21. Mai 2008

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23. Mai 2008

nicht-autorisierte Übersetzung


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Tibeter in den von Polizeitruppen belagerten Klöstern halten Gebetszeremonien für die Opfer der Erdbebenkatastrophe ab

Eine Botschaft der Versöhnung aus einem bedrängten Kloster

Als die Zahl der Opfer der Erdbebenkatastrophe in der Provinz Sichuan die 40.000 überschritt, begannen Mönche von den Klöstern überall auf dem Hochplateau, Gebetszeremonien für die Verstorbenen abzuhalten und Geld für die Opferhilfe zu sammeln. Viele dieser Klöster befinden sich infolge der Proteste, zu denen es seit dem 10. März an zahlreichen Orten in Tibet kam, noch immer unter schweren Einschränkungen. Mönche des Klosters Kirti in der Tibetisch Autonomen Präfektur (TAP) Ngaba (chin. Aba) in der Provinz Sichuan, einer Gegend, in der bei Protesten mindestens zehn Tibeter umgekommen sind, ersuchten die örtlichen Behörden um die Erlaubnis, für die Erdbebenopfer eine Gebetszeremonie abhalten zu dürfen. Sie sandten außerdem eine bewegende und mutige Botschaft, in der sie einerseits ihr Mitgefühl mit den Opfern zum Ausdruck brachten und andererseits erklärten, daß ihre Protestaktionen sich zu keiner Zeit gegen das chinesische Volk, sondern einzig gegen die chinesische Regierung gerichtet hätten.

Das Kloster Kirti befindet sich in derselben Präfektur wie das Epizentrum des Erdbebens, d.h. im Bezirk Lungu (chin. Wenchuan), TAP Ngaba (chin. Aba), Provinz Sichuan, in der früheren tibetischen Provinz Amdo. In anderen von dem Erdbeben betroffenen Gegenden, unter anderem im Bezirk Rongtrak (oder Tenpa, chin. Danba), TAP Kardze (chin. Ganzi), und im Bezirk Drugchu (chin. Zhouqu), Tibetisch Autonome Präfektur (TAP) Kanlho (chin. Ganan), Provinz Gansu, sind ebenfalls Tibeter ums Leben gekommen.

Das Kloster Kirti wird seit dem 16. März von den chinesischen Sicherheitskräften belagert. Nicht einmal der ortsansässigen Bevölkerung wird der Zutritt gewährt. In dieser Gegend war es zu großen Protestaktionen gekommen, die in Massenverhaftungen und dem Tod von mindestens zehn Tibetern, unter ihnen Mönchen und drei Schülern, endeten. Die Bilder der Getöteten gingen um die Welt. Seit März ist es den Mönchen des Klosters Kirti verboten, ihre regulären religiösen Praktiken auszuführen, doch am 15. Mai erhielten sie eine Sondererlaubnis von den örtlichen Behörden, berichtetet das Exil-Kloster Kirti in Dharamsala, Indien.

Ein im Exil lebender Mönch erhielt aus dem Kloster Kirti in Ngaba folgende Botschaft: "Am 12. Mai um 14:28 Uhr hat sich ein Erdbeben in China ereignet, von dem die Provinz Sichuan und weitere Gegenden betroffen waren, und das zu Zehntausenden Toten, Verletzten und zu großem Leid führte. Einige Leute, die unter den Trümmern lagen, brüllten in ihre Mobiltelefone, sie seien verschüttet worden. Es ist noch nicht bekannt, wie viele von denen, die unter dem Schutt begraben liegen, noch am Leben sind. Im Bezirk Lungu waren alle Straßen beschädigt, so daß keine Fahrzeuge hindurchgelangen konnten. Diese Gebiete waren nur mit Flugzeugen oder Hubschraubern zu erreichen. Angesichts einer derart großen Katastrophe erbitte ich die Genehmigung, Hilfe leisten und alles tun zu dürfen, was erforderlich und möglich ist, um den in Not Geratenen zu helfen. Ich bitte darum, religiöse Zeremonien abhalten zu dürfen, falls es möglich ist. Falls nicht, so bitte ich darum, wenigstens Mantras wie "OM MANI PE ME HUNG" (das Mantra des Buddhas des Mitgefühls) für den größtmöglichen Nutzen für die Notleidenden und für all diejenigen, die verstorben sind, sprechen zu dürfen."

Auch wenn diese Erklärung, die von ICT aus dem Tibetischen übersetzt worden ist, in der ersten Person abgefaßt ist, wurde betont, daß auch andere Mönche des Klosters Kirti diese Sichtweise teilen. Am gleichen Tag, als diese Botschaft die Außenwelt erreichte, wurden besondere religiöse Zeremonien abgehalten, um die Auswirkungen der Zerstörung durch das Erdbeben zu lindern.

Eine weitere Nachricht, in der es um die Heilung der Kluft zwischen Chinesen und Tibetern geht, die die chinesische Regierung durch ihre falsche Darstellung der Proteste in ganz Tibet geschaffen hat, wurde aus dem Kloster Kirti an die Mitbrüder im Exil gerichtet: "Seit dem 10. März ereignen sich überall in den drei traditionellen tibetischen Regionen Proteste gegen die chinesischen Behörden. Die chinesische kommunistische Partei setzte verstärkt Polizeitruppen ein, jeder Tibeter, vor allem jedoch die Mönche, werden als ‚kriminell’ hingestellt. Viele wurden getötet und zu Tode geprügelt, es floß so viel Blut - zu viel für unsere Herzen zu ertragen und zu viel für unsere Augen mit anzusehen. In den Köpfen der Chinesen, mit denen wir seit Jahrtausenden in nachbarschaftlichem Verhältnis stehen, wurden auf diese Weise unschuldige Tibeter zu ‚Kriminellen’. Aufgrund der negativen Darstellung in den Medien werden die Tibeter, vor allem die Mönche, nun von den gewöhnlichen Chinesen wie Feinde behandelt. Wir machen ganz deutlich, daß wir nicht gegen das chinesische Volk sind, sondern einzig und allein gegen die Tibet-Politik der Regierung protestieren."

Diese Erklärung endet mit den Worten: "Was auch immer in der Tibet-Frage geschieht, jeder wird einsehen, daß Tibeter und Chinesen Seite an Seite als Nachbarn miteinander leben müssen. Wir hoffen auf eine baldige Besserung der Beziehungen beider Völker."

Spontane Gebetsversammlungen für die Erdbebenopfer überall auf dem tibetischen Hochplateau

Spontane Gebetsversammlungen wurden für die Opfer der Erdbebenkatastrophe überall auf dem tibetischen Plateau in den Klöstern abgehalten. Die Tempel haben außerdem Geld gesammelt und Materialien für die Opferhilfe zur Verfügung gestellt. Laut dem britischen Wohlfahrtsverband The Tibet Foundation gehören zu diesen: das Kloster Drepung in Lhasa, der Longwu Tempel im Bezirk Kumbum, Provinz Qinghai, der Ger Den Tempel, Tibetisch Autonome Präfektur (TAP) Ngaba, Provinz Sichuan, das Kloster Kumbum (chin. Ta'ersi), Bezirk Kumbum (chin. Huangzhong), Tibetisch Autonome Präfektur (TAP) Tsoshar (chin. Haidong), Provinz Qinghai, das Kloster Lithang im Bezirk Lithang (chin. Litang), Tibetisch Autonome Präfektur (TAP) Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan, der Xi Busha Tempel und der Xia Deray Tempel im Bezirk Tsekhog (chin. Zeku), Tibetisch Autonome Präfektur Malho (chin. Huangnan), Provinz Qinghai, und der Rong-an Tempel im Bezirk Chentsa (chin. Jianzha), Tibetisch Autonome Präfektur (TAP) Malho, Provinz Qinghai, sowie viele andere.

Der Jokhang Tempel, den die Behörden kürzlich für wieder geöffnet erklärten, hielt ebenfalls eine solche Zeremonie ab und spendete Geld.

Ein hoher Lama in Qinghai, Alak (Ehrentitel für einen Lama) Khaso, der bei einem Protest in Rebkong (chin. Tongren) geschlagen und verletzt worden war, hat 10.000 Yuan ($1,436) für die Erdbebenopfer gespendet. Alak Khaso, der frühere Vorsteher des Klosters Rongwo im Bezirk Tsolho (Huangnan), wurde schwer mißhandelt, als er versucht hatte, während einer Demonstration, die sich am 17. April in Rebkong ereignete, zwischen der Polizei und ortsansässigen Mönchen zu vermitteln. Die bewaffneten Polizeitruppen hatten eine Razzia im Kloster Rongwo durchgeführt, bei welcher sie Bilder des Dalai Lama konfiszierten. Kurz zuvor hatten Mönche eine Protestaktion veranstaltet, um die Freilassung ihrer früher festgenommenen Mitbrüder zu fordern. Es wurde berichtete, wie Mönche, die Hände auf den Rücken gefesselt, auf Lastwagen geladen und fortgebracht wurden.

Mary Beth Markey, Vizepräsidentin der „Internationalen Lobbyarbeit“ bei der ICT sagte: "Das Ausmaß der Gebetszeremonien ist bemerkenswert in dieser Krisenzeit in Tibet und erinnert uns daran, weshalb das Überleben der buddhistischen Kultur so überaus wichtig ist. Die außerordentliche Botschaft der Mönche von Kirti ist eine Botschaft des Mitgefühls und der Versöhnung mitten aus dem Herzen eines der Klöster, gegen die die Behörden am grausamsten vorgingen."

Karma Hardy, Direktor der Tibet Foundation in London, die einen dringenden Aufruf zur Hilfe für die Erdbebenopfer startete, sagte: "Es ist Teil der Praxis der Mönche und gehört zu ihrer traditionellen Rolle, für die Seelen derjenigen, die gestorben sind, zu beten; diese Gebetszeremonien sind ein Ausdruck echten Mitgefühls für die Tausenden Opfer der schrecklichen Katastrophe. Die tibetischen Mönche mögen durchaus willens gewesen sein, viel mehr zu tun und tätliche Hilfe zu leisten. Nach dem Tsunami im Jahre 2004 beispielsweise beteiligten sich im Exil in Indien lebende Mönche sogar an der praktischen Rettungsarbeit. Doch aufgrund der gegenwärtigen massiven Repressionen auf dem Plateau und weil es vielen Mönchen nicht gestattet ist, ihr Kloster zu verlassen, ist es unwahrscheinlich, daß dergleichen in Sichuan erlaubt würde." (http://www.tibet-foundation.org/tf/donate.php).

Die chinesischen staatlichen Medien versuchten, den Eindruck von politischer Normalität und Einheit zu vermitteln, indem sie von einer der Gebetszeremonien berichteten, nämlich derjenigen des Klosters Kumbum (chin. Ta'ersi) im Bezirk Huangzhong in der Provinz Qinghai. In einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua hieß es gestern: "Ein 35 x 25 Meter großes Portrait von Tson-Khapa, dem Gründer der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus, wurde entrollt, während sich ungefähr 10.000 Tibeter und etwa 400 Lamas niederwarfen und Gebete für den Frieden der Menschen in Sichuan und der anderen vom Erdbeben betroffenen sprachen."

Seine Heiligkeit der Dalai Lama sandte einen Tag nach dem katastrophalen Erdbeben eine Nachricht des Mitgefühls an das chinesische Volk, in der es hieß:

Ich bin sehr betrübt über den Verlust von so vielen Menschenleben und über das Leid all jener Unzähligen, die bei dem verheerenden Erdbeben verletzt wurden, das die Provinz Sichuan in China heimsuchte. Ich drücke meine tiefe Sympathie und mein von Herzen kommendes Beileid all jenen Familien aus, die direkt von dem starken Erdbeben am 12. Mai betroffen wurden. Ich bete für jene, die ihr Leben verloren haben sowie jene, die bei der Katastrophe verletzt wurden.“

Einsturz von Gefängnissen führt zum Tod von Häftlingen

Nachdem das große Gefängnis Maowun (chin. Maoxian) in Wenchuan teilweise zerstört wurde, hörte man vom Tod von Häftlingen und Gefängniswärtern. Die chinesische Presse berichtete von weiteren Häftlingen und Gefängnismitarbeitern in anderen Gegenden, die ebenfalls ums Leben gekommen seien (bspw. "Legal Daily", http://news.sina.com.cn/o/2008-05-14/081113872857s.shtml).

Obwohl es keine offiziellen Bestätigungen gibt, daß sich in einem dieser Gefängnisse auch bei den jüngsten Protesten verhaftete Tibeter befanden, so wissen wir doch, daß in jener Gegend (Wenchuan, Maoxian and Dujiangyan) Tibeter eingesperrt worden sind.

Die NGO Kham Aid aus den USA berichtet auf ihrer Website http://www.khamaid.org, daß die Zahl der Todesopfer am 18. Mai in der Präfektur Ngaba 2.871 und in der Präfektur Kardze neun betrug. Die zur TAP Ngaba gehörenden Bezirke Dzoge (chin. Ru'ergai oder Zoige), Marthang (chin. Hongyuan) und Dzamthang (chin. Rangrang) waren offenkundig weit genug von dem Epizentrum des Erdbebens entfernt, so daß sie nicht so schwer mitgenommen wurden.

Hilfsorganisationen mit Vertretern in von dem Erdbeben betroffenen tibetischen Gebieten erklärten gegenüber ICT, daß es schwer sei, Menschen zu kontaktieren, um die Zahl der Todesopfer und das Ausmaß der Zerstörung ermitteln zu können, da die Mobilfunk-, Telefon- und Internetverbindungen noch nicht wiederhergestellt seien. Ein in Entwicklungshilfe in tibetischen Gegenden erfahrener Tibeter berichtete ICT, daß die chinesische Regierung zunächst bezüglich ausländischer Hilfe argwöhnisch gewesen sei wegen der politischen Brisanz bezüglich des behördlichen Vorgehens gegen die Demonstranten.

Ein Ausländer in Chengdu, der vom 18. Stock eines Hochhauses flüchten mußte, als das Erdbeben kam, äußerte gegenüber ICT: "Die Behörden erklärten, daß sie Hilfe aus dem Ausland ablehnen, weil es zu gefährlich sei und die Straßen zerstört seien, aber die ausländischen Entwicklungshelfer haben doch Hubschrauber. So viele Menschen mußten sterben, weil sie nicht zu ihnen gelassen wurden."

Auch während der Opferhilfe wird der Politik die Priorität gegeben und die brutalen Polizeiaktionen ungemindert fortgesetzt.

Die politische Voreingenommenheit der Behörden wurde sogleich nach dem Erdbeben, sogar noch am 12. Mai 2008, offensichtlich, als örtliche Kader betonten, wie wichtig es sei, neben der Opferhilfe ohne Unterlaß gegen den "Separatismus" vorzugehen und die Checkpoints in den von den Tibetern bewohnten Gegenden beizubehalten. Über die Auswirkungen des Erdbebens in den tibetischen Gebieten wissen wir aufgrund der Abriegelung Tibets nur wenig. Kham Aid berichtet: "Ein Grund dafür, daß es kaum Nachrichten aus den tibetischen Gebieten gibt ist, daß es dort seit März keine Touristen mehr gab."

Am Tage des Erdbebens veröffentlichten die lokalen Behörden ein wichtiges Dokument mit dem Titel: "Die Verbindung von Anti-Separatismus-Arbeit und der Sicherung der Stabilität mit der Opferhilfe".

Auch die Präfektur-Regierung in Kardze gab eine dringende Anweisung an die Bevölkerung heraus, "gewissenhaft die Arbeit der Stabilitätssicherung fortzusetzen".

Die Behörden im Bezirk Rongtrak oder Tenpa (chin. Danba) veröffentlichten eine Erklärung bestehend aus sechs Punkten, die die Forderung an Sicherheitspersonal und Polizei enthielt, die Checkpoints immer besetzt zu halten und "auf ihren Posten zu bleiben und nicht nachlässig in ihrer Arbeit zu werden“. Sie sollten auf der Hut sein, damit die "Separatisten" die gegenwärtige Situation nicht für sich zu nutzen suchten und Sabotageakte planten; ferner sollten sie die Menschen vom Verbreiten von Gerüchten und dem Erzeugen von Ärger abhalten. Falls es doch zu einem Zwischenfall kommen sollte, so müssen die schärfsten Maßnahmen ergriffen werden, um die Sache schnell zu bereinigen."

CCTV Nachrichten in englischer Sprache warnten, falls jemand sich erdreiste, über den Umgang der Behörden mit der Erdbeben-Katastrophe "Gerüchte zu verbreiten, er gemäß dem Gesetz hart bestraft" würde.

Transkript der Botschaft der Mönche des Klosters Kirti vom 15. Mai 2008:

Die Botschaft wurde im Exil lebenden Mönchen von Mönchen des Klosters Kirti in tibetischer Sprache übermittelt. Eine Kopie dieser Abschrift, die ICT erhalten hat, ist ins Englische übersetzt worden und folgt hier. An dem Tage, da die Nachricht gesandt wurde, gab es besondere Gebetszeremonien, um die durch das Erdbeben verursachte Not zu lindern.

AN ALLE NAMENHAFTEN ORGANISATIONEN

An alle mitfühlenden Wesen und an all jene, die für das Wohl anderer tätig sind, wo auch immer sie sein mögen, an alle mitfühlenden Wesen, die von einer Mutter geboren wurden, an alle Mönche, die ihrem Leben eine Bedeutung geben. An alle fortschrittlichen Länder dieser Welt, und an alle Bildungseinrichtungen, sowie an all jene, die das Gesetz von Ursache und Wirkung (Karma) respektieren und Glauben an die Religion haben. Ich habe eine aus tiefstem Herzen kommende Botschaft an euch:

1. "Am 12. Mai um 14:28 Uhr hat sich ein Erdbeben in China ereignet, von dem die Provinz Sichuan und weitere Gegenden betroffen sind, und das zu Zehntausenden Toten, Verletzten und zu großem Leid führte. Viele brüllten in ihre Mobiltelefone, sie seien verschüttet worden. Es ist noch nicht bekannt, wie viele von denen, die verschüttet wurden, noch am Leben sind. Im Bezirk Lungu waren alle Straßen zerstört, so daß es für Fahrzeuge unmöglich war, hindurchzugelangen. Diese Gebiete waren nur mit Flugzeugen oder Hubschraubern zu erreichen. Angesichts einer derart großen Zerstörung erbitte ich die Erlaubnis, mit allem helfen und alles tun zu dürfen, was erforderlich und geeignet ist, um den Notleidenden zu helfen.

2. Ich bitte um die Erlaubnis, dafür wirken zu dürfen, daß die Verstorbenen ohne Furcht ihren Körper verlassen, daß sie kein Leid in ihrem nächsten Leben erfahren und daß sie in Ländern wiedergeboren werden, die friedlich und wohlhabend sind; und dafür, daß die Traurigkeit all derjenigen, die überlebt haben, sich bald legen möge; und dafür, daß alle Verletzten von ihren Schmerzen und allen anderen unangenehmen Situationen befreit werden und wieder ein glückliches Leben führen mögen.

So wie Lama Tsong Khapa sagte: ‚Allen, die mich beleidigen und zu anderen über meine beschämenden Taten sprechen, möge ich, ohne Hass, vergeben und nur in positiver Weise von ihnen sprechen’. Ich bitte darum, religiöse Zeremonien abhalten zu dürfen, wenn es möglich ist; Falls nicht, so bitte ich darum, wenigstens Mantras wie "OM MANI PE ME HUNG" (das Mantra des Buddhas des Mitgefühls) für den größtmöglichen Nutzen der Notleidenden und für all diejenigen, die verstorben sind, sprechen zu dürfen.

3. Wie kann vollkommene Freiheit erlangt werden? Wie kann man ein gutes Klima zurückgewinnen? Wie kann man wohlhabend sein? Wie kann man dem Leben wieder Glück verleihen? Wie können Krankheiten, Kriege, Armut und Naturkatastrophen vermieden werden? Alle gebildeten Menschen und alle politischen Führer aller Länder auf der Welt sollten eingehend über all diese Fragen beraten. Und alle religiösen Führer dieser Welt sollten intensiv beten.

4. Diese Nachricht wurde am 15. Mai 2008 von 3000 Mönchen des Klosters Ngaba Kirti im südlichen Amdo verfaßt, in der Hoffnung, daß sie von allen namhaften Gremien dieser Welt wohlwollend aufgenommen werde.

Die folgende Erklärung wurde zusätzlich zu dieser Botschaft abgegeben. Es ist nicht bekannt, ob sie von einem Mönch oder einem Laien stammt. So sehen die ortsansässigen Tibeter die Wichtigkeit dieser Botschaft (die Bitte um Erlaubnis zum Abhalten von Gebetszeremonien für die Erdbebenopfer):

1. Buddhismus heißt, anderen ohne Unterschied zu helfen. Wir sind Anhänger des Buddha; egal, welchen Umständen wir auch ausgesetzt sein mögen, wir werden niemals diese Lehre verletzen. Auch diesmal tun wir, was wir können.

Seit dem 10. März ereignen sich überall in den drei traditionellen tibetischen Regionen Proteste gegen die chinesischen Behörden. Die chinesische kommunistische Partei setzte verstärkt Polizeitruppen ein, jeder Tibeter, vor allem jedoch die Mönche, werden als ‚kriminell’ hingestellt. Viele wurden getötet und zu Tode geprügelt, es floß so viel Blut - zu viel für unsere Herzen zu ertragen und zu viel für unsere Augen mit anzusehen. In den Köpfen der Chinesen, mit denen wir seit Jahrtausenden in nachbarschaftlichem Verhältnis stehen, wurden auf diese Weise unschuldige Tibeter zu ‚Kriminellen’. Aufgrund der negativen Darstellung in den Medien werden die Tibeter, vor allem die Mönche, nun von den gewöhnlichen Chinesen wie Feinde behandelt. Wir machen ganz deutlich, daß wir nicht gegen das chinesische Volk sind, sondern einzig und allein gegen die Tibet-Politik der Regierung protestieren. Was auch immer inder Tibet-Frage geschieht: Tibeter und Chinesen müssen Seite an Seite miteinander leben. Wir hoffen auf eine baldige Besserung der Beziehungen beider Völker.

Dieser Bericht kann online eingesehen werden unter:

http://savetibet.org/news/newsitem.php?id=1313

Spenden für die Erdbebenopfer können getätigt werden bei:

Alpha Communities, http://www.alphacommunities.org/earthquake.php,
The Tibet Foundation, http://www.justgiving.com/tibetearthquake,
Bridge Fund, http://bridgefund.org.