23. August 2008 |
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Die schreckliche Spur Olympias in TibetAuch am Vortage der Abschlußzeremonie der Olympischen Spiele in Beijing, während der noch einmal eine letzte Propagandaoffensive zu Tibet gestartet werden wird, bleiben überall auf dem tibetischen Plateau strenge Sicherheitsmaßnahmen in Kraft, die auch den direkten Schießbefehl beinhalten, um weitere Unruhen während der letzten Tage der Olympischen Spiele zu vermeiden. Die friedlichen Proteste, die im März begannen und sich in den Monaten und Wochen vor den Olympischen Spielen fortsetzten, sind das Ergebnis eines halben Jahrhunderts verfehlter chinesischer Tibet-Politik. Der Ausbruch der Proteste enthüllte die Wahrheit über das Vorgehen der chinesischen Regierung in Tibet in einer Zeit, in der die Volksrepublik China (VRC) sich der Welt entsprechend dem Slogan „Eine Welt, ein Traum“ als eine harmonische Nation präsentieren wollte. „Infolge seines harten politischen Kurses und Fehleinschätzungen, sowie ebenso dank der Eigendynamik der Meinungsfreiheit der freien Menschen auf der ganzen Welt ist es Beijing nicht gelungen, das Bild von einem glücklichen Tibet zu zeigen, wie es geplant gewesen ist...“, sagte der Präsident der International Campaign for Tibet (ICT), John Ackerly. Aufgrund einer Vielzahl von Berichten gibt es ernsthafte Befürchtungen, daß sich die Lage in Tibet nach den Olympischen Spielen noch weiter verschlechtern könnte, wenn nämlich die Aufmerksamkeit der Welt nicht mehr China zugewandt ist. Viele Tibeter sind sehr besorgt und wurden in manchen Fällen sogar vom chinesischen Sicherheitspersonal vorgewarnt , daß nämlich den Olympischen Spielen eineweitere Repressionswelle folgen könnte, etwa, indem Tibeter, die derzeit nur unter strenger Beobachtung durch die chinesischen Behörden stehen, dann auch verhaftet werden. Neue Bilder und Berichte, die vor einigen Tagen trotz Chinas Nachrichtensperre aus Tibet die westliche Welt erreicht haben, belegen das Folgende: Scharfschützen in Lhasas Hotels stationiertBereits in den ersten Tagen der Olympiade wurden in den Hotels der Stadt Lhasa Scharfschützen stationiert. Nach neuesten Berichten ist dies auch für die Zeit vom 6. August bis zum 10. August verbürgt. In einem Bericht eines westlichen Tibet-Experten heißt es unter Bezugnahme auf tibetische Quellen: „In einem Hotel, in dem zu dieser Zeit keine Gäste waren, nahmen etwa 20 Soldaten die oberen Räume ein, um die Straße gut überblicken zu können. Sie betraten das Hotel sehr vorsichtig, damit so wenige Leute wie möglich von ihnen Kenntnis erhielten. Sie versteckten sich hinter den Vorhängen, um von der Straße aus nicht gesehen zu werden. Sie wurden regelmäßig ausgetauscht und zahlten anscheinend eine kleine Summe für jeden Raum, sie benahmen sich wohlerzogen und freundlich. Sie waren alle Chinesen. Meine Quelle meint, daß die Soldaten für diese Zeitspanne den Befehl hatten, jeden sofort zu erschießen, der mit einem Messer oder einer anderen Waffe gesehen würde.“ Es ist nicht bekannt, ob es sich bei den Scharfschützen um Kräfte der Volksbefreiungsarmee oder der Bewaffneten Volkspolizei (PAP) handelte. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß es Soldaten der Volksbefreiungsarmee waren. Zwei Frauen von chinesischem Sicherheitspersonal angeschossenAm 9. August, einem Tag nach der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Beijing, wurden um etwa 4:30 Uhr am Nachmittag zwei junge Frauen in der Stadt Ngaba (chin. Aba), Tibetisch-Autonome Präfektur (TAP) Ngaba (chin. Aba), Provinz Sichuan, angeschossen, als sie ein Geschäft betreten wollten. Es handelt sich um die 22jährige Sonam Wangmo aus Ngawa Sezo und um die 28jährige Tranyeyeng aus Gyalrang. Eine von ihnen wurde am Bein, die andere an ihrer Hand getroffen; sie befinden sich noch immer in medizinischer Behandlung. Laut einer Quelle, die in Kontakt mit Exil-Tibetern steht, scheint es, daß die jungen Frauen das Geschäft betraten, um dort ihre Mobiltelefone aufzuladen und sich somit zu einer Zeit, in der die Gegend aufgrund der Olympischen Spiele unter Ausgangssperre stand, auf der Straße befanden. Jemand berichtete, er habe vier oder fünf Schüsse gehört, als er sich gerade mit Angehörigen und Freunden zuhause befand. Er habe auf die Straße gehen und nachsehen wollen, was dort vor sich ging. Doch Familie und Freunde hätten davon abgeraten, da die Situation offenbar gefährlich war und für Tibeter derzeit besondere Einschränkungen gelten. Quellen aus der Gegend berichten, daß Restaurants und Geschäfte bereits vor 7 Uhr abends schließen. Niemandem ist es erlaubt, das Haus danach zu verlassen. Doch die Menschen haben sogar Angst, ihr Haus am Tage zu verlassen. Die Mönche wurden angewiesen, in ihren jeweiligen Klöstern zu bleiben, die von Militär umstellt sind, wie aus verschiedenen Berichten hervorgeht. Inszenierung von Protesten zu Übungszwecken demonstriert die MilitärmachtWährend der Zeit der Olympischen Spiele wurden die Truppen in der Region Ngaba extrem verstärkt. Ende Juli/Anfang August wurde sogar eine angebliche Protestkundgebung zu Übungszwecken inszeniert. Die genannten Bilder zeigen Militär in der Nähe des Klosters Tro-Tsuk im Bezirk Ngaba, das eine Protestkundgebung und deren Niederschlagung nachstellt. Die Soldaten trugen dabei in Anlehnung an die Flaggen, die die tibetischen Demonstranten im März vor sich her trugen, solche, die den tibetischen Nationalflaggen sehr ähnlich sehen. Bei diesen Protesten im März schoß das Militär auf unbewaffnete Demonstranten, wobei viele ums Leben kamen (siehe auch: „Tibet at a Turning Point: The Spring Uprising and China's New Crackdown“ unter http://www.savetibet.org/documents/document.php?id=258) Bei dieser Militärübung seien laut tibetischen Quellen die Soldaten sowohl als Mönche als auch als Laien verkleidet gewesen. Die Aktion wurde gefilmt, was sowohl Propagandazwecken als auch zur Übung der Niederschlagung von Protesten dienen könnte. Bereits am 4. August führten militärische Truppen, die das Weideland der Nomaden einige Kilometer außerhalb der Stadt Ngaba besetzt hatten, ein ähnliches Szenario durch, dem sogar Beamte der Präfektur beiwohnten. Das Sicherheitspersonal im Kloster Kirti wurde weiter verstärkt, nachdem dort Mönche im März massiv protestiert hatten. Neue Überwachungskameras wurden in dem Kloster, das immer noch von chinesischem Sicherheitspersonal umstellt ist, angebracht. Den Mönchen ist es nicht erlaubt, das Kloster ohne die Erlaubnis der ranghöheren Mönche, die dem „demokratischen Verwaltungsrat“ angehören, zu verlassen. Kham gleicht einer KriegszoneAus einigen der Berichte geht hervor, daß Beijing das Sicherheitspersonal in Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan (ehemalige tibetische Provinz Kham) beträchtlich aufgestockt hat, um jegliches Aufbegehren während der Olympischen Spiele im Kein zu ersticken. Viele Klöster in der Gegend sind nach wie vor abgeriegelt und den Tibetern wurden starke Einschränkungen auferlegt. Die Taiwanesisch-Amerikanische Touristin Wen Yan-King, die in der Region Kardze festgenommen und dann auswiesen wurde, nachdem sie die Gegend im Juli unautorisiert besucht hatte, berichtete: „Es gibt einen guten Grund dafür, daß Touristen der Zutritt zu diesen Gegenden verwehrt bleibt. Sie gleicht nämlich einem Kriegsschauplatz. Die Polizei ist überall in den Straßen. Die Polizisten sitzen mit ihren Helmen, ihren Waffen und Schilden zu zehnt in einer Reihe. Sie sitzen vor den Supermärkten unter blauen Planen zu beiden Seiten der Straße. Sie befinden sich auf erhobenen Metallplattformen, von denen aus sie die Straßen überblicken. Ich konnte nirgends hingehen, ohne daß ein Dutzend Polizisten mich anstarrte. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so viel Polizei und Militär in einer Stadt gesehen. Auch habe ich noch niemals eine Atmosphäre so tiefer Furcht erlebt“ (Huffington Post blog by Rebecca Novick, August 12, http://www.huffingtonpost.com/rebecca-novick/arrested-in-tibet-a-young_b_118342.html). Die Niederschlagung der Proteste, zu denen es im März kam, war in der Gegend Kham besonders heftig. Die Tibeter dieser Gegend sind bekannt für ihren ausgeprägten Sinn für die tibetische Identität und ihr starkes Nationalgefühl; viele Khampas waren in den Aufstand gegen die chinesische Invasion in den Jahren 1949-1950 und 1956-1959 involviert. Wen Yan-King berichtete von ähnlichen Restriktionen in der Gegend Lithang (chin. Litang). „Die ortsansässigen Tibeter erzählten mir, daß die Polizeistationen nach dem Ausbruch der Proteste regelrecht aus dem Boden geschossen seien. Wenn es eine Möglichkeit gibt, Menschen Furcht einzuflößen, so ist dies der Weg. Niemand wird auf die Straße gehen und protestieren, wenn sich 50 bewaffnete Polizisten zur Rechten und zur Linken befinden“ (Huffington Post, August,12). Die jüngste Intensivierung der Einschränkungen der Religionsfreiheit sowie die Forderung, Seine Heiligkeit den Dalai Lama zu diffamieren, hat zu dieser Welle von Protesten gefolgt von der Verhaftung von Mönchen, Nonnen und Laien geführt; bei den Protesten wurden viele unschuldige Menschen erschossen. In Kham sind viele Mönche, Nonnen, Laien und sogar Schulkinder verhaftet und mit extremer Brutalität behandelt worden. In den Monaten März und April wurden die unbewaffneten unschuldigen Demonstranten einfach erschossen (Siehe den Bericht „Tibet at a Turning Point: the Spring Uprising and China's New Crackdown“ http://www.savetibet.org/documents/document.php?id=258). Tibet und die Olympischen SpieleUm die gewaltsame Unterdrückung der Tibeter zu verheimlichen während der Olympischen Spiele sollte ja ein Bild von Stabilität und Einheit präsentiert werden , hat China das gesamte tibetische Plateau faktisch abgeriegelt, obwohl es im Vorfeld der Spiele eine weitere Öffnung versprochen hatte. Obwohl die Autonome Region Tibet (TAR) laut Berichten der staatlichen Medien seit dem 25. Juni wieder für ausländische Touristengruppen geöffnet ist, ist der Tourismus in Tibet trotz gegenteiliger Berichte in den Medien nicht zur Normalität zurückgekehrt. Noch immer gibt es für Reisegruppen starke Einschränkungen und die Klöster bleiben geschlossen. Quelle: http://savetibet.org/news/newsitem.php?id=1352, (auszugsweise Übersetzung) |