11. September 2010 |
Tibetan Review, http://www.tibetanreview.net/
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China bahnt sich seinen Weg zur Macht über Asien durch StaudämmeUm von der schmutzigen Kohle-Energie loszukommen, hat China ein neues ehrgeiziges Programm der forcierten Nutzung der Wasserkraft ins Leben gerufen. Das Ziel ist, die Nutzung des in China zur Verfügung stehenden Potentials an Wasserkraft von jetzt einem Drittel bis zum Jahre 2020 auf 60% zu steigern. Dabei liegen die besten Stätten zur Energiegewinnung aus Wasserkraft fast ausschließlich auf dem tibetischen Hochland, wie Steven Solomon, der Autor von „Water: The epic struggle for wealth, power and civilization“, am 9. September in einem Artikel bei www.forbes.com schrieb (1). Während die erbarmungslos fortschreitende globale Klimaerwärmung Asien immer durstiger macht, ist es China, das dank seiner politischen Kontrolle über Tibet über die imposanten Höhen des Kontinents und damit über den „Wasserturm“ Asiens gebietet. Und Solomon zufolge prescht China aggressiv und im Alleingang vorwärts, um diesen Wasserturm zu seinen eigenen Zwecken auszunutzen. Die mächtigen Flüsse Yangtse, Gelber Fluß, Mekong, Salween, Brahmaputra, Indus, Sutlej und viele andere haben alle ihren Ursprung auf den Schneehöhen und Gletschern des tibetischen Hochlandes, des „Wasserturms Asiens“. Über 1,5 Milliarden Menschen stromabwärts hängen von den Wassern dieser Flüsse ab. Nun, wo China in großem Umfang seine Staudämme baut und Wasserkraftwerke betreibt und seine Autorität geltend macht, wird dies, so Solomon, größere Auswirkungen auf das jahreszeitlich bedingte Wasservolumen, die Wasserqualität und das Ökosystem der Flüsse weiter abwärts haben, und damit auf die Nahrungsmittelsicherheit, die Energiegewinnung und die politische Stabilität ihrer Anrainerstaaten. Insbesondere beobachtet Indien mit großem Argwohn, wie China riesige Staudämme am Brahmaputra (2) baut, und ist all den gegenteiligen Behauptungen und Beschwichtigungen Pekings zum Trotz (3) sehr besorgt, daß China Wasser aus diesem Fluß ableiten könnte, um sein gigantisches Nord-Süd-Wasser-Umleitungsprojekt zu speisen.
Solomon rechnet damit, daß China bis in 10 Jahren den gigantischsten Staudamm der Welt an der großen Flußbiegung des Brahmaputra (tibetisch: Yarlung Tsangpo) fertiggestellt haben wird (4), was schon jetzt Schlagzeilen über die chinesisch-indischen Grenzkonflikte macht. Er meint, daß die geostrategische Balance sich dann zu Chinas Gunsten neigen werde. Solomon stellt fest, daß Kooperation von Nutzen wäre, weil sie billige, erneuerbare regionale Elektrizität aus Wasserkraft liefern und die massiven monsunbedingten Schwankungen im Fließvolumen der Flüsse ausgleichen könnte. China möchte als kooperativ dastehen, und kündigte an, Daten und Fakten mit anderen Ländern zu teilen. Aber die große Frage ist, in welchem Umfange und wie schnell das geschieht. Doch die weit größere Gefahr ist, daß der Wasserturm selbst infolge der Auswirkungen der globalen Erwärmung allmählich versiegt. Und dann werden alle betroffen sein. (1) “The Struggle for Asia’s Water begins” (2) Eine ausführliche Beschreibung des Yarlung Tsangpo und der Staudammprojekte mit technischen Angaben und anschaulichen Karten gibt es auf der Website des tibetischen Umweltexperten Tashi Tsering: „Damming Yarlung Tsangpo Brahmaputra and other South Asian rivers”. Der Stand der Staudämme am Oberlauf des Yarlung Tsangpo-Brahmaputra zeigt, daß 10 Staudämme vollendet sind, drei sich im Bau befinden, sieben in der Planungsphase sind und acht weitere in Aussicht genommen wurden. Ein Wasserkraftwerk wurde schon in Betrieb genommen. (3) Siehe: “Times of India: Response from Chinese Officials” (4) China baut vermutlich ein gigantisches Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 39 Gigawatt an der Großen Flußbiegung des Yarlung Tsangpo bei Metog (Motuo). Siehe Artikel aus The Guardian: “Chinese engineers propose world's biggest hydro-electric project in Es besteht die Befürchtung, daß die chinesische Regierung hier Wasser vom Yarlung Tsangpo in die von häufiger Dürre betroffenen Gebiete Chinas ableiten könnte. Außerdem ist die Gegend seismisch instabil. Die Kontinentalplatte, auf der Indien liegt, schiebt sich nordwärts unter die asiatische Kontinentalplatte, wodurch der Himalaya angehoben wird, was zu verheerenden Erdbeben führt. Durch Staudämme wird weiterhin der Schlicksand zurückgehalten, der normalerweise in die Überflutungsebenen Indiens und Bangladeshs gespült wird und dort für ein fruchtbares Land und eine stabile Höhe des Geländes sorgt, was angesichts des steigenden Meeresspiegels lebensnotwendig ist. |
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