10. August 2010 |
World Tibet Network News, www.tibet.ca
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Die Erdrutschkatastrophe in Zhouqu (Drugchu) - von Menschenhand gemacht?
Die "Twitterer“, die da und dorthin telefonierten und ältere Medienberichte und Daten ausgruben, fanden heraus, daß die Erdrutsche zuzuschreiben sind:
Mit einem Wort, es handelt sich um eine von Menschenhand produzierte Katastrophe. Abgesehen von den starken Regenfällen der letzten Zeit wurden die Erdrutsche hauptsächlich von dem Bau einer ganzen Reihe von Wasserkraftwerken verursacht. Der Bezirk Drugchu (Zhouqu) in der TAP Kanlho (Gannan) in der Präfektur Gansu zählt 20 Ortschaften mit einer Bevölkerung von insgesamt 130.000 Menschen. In den letzten Jahren gab es 47 Projekte für Wasserkraftanlagen in diesem Gebiet, von denen bisher 15 Kraftwerke gebaut wurden, darunter auch die Anlage Bacang und das Kraftwerk Lijie. 14 weitere befinden sich im Bau, darunter Fujiaai und Lianhekou. Ortsansässige Tibeter sagen, der Erdrutsch habe mit den zahlreichen Infrastruktur-Projekten zu tun, welche das Ökosystem der Region nachhaltig schädigten. Sie drängen auf mehr Aufmerksamkeit in dieser Hinsicht. In einem Report der Provinzregierung von Gansu von 2009 steht Genaueres: Von 2003 bis 2007 wurden 53 Verträge zum Bau von Wasserkraftwerken abgeschlossen, von denen 41 bereits vollendet oder im Bau sind. 12 weitere sollen demnächst gestartet werden. Zusammen werden diese Kraftwerke 80% des Strombedarfs des Bezirks decken. Die gesamte Baufläche der 41 Projekte beläuft sich auf 323 Hektar. Das Volumen des Abraums erreichte 3,83 Mio. Kubikmeter, die Wasser- und Bodenerosion belief sich auf 749 Tausend Tonnen. Abgesehen von den Infrastrukturprojekten wurde das Land durch den Mineralabbau ausgebeutet. Eine Twitter-Zuschrift lautet: „Seit vielen Jahren werden in Zhouqu Bodenschätze gefördert. Alle Bäume auf den Abhängen der Berge wurden abgeholzt, und man konnte den dunklen Lehmboden in der Luft herumwirbeln sehen. Der Fluß wurde durch die Goldschürfungen verschmutzt und ist jetzt ganz trübe geworden. Die Gegend ist auf lange Zeit ruiniert. Die Stadt liegt unten im Tal. Über ihr ragen steile Felsen auf und sie ist von gefährlichen Abhängen umrahmt. Einige Gebäude stehen auch auf den Abhängen. Vor Jahren besuchte ich die Gegend: Sie ist ungeeignet für menschliche Ansiedelungen. In der Tat erlitt die Stadt auch bei dem Erdbeben vom 12. Mai 2008 Schäden“. Ein weiterer „Twitterer“ stellte eine Google-Landkarte ein, welche die räumliche Beschaffenheit der Stadt Zhouqu zeigt, und wies darauf hin, daß die Katastrophe u.a. der mangelnden Geländeüberwachung zugeschrieben werden kann: „Ist das, was in Zhouqu geschah, eine Naturkatastrophe oder ein von Menschen erzeugtes Unglück? Schauen Sie sich einmal die Karte an. Dem gesunden Menschenverstand nach würde ein Erdrutsch den See durch eine Barriere oder einen Damm blockieren. Das Wasser braucht jedoch einige Zeit, um den Damm bersten zu lassen. Wo waren die Medien in dieser Zeit? Wo waren all die Telefonverbindungen und die drahtlose Kommunikation? Wo waren all die Bloggers? Weil der Informationsfluß blockiert wurde, kam es zu so einem entsetzlichen Unglück.“ Warnungen seitens der Experten und in den Medienberichten: Tatsächlich stießen wir auf viele von Experten und Medienvertretern im Internet veröffentlichte Warnungen. Die „Human Flesh Search” (3) über Twitter ergab, daß in mehreren Berichten und Forschungsarbeiten eindringlich vor dem Problem der Bodenerosion im Tal des Bailong Flusses im Bezirk Zhouqu gewarnt wurde. In einem dieser Artikel über Wasserressourcen steht:
Ein Pressebericht von 2008 erwähnte, daß der Bezirk Zhouqu mit seinen Flüssen und Wäldern einst einer paradiesischen Landschaft glich: „Von den 50er bis zu den 80er Jahren war Zhouqu wie ein Jiangnan [liebliche Gegend in Südchina] in Gansu, umgeben von herrlichen Wäldern. Als Resultat der ausbeuterischen totalen Abholzung sind die Berghänge der Erosion ausgesetzt worden, und in der Regenzeit gerät das Erdreich häufig ins Rutschen, es gehen Muren und Schlammlawinen ab“. Ein weiterer „Twitterer“ fand eine andere Pressemeldung von 2008, die von der Erdrutschgefahr in Zhouqu handelt. „Es gab über 60 Erdrutsche in Zhouqu, 13 davon waren so gefährlich, daß sie die Sicherheit der dortigen Einwohner bedrohten. Das Erdrutschproblem sollte bei den Wiederaufbauarbeiten nach dem Erdbeben mit einbezogen werden.“ Die Geschichte der Abholzung geht bis auf 1958 zurück: „Die natürlichen Ressourcen von Zhouqu wurden seit 1958 ausgebeutet, der Zeit des Großen Sprungs Vorwärts. Öffentlichen Daten des Forstdepartments von Zhouqu zufolge wurde von 1952-1980 eine Fläche von 1,89 Mio. mu (4) abgeholzt. Der ursprüngliche Wald wurde zu einem künstlichen sekundären Wald degradiert. Zusätzlich hat die illegale Abholzung zu einem jährlichen Verlust von 100.000 Quadratmetern Waldgebiet geführt, mit dem Ergebnis, daß die Ökologie der stützenden Abhänge komplett ruiniert ist. (1): RFA zitiert am 10. August einen tibetischen Bewohner von Drugchu“: „Ich hörte von meinen Freunden, daß mindestens 2000 Häuser verschüttet wurden. Meiner Schätzung nach müßten mindestens 4000 Menschen darunter begraben liegen.“ Ein weiterer tibetischer Bewohner meinte, daß ein Drittel der Toten Tibeter seien und zwei Drittel Chinesen. (2) Melissa Chan, die China-Reporterin von Al Jazeera, meldete, daß ausländischen Journalisten der Zugang zu der Katastrophenregion verwehrt wird, während chinesische Journalisten willkommen sind. (3) Dabei geht es um das Aufspüren von Identitäten, Leuten einen Namen geben zu können, deren Bild oder Video man in welchem Zusammenhang auch immer im Internet gesehen hat. (4) Altes chinesisches Flächenmaß: 1 mu entspricht 666 Quadratmetern. Quelle: Global Voices |
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