Nepal nimmt den Vertreter der tibetischen Exilregierung vor brisantem Jahrestag fest
Als eine Art von Präventivschlag, um seinen Nachbarn China zu beschwichtigen und ihm Unannehmlichtkeiten auf seinem Boden zu ersparen, nahm Nepal den Vertreter der Tibetischen Exilregierung in Dharamsala drei Tage vor dem brisanten Jahrestag des tibetischen Volksaufstands fest. An diesem Tag protestieren Exiltibeter in der ganzen Welt gegen die chinesische Herrschaft über ihr Land.
Thinley Gyatso leitet das Tibetan Refugee Welfare Centre, eine NGO, die eingerichtet wurde, nachdem Nepal die Auslandsmission der Exilregierung in Kathmandu mit der Begründung, es könnte angesichts seiner offiziellen Position der Anerkennung Tibets als Teil Chinas keine parallele diplomatische Vertretung dulden, 2005 zum Schließen gezwungen hatte. Das tibetische Wohlfahrtszentrum betreut die neu eingetroffenen Flüchtlinge und sorgt mit Unterstützung der indischen Regierung und der UNO für deren sichere Weiterreise nach Indien.
Nepal scheint jedoch den falschen Fisch in seinem Netz zu haben, denn die tibetische Exilregierung, die auf Gespräche mit China mit dem Ziel einer echten Autonomie für Tibet setzt, hat in letzter Zeit zur Zurückhaltung bei anti-chinesischen Protesten geraten. Die in Nepal lebenden Tibeter haben jedoch immer wieder anti-chinesische Proteste durchführt - trotz des Standpunktes ihrer Exilregierung, die darauf besteht, China nicht zu verärgern.
Die nepalesische Regierung hat, wie letzte Woche berichtet, unter dem Druck Chinas, das das in einer Krise befindliche Land mit finanzieller Hilfe und militärischer Unterstützung belohnt, eine Jagd nach „Unruhestiftern“ mittels Überraschungsrazzien in Hotels, Restaurants und sogar Privatwohnungen eingeleitet. Mehrere Tibeter seien im Hinblick auf den am Mittwoch bevorstehenden Jahrestag in „Schutzhaft“ genommen worden. Im Unterschied zu den Protestaktionen der Exiltibeter in anderen Teilen der Welt wurden die Proteste in Nepal noch nie von Exilgruppierungen wie dem tibetischen Jugendkongreß, der tibetischen Frauenvereinigung oder den Students for a Free Tibet organisiert, weshalb die nepalesische Polizei nicht gegen eine besondere Gruppe vorgehen kann.
Nepal hat seine Kontrolle über die tibetische Gemeinde, die an die 20.000 Personen zählt, vor dem Gedenken des tibetischen Volksaufstandes am Mittwoch verschärft. Das Himalaya-Land, das im letzten Jahrzehnt von einer Serie von innenpolitischen Tumulten und politischen Umwälzungen erschüttert wurde, verbietet Tibetern, auf seinem Territorium anti-chinesischen Aktivitäten nachzugehen. 2008 kam es in Nepal zu einigen der lautstärksten Protestaktionen tibetischer Exilanten, nachdem China im Jahr der Olympischen Spiele die Demonstrationen in ganz Tibet mit roher Gewalt unterdrückt hatte.
Erst letzten Monat verlegte Nepal zusätzliche Einheiten der Bewaffneten Polizei nach Mustang nahe der Grenze zu Tibet, hauptsächlich um fliehende Tibeter abzufangen.
Letztes Jahr gab Nepal bekannt, daß es entlang seiner Nordgrenze in Mustang die Grenze zu Tibet durch die Abstellung von bewaffneter Polizei undurchlässiger machen würde. Es ist das erste Mal in seiner Geschichte, daß Nepal eine solche Maßnahme ergreift, und Kritiker sagen, sie sei auf den Druck Chinas hin erfolgt.
Der nepalesische Premierminister Madhav Kumar Nepal traf vergangenen Monat mit dem chinesischen Funktionär Liu Jieyi, dem Vize-Minister des internationalen Ressorts des Zentralkomitees der KP Chinas, in seiner Residenz in Kathmandu zusammen.
Bei den Gesprächen habe sich Liu Jieyi, wie die chinesischen Staatsmedien berichteten, lobend über „die anhaltende und kräftige Unterstützung“ der nepalesischen Regierung geäußert, die versprach, keine „anti-chinesischen Aktivitäten“ mehr in ihrem Land zu gestatten; im Gegenzug sagte China dem verarmten und krisengeschüttelten Land „bilaterale Kooperation auf verschiedenen Gebieten“ zu.
In den vergangenen Jahren sandte China hochrangige Delegationen in hektischer Aufeinanderfolge nach Nepal, um die nepalesischen Behörden, besonders vor brisanten Jahrestagen, zu mahnen, etwaige „Aktivitäten für die Freiheit Tibets“ unverzüglich zu unterbinden.
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