Offiziellen Angaben zufolge wurden infolge der „Lhasa-Krawalle“ 76 Personen verurteilt
Dharamsala - Wie die staatlichen chinesischen Medien am Mittwoch berichteten, sind wegen der antichinesischen Unruhen im vergangenen Jahr bislang 76 Tibeter von den Gerichten verurteilt worden.
Die offizielle Xinhua Nachrichtenagentur berief sich bei dieser Zahl auf Nyima Tsering, einen tibetischen Funktionär, sie führte jedoch nicht näher aus, wie die Anklagen und die Urteile lauteten und was weiter mit diesen Inhaftierten geschah.
Neueste Zahlen lassen darauf schließen, daß die Verurteilungen noch weitergehen. Die chinesischen Behörden in Tibet erklärten im November, daß 55 Personen wegen ihrer Beteiligung an den „Krawallen vom 14. März“ in der tibetischen Hauptstadt zu Gefängnisstrafen von drei Jahren bis lebenslänglich verurteilt worden seien.
Friedliche Protestaktionen tibetischer Mönch in Lhasa am 10. März letzten Jahres bildeten den Auftakt zu der größten Erhebung gegen die chinesische Herrschaft seit fast 50 Jahren.
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Verhängung von Gerichtsurteilen gegen Tibeter
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Die chinesische Regierung machte nur wenige Angaben über die Folgen des „14. März“, seit sie mit militärischer Gewalt gegen die demonstrierenden Tibeter vorging und die ganze Region für ausländische Journalisten und Touristen sperrte.
Beijing zufolge kamen dabei 22 Personen um, während Tibet-Unterstützer behaupten, daß bei den Protestaktionen und ihrer militärischen Niederschlagung eine Vielzahl von Tibetern ihr Leben verloren.
Das in Dharamsala ansässige Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie ist der Ansicht, daß die Zahl der Verurteilten alleine in Lhasa viel höher liegen könnte als offiziell angegeben.
Den Unterlagen des Zentrums zufolge wurden bis zum Januar 2009 mindestens 190 Tibeter von den diversen Bezirksgerichten der TAR und in den tibetischen Gebieten außerhalb der TAR wegen ihrer Teilnahme an einer Reihe von Demonstrationen seit vergangenem März verurteilt.
Davon wurden mindestens sieben zu lebenslänglichem Freiheitsentzug verurteilt und 90 erhielten Gefängnisstrafen von zehn Jahren und darüber. Außerdem berichtet das Zentrum, daß noch Hunderte von Tibetern inhaftiert sind, ohne daß Anklage gegen sie erhoben worden wäre.
Im letzten Monat nahm China eine Großrazzia in Tibet vor, denn es steht eines der brisantesten Ereignisse seit Jahren bevor im März jährt sich der mißlungene Volksaufstand von 1959, der zur Flucht des Dalai Lama ins Exil führte, zum 50. Male.
Um erneute Unruhen von vorneherein auszuschließen, nahm das Public Security Bureau in Lhasa die Kampagne des „Harten Zuschlagens“ gegen Verbrechen wieder auf, bei der Wohnviertel, Internet-Cafés, Bars, Mietzimmer, Hotels und Gästehäuser durchsucht wurden.
Mindestens 81 Tibeter wurden seit dem Start der Kampagne festgenommen und 5766 als Verdächtige ausgemacht und verhört.
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