4. Januar 2008
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Die Aufstandsbewegung des tibetischen Volkes

Angesichts zweier bevorstehender Ereignisse von historischer Bedeutung – die Olympischen Spiele 2008 in Peking und der 50. Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes von 1959 gegen die Besetzung Tibets durch China – steht das tibetische Volk an einem wichtigen Scheideweg. Die chinesische Regierung versucht, die Olympischen Spiele als Plattform zu nutzen, um endgültig als Weltmacht akzeptiert zu werden und was Tibet betrifft, ihre Propaganda als einzige Wahrheit zu verbreiten. Peking sieht diese Spiele als eine Gelegenheit, seine Herrschaft in Tibet ein für allemal festzuschreiben.

Die Olympiade findet nur wenige Monate vor dem Zeitpunkt statt, an dem das tibetische Volk der Ereignisse gedenkt, die vor 50 Jahren dazu führten, daß Seine Heiligkeit, der Dalai Lama, und Zehntausende von Tibetern aus ihrer Heimat fliehen mußten und chinesische Truppen den Volksaufstand in Lhasa und im ganzen Land mit brutaler Gewalt niederschlugen. Seitdem sind über eine Million Tibeter in direkter Folge der chinesischen Besetzung ihres Landes umgekommen. In dieser kritischen Periode, wo die chinesische Führung einen unerbittlichen Kampf gegen die tibetische Religion und Kultur führt und der Bevölkerungstransfer von Chinesen nach Tibet immer dramatischere Ausmaße annimmt, geht es um das blanke Überleben des tibetischen Volkes.

Für uns Tibeter ist es an der Zeit, durch eine gemeinsame und koordinierte Widerstandsbewegung die Entscheidung über unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Wir müssen jetzt den Chinesen und der ganzen Welt begreiflich machen, daß der Wunsch nach Freiheit noch immer im Herzen eines jeden Tibeters brennt, sowohl in Tibet als auch im Exil. Vor allem für die Tibeter im Exil ist die Zeit gekommen, mutig allen zu zeigen, daß wir uns auch nach 50 Jahren immer noch danach sehnen, in unsere Heimat zurückzukehren. So werden wir einen Marsch aus dem Exil in Indien zurück in unsere Heimat Tibet organisieren, der den Geist des Aufstands von 1959 zu neuem Leben erwecken wird. Die Olympiade 2008 wird den Höhepunkt des bald 50 Jahre währenden tibetischen Widerstands im Exil markieren. Wir werden diesen historischen Augenblick nutzen, um die tibetische Freiheitsbewegung neu zu beleben und unseren im Exil geführten Kampf um Freiheit zurück nach Tibet zu tragen. Durch unsere unermüdliche Arbeit und unser unbeirrbares Bekenntnis zu Wahrheit und Gerechtigkeit werden wir eine neue Aufstandsbewegung schaffen, die Chinas Herrschaft in Tibet erschüttern und den Anfang vom Ende der chinesischen Besatzung unseres Landes anzeigen wird.

Erklärung

Im Geiste des Aufstands von 1959 und im Gedenken an all die tapferen Tibeter, die ihr Leben für die Unabhängigkeit Tibets hingaben, und jene, die immer noch der tyrannischen Herrschaft Chinas Widerstand leisten, erklären wir hiermit den Beginn der Aufstandsbewegung des tibetischen Volkes.

Die Aufstandsbewegung des tibetischen Volkes ist eine weltweite Bewegung von Tibetern innerhalb und außerhalb Tibets, die durch direkte Aktionen mit dem Ziel, Chinas rechtswidriger und brutaler Besetzung ihres Landes ein Ende zu setzen, ihr politisches Schicksal in die eigene Hand nehmen.

Durch gemeinsame und strategisch geplante Kampagnen werden wir das olympische Rampenlicht nutzen und es auf Chinas schändliche Unterdrückung in Tibet richten, damit China die internationale Anerkennung und die Zustimmung, nach der es so glühend verlangt, verweigert wird.

Wir rufen die Tibeter in Tibet auf, sich weiterhin gegen die chinesische Herrschaft zur Wehr zu setzen, und wir geloben unsere unverbrüchliche Unterstützung für ihren anhaltenden heldenhaften Widerstand. Wir rufen die Tibeter im Exil und ihre Unterstützer in der freien Welt auf, jede Gelegenheit zu nutzen, um gegen die Olympischen Spiele in China zu protestieren und dem tibetischen Volk in seinem Kampf um Freiheit beizustehen. Wir rufen die Tibeter auf der ganzen Welt auf, den Marsch ihrer tibetischen Landsleute zurück in ihr Heimatland Tibet zu unterstützen.

Forderungen

Indem wir unsere Bewegung vorantragen, verpflichten wir – das tibetische Volk – uns von ganzem Herzen diesem Bemühen und fordern, daß die chinesische Regierung unverzüglich

  1. den Weg freimacht für eine bedingungslose Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Tibet auf den ihm rechtmäßig zustehenden Platz als Oberhaupt des Tibetischen Volkes. Der Dalai Lama wird von den Tibetern als ihr einziger und unbestrittener Führer verehrt. In den letzten Jahren haben die Tibeter in Tibet wiederholt die Rückkehr des Dalai Lama verlangt, wofür viele strafrechtlich verfolgt wurden und nun hinter Gittern sitzen.

  2. beginnt, sich aus dem zur Kolonie gemachten Tibet zurückzuziehen. Die chinesische Kolonialherrschaft und der massive Transfer von Chinesen marginalisieren die tibetische Bevölkerung und machen sie zu einer Minderheit in ihrem eigenen Land. Das schiere Überleben des tibetischen Volkes und der Nation durch ihre Sprache, Religion, Kultur und Traditionen ist ernsthaft bedroht.

  3. alle tibetischen politischen Gefangenen aus jeglicher Form von Haft freiläßt und der tibetischen Bevölkerung ihre Menschenrechte zurückgibt. Tausende von Tibetern ­– darunter der junge Panchen Lama Gendun Choekyi Nyima, Chadrel Rinpoche, Lobsang Tenzin, Trulku Tenzin Delek, Bangri Rinpoche, Dolma Kyab, Rungye Adrak und Adruk Lopo – werden wegen der friedlichen Äußerung ihrer religiösen und politischen Überzeugungen verfolgt. Allen in Tibet lebenden Tibetern werden systematisch ihre grundlegenden Menschenrechte verweigert.

Das tibetische Volk fordert auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf,

  • unverzüglich die Olympischen Spiele in Peking 2008 abzusagen und, solange Tibet nicht frei ist, niemals wieder China als möglichen Gastgeber für die Olympiade in Betracht zu ziehen. Die chinesische Regierung begeht in Tibet einen kulturellen Völkermord und ist der Ehre nicht würdig, eine solche internationale Großveranstaltung auszurichten.
Tibetan Youth Congress (Tibetischer Jugendkongreß)
Tibetan Women’s Association (Tibetischer Frauenverband)
Gu-Chu-Sum Movement of Tibet (Gu-Chu-Sum Bewegung von Tibet)
National Democratic Party of Tibet (Nationale Demokratische Partei von Tibet)
Students for a Free Tibet, India (Studenten für ein freies Tibet, Indien)

Kontakt:
Sherab Woeser, Campaign Coordinator, 0091-9868332883 (Delhi) / 0091-9418394426 (Dharamsala) 
Email: sherabwoeser@yahoo.com