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Appell eines im Exil lebenden Tibeters für seinen in Tibet inhaftierten Bruder
Lobsang Ngodup, ein junger Mann, Mitte Zwanzig, wurde von chinesischem Sicherheitspersonal so heftig geschlagen, daß er bewußtlos umfiel. Er hatte am 29. Juli eine Soloprotestaktion veranstaltet, sich ein Portrait des Dalai Lama umgehängt und Parolen für die Unabhängigkeit Tibets und die Rückkehr des Dalai Lama gerufen.
Als sein Bruder Lobsang Tsering, der an der Universität von Mysore seinen Bachelor vorbereitet, fünf Tage später von dieser wackeren Tat erfuhr, brach es ihm das Herz. Obwohl andere Mitglieder der Familie bereits Ähnliches durchgemacht haben, war diese Verhaftung besonders traumatisch, weil sie nur wenige Tage nach einem seit 2008 erwarteten Wiedersehen der Familie erfolgte. Der älteste Bruder Loga wurde im Frühjahr 2008 während der Frühjahrsdemonstrationen, die das ganze Hochland erschütterten, verhaftet und später unter der Anklage der Subversion zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nur wenige Tage nachdem Loga aus dem Gefängnis zurückkehrte und das Haus betrat, ging Ngodup auf die Straßen der Stadt Kardze, verteilte Flugblätter und forderte ein Ende der chinesischen Herrschaft in Tibet.
„Unsere Familie hat über die Jahre hinweg unendlich Schweres durchgemacht, und in diesem so schmerzlichen Augenblick kann ich nicht einmal richtig mit meiner Familie reden“, klagte er. Er hatte versucht, seine betagte Mutter anzurufen, aber nach einer Minute brach die Verbindung regelmäßig ab. „Ich will ja nur meine Eltern trösten, aber selbst das wird mir unmöglich gemacht“.
Augenzeugen in Kardze teilten ihren Kontakten im Exil mit, daß Lobsang Ngodup sogar noch, als das chinesische Sicherheitspersonal ihn erbarmungslos schlug, fortfuhr, Unabhängigkeit für Tibet zu fordern, bis er das Bewußtsein verlor.
Ngodup befindet sich nun im Präfekturgefängnis von Kardze, und Tsering ist besorgt, daß seine alten Eltern noch einmal erleben müssen, wie einer ihrer Söhne Folter und lange Jahre der Gefangenschaft ertragen muß. „Ich appelliere an die Menschenrechtsgruppen und Aktivisten in der ganzen Welt, sich bei der chinesischen Regierung für meinen Bruder einzusetzen“, flehte Tsering. „Er hat nichts Illegales getan. Er brachte nur die wahre Sehnsucht des tibetischen Volkes in friedlicher Weise zum Ausdruck“.
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