3. April 2008
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Massenfestnahmen - Druck auf die Bevölkerung, den Dalai Lama zu denunzieren

Wie von International Campaign for Tibet,, zu hören ist, kam es in Tibet in den letzten Tagen zu neuen Protestkundgebungen, woraufhin China mit Massenverhaftungen und neuen Kampagnen gegen den Dalai Lama reagierte.

Eine nützliche Übersichtskarte über die Proteste in Tibet findet sich unter www.savetibet.org.

Es sieht so aus, als sei es die Absicht der Behörden, neue Unruhen zu provozieren. Manche Klöster sind von Militär völlig abgeriegelt, in Kardze in Sichuan (der ehemaligen Provinz Kham) und in Lhasa werden die Menschen gezwungen, Schriftstücke zu unterzeichnen, in denen der Dalai Lama angegriffen und verleumdet wird. In einigen ländlichen Gebieten sollen die Tibeter ihre Dörfer und Siedlungen verlassen haben, um sich der Verhaftung zu entziehen. Die Arbeitsteams ziehen von Ort zu Ort und von Kloster zu Kloster. Nachweislich kam es in Drango (chin. Luhuo) in der Tibetisch Autonomen Präfektur (TAP) Kardze, Sichuan, zu Festnahmen von mindestens zehn Mönchen, die auch geschlagen wurden.

In einigen Gebieten, wie zum Beispiel im Bezirk Pashoe in der Präfektur Chamdo (TAR) und um das Kloster Wara im Bezirk Jomda in der Präfektur Chamdo haben sich Lamas und Mönche bemüht, eine Eskalation der Unruhen zu hindern. In Pashoe soll ein Abt die Menschen von einer Demonstration abgehalten haben, nachdem ein Mann verhaftet worden war, der Poster angeklebt hatte, auf denen die Rückkehr des Dalai Lama gefordert wurde. Ein Lama aus Wara versuchte am 31. März, die Menschen von neuerlichen Protesten abzuhalten, nachdem sich junge Tibeter und chinesische Ladenbesitzer gestritten hatten, was ihm auch gelang. Es hatte sich bereits eine ansehnliche Menge versammelt, die die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet forderte. Seither wurden die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt verstärkt.

Vom Kloster Kirti in Ngaba (chin. Aba) wird gemeldet, daß am 29. März drei bis vier Busladungen Mönche abtransportiert worden seien, ebenso seien aus dem in der Nähe gelegenen Kloster Gomang Mönche abgeholt worden, nachdem es dort wiederholt zu Pro-Dalai Lama Kundgebungen gekommen sei und eine Polizeistation in Brand gesteckt wurde. Ein Mönch aus Kirti soll Selbstmord begangen haben. Von den Konflikten in Kirti am 16. März konnten über Mobiltelefone Bilder der Toten nach draußen geschmuggelt werden, einige sind identifiziert worden. Fest steht, daß Lobsang Tashi, ein Mönch aus der Ortschaft Thawo zu Tode kam und Tsezen, ein Laie aus Thachung. Dies hat zu einer verstärkten Überwachung seitens der Behörden geführt.

Inzwischen werden Tibeter mit Mobiltelefonen streng überwacht, weil man verhindern will, daß irgendwelche Nachrichten nach draußen dringen. So soll ein Tibeter nur deshalb festgenommen worden sein, weil er eine Kurznachricht von seiner Familie auf dem Handy erhalten hatte. Dennoch drangen Nachrichten über Proteste in 42 Bezirken nach draußen, sogar in Chengdu (Hauptstadt der Provinz Sichuan), in Lanzhou (Hauptstadt der Provinz Gansu) und in Peking.

Sogar Gebetszeremonien für die Verwundeten und Getöteten mussten auf Druck der Behörden hin abgebrochen werden, so geschehen im Kloster Ragya (Bezirk Machen, TAP Golog, Qinghai), wo für die Opfer von Kirti gebetet wurde. Viele der bei den Unruhen Verwundeten trauen sich nicht, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen, weil sie Angst haben, verhaftet zu werden.

Im Anschluss an die Drohung des Dalai Lama, bei einem Anhalten der Gewaltanwendung sich von seinem Amt zurückzuziehen, bleiben die Proteste von tibetischer Seite aus gewaltlos, doch die von den Behörden eingesetzte Gewalt wird deshalb nicht geringer. Es wird von systematischen Hausdurchsuchungen und Verhaftungen in Gansu berichtet, so dass die Menschen in Angst und Schrecken leben und in manchen Orten die Männer ihre Wohnorte verlassen haben.

In der Gegend von Tseko, Amdo, wurden die Proteste auch nach dem 20. März fortgesetzt, wie Radio Free Asia meldet. Die Demonstranten forderten von China, den Dialog mit dem Dalai Lama aufzunehmen, um die Tibet-Frage friedlich zu lösen. Sie forderten keine Unabhängigkeit, aber eine wirkliche Autonomie aller tibetischen Gebiete. Außerdem wünschten sie sich, dass China den Besuch des Dalai Lama in ihrer Gegend zulasse. Zunächst waren die Sicherheitskräfte noch nicht verstärkt worden, doch sie wären auf dem Wege, heißt es (http://www.rfa.org/english/news/politics/2008/03/15/tibet_interviews/)

In Lhasa waren die „Volksarbeitsbrigaden“ am Werk und forderten die Menschen auf zu unterschreiben, dass der Dalai Lama die Unruhen angezettelt habe, was aber zum gegenteiligen Effekt führte, denn das Ressentiment gegen die Behörden nimmt weiter zu. Eine Delegation von leitenden Parteifunktionären unter dem Minister für öffentliche Sicherheit Meng Jianzhu besuchte am 23. und 24. März zum ersten Mal seit Ausbruch der Unruhen Lhasa. Meng erklärte den Mitgliedern der Verwaltungskomitees in den großen Klöstern und dem Jokhang, dass der "Dalai Lama kein wahrer Vertreter des Buddhismus sei" und die patriotische Erziehung in den Klöstern verstärkt werden müsse. An allen wichtigen Straßen wurden Checkpoints eingerichtet und die Stadt wird engmaschig überwacht.

Während des Besuchs der ausländischen Journalisten und Diplomaten wurden Militärs und Militärfahrzeuge außer Sichtweite gehalten, doch sowie sie am 29. März die Stadt verlassen hatten, wurde das Netz wieder eng angezogen und die Menschen fühlen sich wie "Vögel, die das Surren des Bogens hören", wie sich ein Tibeter auf einer englischsprachigen Website ausdrückte. Noch während des Besuchs kam es in der Nähe des Barkhor zu Protesten, an denen etwa 80 Personen teilgenommen haben sollen. Einige der nach dem 14. März in Gewahrsam Genommenen sollen inzwischen frei gelassen worden sein, wurden aber strengen Verhören unterzogen, heftig geschlagen und hatten teilweise unter Nahrungs- und Trinkwasserentzug zu leiden. Doch von manchen Festgenommenen haben ihre Familien immer noch nichts gehört.

Zusammenfassung des Textes von Angelika Mensching