23. Juni 2006
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von Tenzin Choephel, Kathmandu

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Zerstörung des Lebens tibetischer Nomaden im Golog-Gebiet

Die Politik der chinesischen Regierung, tibetische Nomaden aus ihrem angestammten Grasland zu vertreiben und sie zwangsweise in barackenartigen und ärmlichen Einheitshäusern am Rande von bereits bestehenden Siedlungen, Kreisstädten und den Zentren der Präfekturen anzusiedeln, wird nun in vielen Gegenden von Amdo, insbesondere in der Gegend von Golog umgesetzt. Traditionsgemäß waren die drokpa (tibetische Nomaden) stets wohlhabender als die Bauern, und in der vergangenen Dekade ging es ihnen recht gut, bis die Regierung vor ein Paar Jahren ihr Umsiedlungsprogramm startete, das die Vernichtung der Herden der Nomaden zur Folge hatte.

Als Hauptlieferant von Milchprodukten in Amdo verfügte die Präfektur Golog bisher über große Viehherden und weite Flächen an Grasland. Die sechs Distrikte von Golog werden hauptsächlich von Nomaden bewohnt. Die chinesischen Behörden betrachten die Nomaden jedoch als rückständige Leute ohne festen Wohnsitz – dabei pflegten die Nomaden einen ansehnlichen Beitrag an Steuern in Form von Fleisch, Butter und Käse zu leisten. Die Behörden sind der naiven Ansicht, wenn man ihnen Zugang zu modernen Wirtschaftsformen, Straßen und städtischen Häusern verschaffte, würden sich die Lebensbedingungen der Nomaden verbessern, und daher sehen sie nichts Schlechtes darin, die nomadische Wirtschaft zu zerschlagen, die in der Tat einen wichtigen Teil der traditionellen, autarken Wirtschaftsform in Tibet darstellte.

Die drokpa stimmen der Ansicht der Behörden überhaupt nicht zu, denn das Umsiedelungsprojekt hat zu einer beträchtlichen Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen geführt. Unserer Quelle zufolge, einem Nomaden aus dem Kreis Pema in der Präfektur Golog, ist die ältere Generation der Nomaden der Ansicht, diese Maßnahmen seien vor allem im Hinblick darauf ergriffen worden, daß es am Machu Fluß (Gelber Fluß) in China, der in Golog entspringt, zu keinen Hochwasserkatastrophen mehr kommen soll.

Der oben erwähnte Nomade meinte außerdem: “Mit dieser Maßnahme wurde im Oktober 2005 in der Siedlung Tso Kyareng im Kreis Mato und in der Gemeinde Trangmaho im Kreis Machen begonnen, wo das Vieh vollständig vernichtet und letztes Jahr die Nomaden an den Rand der TAP Golog umgesiedelt wurden. 50 Haushalte aus unserem Kreis wurden in die Nähe der Kreisstadt umgesiedelt.”

Die umgesiedelten Nomaden erhielten gerade mal ein paar Säcke Mehl, obwohl ihnen anfänglich eine angemessene Entschädigung und spezielle Hilfeleistungen versprochen worden waren. Sie mußten ihr Vieh zur Hälfte des Marktpreises verkaufen. Ein Yak, den sie normalerweise um 1.500 Yuan verkaufen konnten, brachte ihnen nur 700 Yuan ein. Die Weidegründe sind jetzt mit Stacheldraht umzäunt, und das Weiden von Vieh ist verboten. Diejenigen, die in die Nähe der Kreisstadt Pema umgesiedelt wurden, erhielten zwei Zimmer pro Haushalt, aber es wurden ihnen etwa 50.000 Yuan für die Hälfte der Baukosten abverlangt, obwohl die Leute dort sagen, die Baukosten hätten sich auf nur 10.000 Yuan belaufen. Die umgesiedelten Nomaden sind sehr unglücklich, weil sie ihr Vieh verloren haben, nun ohne Arbeit sind und keine Hilfe von der Regierung in Sicht ist. Durch die Umsiedelung der Nomaden gibt es in den Städten immer mehr arbeitslose und frustrierte tibetische Nomaden. Ihre Chancen auf einen Arbeitsplatz sind schlecht, weil sie kein Chinesisch sprechen.

Außerdem wurde noch zu verschiedenen anderen Methoden gegriffen, um die Nomaden vom Land ihrer Vorfahren zu vertreiben. Einige wurden eingeschüchtert, andere zum Gehen gezwungen, während wieder anderen zugesagt wurde, daß sie nach 10 Jahren, wenn sich das Grasland erholt hätte, wieder zurückkehren könnten. Nur die Zeit wird zeigen, ob an diesen Versprechungen etwas Wahres ist.