und die Anhänger des Dalai Lama im Ausland - die „Krawalle“ von 2008 in die Schuhe. Diese Anschuldigung wies der Dalai Lama entschieden zurück, er forderte eine unabhängige Untersuchung, und schlug vor, daß Vertreter der chinesischen Regierung nach Dharamsala reisen und Einsicht in die Akten und Videoaufzeichnungen seiner Reden nehmen sollten.

Ausländische Journalisten, die im Rahmen einer von der chinesischen Regierung organisierten Medientour nur drei Monate nach den tödlichen Protesten vom März 2008 Lhasa besuchten, berichteten, die Lage in der Stadt sei angespannt und überall wimmle es nur so von bewaffneten Kräften.

Wie Reuter berichtet, sagte die Vertreterin von Beijing Youth Travel Service, Li Jianyue, die Anordnung zur Sperrung Tibets für ausländische Touristen sei mündlich ergangen, wie dies oft der Fall sei bei offiziellen Direktiven, welche die Regierung nicht rechtfertigen oder begründen will.

„Vor einigen Tagen wiesen sie uns an, diesen Monat keine ausländischen Reisegruppen zu organisieren“, wird Li von Reuters zitiert.

Der Manager Liu Qiang von der Kangqu International Travel Agency in Lhasa sagte, seine Firma sei bereits im Januar über diese Maßnahme in Kenntnis gesetzt worden.

Eine von Reuters am Montag in Lhasa kontaktierte Hotelangestellte sagte, seit Anfang dieses Monats dürften keine Ausländer mehr kommen. Aber die Einbußen seien nur gering, weil der März infolge des kalten Winterwetters ohnehin keine Hochsaison für Touristen sei.

Eine Empfangsdame im Jardin Secret Hotel in Lhasa meinte jedoch, das Verbot könnte bis zu drei Monaten währen. „Dies ist nun zu einer jährlichen Praxis um den 14. März herum geworden“, sagte die Frau, die nur ihren Familiennahmen Dong zu nennen bereit war, um nicht den Zorn der Behörden auf sich zu ziehen.

China schränkt den Zugang von Ausländern nach Tibet strikt ein, und verlangt, daß sie zusätzlich zu ihrem chinesischen Visum noch eine Sondergenehmigung einholen, und nur in organisierten Gruppen reisen.

Tibeter und ihre Unterstützer weltweit werden am Donnerstag den 52. Jahrestag des tibetischen Volksaufstands von 1959 begehen. Die Hauptkundgebung wird in Dharamsala, dem Sitz der Tibetischen Regierung-im-Exil und dem Wohnsitz des Dalai Lama seit 1960, stattfinden.