19. Januar 2011
Phayul, www.phayul.com

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Chinesische Schikane treibt Mönch aus Nagchu in den Selbstmord - Jugendlicher wegen Chatten inhaftiert

Erst jetzt wurde bekannt, daß am 15. November 2010 ein Mönch sich in seinem Kloster im Bezirk Sog erhängte. Das berichtete ein in Dharamsala lebender Tibeter mit Kontakten zu der Gegend dem Sender Voice of Tibet.

Lobsang Palden, ein 48jähriger Mönch des Klosters Dradhel in der Gemeinde Trido im Bezirk Sog der Präfektur Nagchu, TAR, wurde am 15. November tot in seiner Behausung aufgefunden.

Er hatte sich an der Decke seines Zimmers aufgehängt, nachdem chinesische Kader vom Amt für Religionsangelegenheiten ihn fortwährend schikaniert und Drohungen wegen seiner angeblichen Kontakte zum Dalai Lama gegen ihn geäußert hatten. Während eines Besuches in Indien 2007 hatte Lobsang Palden den Dalai Lama getroffen. China beschimpft das tibetische Oberhaupt, den Dalai Lama, als einen Separatisten und „Wolf im Mönchsgewand“.

Tage bevor er seinem Leben ein Ende setzte, hatten chinesische Kader ihn stundenlang verhört, wie unsere Quelle mitteilte. „Sie drohten, daß sie ihn aus dem Kloster ausweisen würden. Mehrere Mönche und Bewohner sahen die Notiz, die er vor seinem Tode geschrieben hatte“.

Lobsang hatte mehrere Modernisierungsarbeiten in seinem Kloster und der Stadt in die Wege geleitet, wofür er von den dortigen Tibetern geliebt und hochgeschätzt wurde. Lobsangs Tod war ein schwerer Schlag für die in der Gegend lebenden Tibeter, die tief um ihn trauern.

Diejenigen, die Lobsang kannten, beschrieben ihn als einen liebevollen und angesehenen Mönch des Klosters. Mehrere Familien aus Trido boten an, die Kosten für die im tibetischen Buddhismus üblichen Rituale und Gebete nach dem Tod einer Person zu übernehmen.

Indessen teilte dieselbe Quelle mit, daß ein anderer Tibeter aus derselben Gegend zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er in den Augen der chinesischen Regierung „Verbindungen zu ausländischen separatistischen Kräften“ pflegte. Kalsang Norden wurde 2009 festgenommen wegen Nutzung des populären chinesischen Chat-Forums qq.com und „separatistischen Verhaltens“ beschuldigt. Man weiß nicht, ob er von der chinesischen Regierung verbotene Inhalte wie etwa Bilder des Dalai Lama in sein Userprofil eingestellt hatte.

Bereits im Oktober 2009 nahmen die chinesischen Behörden drei Tibeter aus dem Bezirk Sog fest, weil sie angeblich Bilder des Dalai Lama und Reden von ihm in ihre Userprofile bei qq.com eingestellt hatten (1).

(1) 16. Oktober 2009, „Drei Tibeter wegen Einträgen über den Dalai Lama in Chat-Foren festgenommen