Seite drucken |
Schulgründer Bangri Rinpoche in ein neues Gefängnis verlegt
Nichtautorisierte Übersetzung aus dem Englischen
Einer kürzlich erhaltenen Information der Dui Hua Foundation von John Kamm zufolge wurde Bangri Chogtrul Rinpoche (auch als Jigme Tenzin Nyima bekannt), der Gründer und Leiter einer Schule für Waisenkinder in Lhasa, die von den Behörden 1999 geschlossen worden war, am 31. Juli 2003 eine Strafminderung zugestanden. Seine lebenslange Haftstrafe wurde in eine feste Haftzeit von 19 Jahren umgewandelt, und am 17. November 2005 wurde sie um ein weiteres Jahr reduziert, so daß sie nunmehr am 30. Juli 2021 auslaufen wird.
Der 41jährige Bangri Chogtrul Rinpoche, der 2000 der „versuchten Spaltung des Landes“ angeklagt und verurteilt worden war, wurde vor einiger Zeit von Drapchi in das neue Gefängnis im Kreis Chushur (chin. Qushui) bei Nyethang (chin. Nidang) verlegt. Der UN-Sonderberichterstatter für Folter Manfred Nowak konnte ihn während seines China-Besuchs vom 20. November bis 2. Dezember 2005 dort besuchen. Nowak besuchte auch Bangri Chogtrul Rinpoches Frau Nyima Choedron im Drapchi Gefängnis (Gefängnis der Autonomen Region Tibet). Die gegen Nyima wegen „separatistischer Umtriebe“ verhängte Strafe von 10 Jahren wurde zweimal reduziert und geht voraussichtlich am 26. Februar 2007 zu Ende.
Die Festnahme von Bangri Chogtrul Rinpoche (chin. Jinmei Danzeng Nima) und seiner Partnerin, der 37jährigen früheren Nonne Nyima Choedron, erfolgte im Zusammenhang mit der Tat eines tibetischen Bauunternehmers, der am Ausbau des Schulgebäudes beteiligt gewesen war, und der versucht hatte, auf dem Hauptplatz von Lhasa die tibetische Flagge zu hissen und sich dann selbst mittels Sprengstoff in die Luft zu jagen. Die von Bangri Chogtrul und Nyima geführte Gyatso Schule und das gleichnamige Kinderheim wurden von mindestens zwei Wohltätigkeitsorganisationen und individuellen Sponsoren aus den USA und Großbritannien unterstützt. Auf die Verhaftung der Gründer hin wurde sie geschlossen und die übrigen Mitarbeiter ebenfalls festgenommen. Bangri Chogtrul Rinpoche und Nyima, deren 7jährige Tochter von Verwandten versorgt wird, befinden sich als einzige von der Belegschaft der Gyatso-Schule noch im Gefängnis. Es handelt sich hierbei um einen der ernstesten politischen Fälle der letzten Jahre (ausführliche Schilderung des Falles).
Weil die Behörden in Tibet äußerst strenge Maßnahmen ergriffen was die Einschüchterung der beteiligten Tibeter einschließt , um zu verhindern, daß Informationen über den Fall an die Außenwelt gelangen, erhielt ICT erst vor kurzem genauere Mitteilungen über die Verurteilung von Bangri Chogtrul Rinpoche und Nyima Choedron (chin. Nima Quzhen). Der neuen Informationen von Dui Hua zufolge wurde die gegen Bangri Rinpoche wegen Separatismus verhängte lebenslängliche Strafe am 13. Juli 2003 in eine Haftzeit von 19 Jahre umgewandelt; außerdem erhielt er am 17. November 2005 ein Jahr Strafnachlaß, womit seine Strafe nun am 20. Juli 2021 beendet sein wird (das neue Strafmaß wird von dem Datum an gerechnet, an dem das Gericht sein Urteil von lebenslänglich auf eine feste Laufzeit umänderte).
Die Behörden hatten die Mitarbeiter festgenommen und die Gyatso Schule und das Kinderheim im Zusammenhang mit dem Vorfall vom 26. August 1999 geschlossen, als ein tibetischer Baufachmann, Tashi Tsering, der in der Schule arbeitete, versuchte, die chinesische Flagge auf dem Platz vor dem Potala Palast in Lhasa herunterzuholen und sie durch die tibetische zu ersetzen. Daraufhin wollte Tashi Tsering den Sprengstoff, den er sich um den Leib gebunden hatte, entzünden, was aber wegen des starken Regens mißlang. Tashi Tsering wurde verhaftet und starb im Februar 2000 im Gefängnis. Kurz auf Tashi Tserings Protest hin wurde auch eine Reihe seiner Verwandten und Kollegen für eine gewisse Zeit in Gewahrsam genommen. Auch gegen zahlreiche Mitarbeiter der Gyatso Schule, von denen die meisten den amerikanischen und englischen Sponsoren bekannt waren, wurde Anklage erhoben, und sie wurden zu Haftstrafen verschiedener Länge verurteilt oder zur „Umerziehung-durch-Arbeit“ (laojiao) in ein Lager geschickt.
Während Bangri Chogtruls Prozeß im September 2002 klagten ihn die Behörden an, sich mit Tashi Tsering zu einer Protestdemonstration verschworen zu haben, ebenso beschuldigten sie ihn der Verbindung zu „spalterischen“ ausländischen Organisationen und der „abtrünnigen“ tibetischen Exilregierung. Bangri Chogtrul Rinpoche war während der neunziger Jahre nach Indien und in den Westen gereist, um die für seine Schule nötigen Gelder zu sammeln. Diese wurde von mindestens drei Organisationen gefördert, darunter zwei in England und zwei Sponsorengruppen in den USA. Bei dem Prozeß im September 2000 sagten sowohl Bangri Chogtrul Rinpoche als auch Nyima zu ihrer Verteidigung, daß die Beschuldigung des Separatismus nicht zutreffe, doch das Gericht beharrte auf seiner Position, daß sie „über eine längere Zeit mit feindlichen externen Kräften kollaborierten“ und „Aktivitäten nachgingen, um das Land zu spalten und die nationale Einheit zu zerstören“.
Bilder von Bangri Chogtrul Rinpoche und Nyima vor ihrer Gefangennahme sind zu sehen unter http://www.savetibet.org/news/newsitem.php?id=920.
ICT verwendet die tibetische Schreibweise von Bangri Chogtrul Rinpoche: "bang-ris mchog-sbrul".
|