China entläßt dem Tode geweihte tibetische Häftlinge
Dharamsala - China ging dazu über, tibetische Gefangene zu entlassen, bei denen zu befürchten ist, daß sie in Kürze an den ihnen durch Folter oder Schläge zugefügten Verletzungen sterben. Menschenrechtsgruppen zufolge ist diese Taktik der chinesischen Behörden nichts Neues. Damit wollen sie vermeiden, für den Tod eines Gefangenen in der Haft die Verantwortung übernehmen zu müssen. „Sie verwandeln die tibetischen Häftlinge in lebendige Leichen und übergeben sie dann ihren Angehörigen, um nicht für ihren Tod zur Rechenschaft gezogen werden zu können“, sagte Tenzin Choeying von Students for a Free Tibet, Indien.
Wie der tibetische Radiosender Voice of Tibet (VOT) mitteilte, hat China einen Tibeter namens Guru Dorji aus Kardze vorzeitig entlassen, nachdem er im Gefängnis brutal gefoltert worden war. Unter Berufung auf zuverlässige Quellen berichtete VOT, Bewohner von Guru Dorjis Dorf seien am 1. Januar von der Gefängnisverwaltung benachrichtigt worden, sie könnten ihn abholen. Am folgenden Tag brachten sie den äußerst geschwächten Mann in sein Dorf zurück.
Guru Dorjis Frau war verstorben, während er in Haft war. Er zeigte sich betroffen, daß er sie nicht mehr hatte sehen könnte, sagte aber, er gräme sich nicht, daß er auch bald sterben würde. Da er sein Ende nahen sah, verteilte er seinen Besitz unter seinen Kindern und bat seine Mit-Dorfbewohner, fortan für sie zu sorgen.
Die Dorfbewohner wurden, als sie den Todgeweihten abholten, gezwungen, ein Dokument zu unterschreiben, in dem sie bestätigen mußten, daß er nie mehr gegen die chinesische Obrigkeit protestieren werde, sollte er von seinen Verletzungen genesen. Quellen zufolge ist Guru Dorjis Zustand sehr ernst, denn er erbricht alles, was er zu sich nimmt.
In einem anderen Fall wurde die 21jährige Rigden Lhamo aus Kardze um den 25. Dezember herum ihrer Familie übergeben, da die Gefängnisleitung befürchtete, sie könnte ihren Verletzungen erliegen. Bei den Protesten am 28. Mai hatte sie schwere Verletzungen davongetragen und wurde anschließend in Haft genommen.
Weiterhin wurden Rinchen und Jampa Dolma vom Kloster Getsul in Kardze am 22. Dezember vor ihrem offiziellen Entlassungstermin freigesetzt. Sie waren zusammen mit zwei anderen Nonnen des Klosters Getsul wegen ihrer Beteiligung an den Protesten vom 22. Mai in Kardze inhaftiert worden. Der Grund für ihre Freilassung ist noch unklar.
Die Nonne Dolma Yangtso vom Kloster Saru in Serthar teilte ihrer Familie mit, daß sie zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden sei. Sie war lebensgefährlich verletzt worden, als chinesische Sicherheitskräfte am 10. August 2008 während einer Demonstration in Kardze auf sie schossen.
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