China zur Aufhebung der Restriktionen gegen Tibets "singende Nonne" Phuntsog aufgefordert
AFP, Dienstag, 3. August 2004
New York Die amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch drängt China, unverzüglich alle über die unlängst aus der Haft entlassene "singende Nonne" Phuntsog Nyidron verhängten Restriktionen aufzuheben. Phuntsog Nyidron war die politische Gefangene mit der längsten Haftstrafe.
Sie wurde im März entlassen, nachdem sie 15 Jahre im berüchtigten Drapchi Gefängnis eingesessen hatte. Wie Human Rights Watch berichtet, steht sie seither unter ständiger Überwachung der Behörden.
Weiter heißt es in der Erklärung: "Sie wird 24 Stunden täglich von mindestens zwei von einem Team von insgesamt vier Sicherheitsbeamten überwacht. Jeder, der zu ihr kommen möchte, muß sich eintragen, bevor er eingelassen wird."
Die 38 Jahre alte Phuntsog wurde im Oktober 1989 bei einer friedlichen Demonstration in Lhasa verhaftet, die einige Tage nach der Nobelpreisverleihung an das im Exil lebende religiöse Oberhaupt der Tibeter, den Dalai Lama, stattfand. Der Dalai Lama war für seine Bemühungen, durch Verhandlungen mit China eine echte Autonomie für die Himalaya-Region zu erreichen, mit dem Preis geehrt worden.
Weil man Phuntsog als Anführerin der Proteste betrachtete, wurde sie zu neun Jahren Haft verurteilt. Nachdem sie zusammen mit 13 weiteren inhaftierten Nonnen im Gefängnis Tonband-Aufnahmen von religiösen tibetischen Liedern gemacht hatte, die schließlich zum großen Mißfallen der chinesischen Regierung in ganz Tibet Verbreitung fanden, wurde sie 1995 mit einer Haftverlängerung bestraft.
"Die Chinesen versuchen bei andere Regierungen zu beeindrucken, indem sie aus opportunistischen Gründen politische Gefangene aus dem Gefängnis entlassen, die sie dann jedoch in einer Art von Isolation und unter ständiger Überwachung halten", sagte Brad Adams, Leiter der in New York ansässigen Asien-Abteilung von Human Rights Watch. "China spielt ein häßliches Spiel, das die internationale Gemeinschaft entschieden und öffentlich verurteilen muß."
Des weiteren äußerte sich Human Rights Watch besorgt über Phuntsogs Gesundheitszustand. Es wird als sicher angenommen, daß sie in den Jahren in Drapchi mehrmals schwer geschlagen wurde.
"Informanten, die ihr nahestehen, berichteten über Nierenschädigungen infolge der langjährigen Mißhandlungen, und über Gedächtnisprobleme, die von wiederholten Schlägen auf den Kopf herrühren", heißt es in der Erklärung.
|