2. Juni 2010
Phayul, www.phayul.com

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Tibetischer Schriftsteller nach einem Monat Haft in gebrechlichem Zustand entlassen

Druklo, ein Student der Universität für nationale Minderheiten in Lanzhou kam am 8. Mai aus der Haft frei, wie der im Kloster Sera in Südindien lebende Shingsa Rinpoche mitteilte. Der Student soll sich nach fast einem Monat Inhaftierung in einem schlechten Gesundheitszustand befinden.

Shingsa Rinpoche erfuhr aus dortigen Quellen, daß Druklo (Autorennamen: Shokjang) langwierigen Verhören und extremem Schlafentzug unterworfen wurde. „Ich hörte, daß Shokjang nun physisch sehr geschwächt ist und nicht mehr die intellektuellen Fähigkeiten zum Schreiben wie früher besitzt“, sagte Shingsa Rinpoche.

Druklo, alias Shogjang, neueres Bild

Bei den Vernehmungssitzungen wurde von ihm gefordert, daß er zugebe, in Verbindung zu dem Tibetischen Jugend-Kongreß zu stehen, der größten für Unabhängigkeit eintretenden Gruppierung der tibetischen Exilgemeinschaft, der die chinesische Regierung ein „terroristisches Label“ anhängte. Er wurde ebenfalls beschuldigt, Kontakte zu Shingsa Rinpoche zu pflegen, der an verschiedenen politischen Kampagnen im Exil teilnahm und die tibetischsprachige Website wokar.net betreibt. Diese veröffentlicht Artikel tibetischer Schriftsteller in Tibet. Shokjang habe beide Anklagepunkte zurückgewiesen. „Meine Website veröffentlicht Artikel, die wir aus Tibet erhalten. Die Anschuldigung, daß Shokjang mit mir in Verbindung steht, ist völlig falsch“, sagte der Rinpoche.

Druklo wurde zusammen mit Tashi Rabten (Autorenname: Te’urang) in Lanzhou verhaftet*. Am 6. April 2010 drangen 16 Beamte des dortigen Public Security Bureau in das Hostel der Universität ein und durchsuchten die Zimmer der beiden Studenten. Sie konfiszierten ihre Mobiltelefone, Laptops und Bücher. Shokjang gab zusammen mit Tashi Rabten das verbotene Literaturmagazin Shar Dungri (Österlicher Schneeberg) über die Demonstrationen von 2008 in Tibet heraus.

In der Vergangenheit haben die Behörden wiederholt Tibeter aus dem Gefängnis entlassen, die sich nach exzessiver Folterung in einem kritischen Gesundheitszustand befanden, weil sie vermeiden wollten, daß diese in der Haft versterben. Es wird daher befürchtet, daß Shokjang bei den Verhören extremen Mißhandlungen ausgesetzt war. „Obwohl wir seine Entlassung begrüßen, sind wir um seine Gesundheit sehr besorgt. Nach dem, was uns zu Ohren kam, scheint es, daß er physisch und mental schwer geschädigt wurde“, kommentierte Tenzin Choeying von Students for a Free Tibet, Indien.

* 8. April 2010: „Zwei tibetische Studenten, die als Schriftsteller tätig sind, an der Universität Lanzhou festgenommen