1. April 2008
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Appellbrief an den nepalischen Premier

Appellbrief an den nepalischen  Botschafter

Tibeter protestieren vor der chinesischen Botschaft in Nepal

Infolge der Proteste wurden mindestens 92 Tibeter verhaftet, 3 verletzt, einer mußte ins Krankenhaus gebracht werden.

Zweimal demonstrierten Tibeter an 1. April im Stadtteil Baluwatar in Kathmandu, und zwar unmittelbar vor der chinesischen Botschaft - das erste Mal seit Ausbruch der protibetischen Proteste in Nepal am 10. März.

Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen verhinderten bisher, daß sich tibetische Demonstranten der Botschaft nähern konnten. Dennoch gab es in den letzten zwei Wochen fünf Demonstrationen vor dem chinesischen Konsulat in Hattisar.

Am Nachmittag teilten sich 45 Tibeter auf zwei Gruppen auf, sie umgingen die Polizei und es gelang ihnen, zu verschiedenen Zeiten vor dem Botschaftseingang zu demonstrieren. Sie trugen tibetische Flaggen und Banner und riefen „Hört auf, Tibeter zu töten“ und „Löst die Tibet-Krise friedlich“ und „Freiheit für Tibet“.

Zwei chinesische Botschaftsangehörige machten vom Dach des Gebäudes aus Fotos von den Demonstranten, bis die Polizei sie nach kurzer Zeit anrückte und sie verhaftete. Sie wurden in die Polizeifahrzeuge gezerrt und dabei mit Schlagstöcken traktiert, getreten und mit Fäusten geschlagen.

Eine Tibeterin wurde in den Bauch getreten und ein Mönch erhielt Tritte an den Kopf. Beide trugen erhebliche Verletzungen davon. Eine weitere Tibeterin verlor während der Polizeiaktion das Bewußtsein.

Die Verhafteten - auch die Verletzten - wurden auf zwei verschiedenen Polizeiwachen festgehalten. Erst auf Verlangen des Menschenrechtsbeobachters wurde die am Bauch verletzte Frau freigelassen, um sich in ärztliche Behandlung zu begeben.

Obwohl der Mönch mit der Kopfverletzung große Schmerzen litt, wurde er erst nach einer halben Stunde ins staatliche Bir Hospital geschafft, aber dort ließ man ihn einfach liegen. Erst nachdem er nach einer weiteren Stunde, als ihn zwei tibetische Freunden in ein privates Krankenhaus brachten, wurde er behandelt und über Nacht zur Beobachtung dort behalten.

Human Rights Watch und Amnesty International äußerten sich besorgt über sexuelle Übergriffe durch die Polizei.

HRW und AI haben inzwischen ein gemeinschaftliches Schreiben an den nepalesischen Premierminister geschickt, in dem sie ihn auffordern, sein Augenmerk auf die Einschränkung der Rechte der tibetischen Gemeinschaft in Nepal und auf die unnötige Gewalt zu richten, mit der die Polizei gegen gewaltlose tibetische Demonstranten vorgeht. Ferner wurde er darauf hingewiesen, daß es seitens der Polizei offenbar zu sexuellen Übergriffen insbesondere gegen demonstrierende tibetische Frauen gekommen ist. Mehrere Tibeterinnen hatten Phayul über sexuelle Belästigungen berichtet.

Unter Bedingung der Anonymität sagte eine von ihnen: "Ein Polizist versuchte mir an die Brust zu fassen, woraufhin ich laut schrie. Eine Freundin wurde in den Schritt getreten und hat nun Schwierigkeiten beim Wasserlassen." Eine andere Frau gab an: "Ein Polizist versuchte, mir in die Hose zu fassen."

In Thamel, einem von Touristen bevorzugten Stadtteil von Kathmandu, kam es zu weiteren einer Demonstration von 30 Tibetern, die umgehend verhaftet und zusammen mit anderen bis spät in die Nacht in einer Kaserne der bewaffneten Stadtpolizei festgehalten wurden.