Kampagne der "Patriotischen Erziehung" führt zu neuer Unterdrückungswelle der Religion in Lhasa
Übersetzung aus dem Englischen
Mehrere Mönche, die sich der Kampagne für "Patriotische Erziehung" widersetzten, wurden vergangene Woche bei einem massiven Polizeieinsatz im Drepung-Kloster in Lhasa festgenommen und aus dem Kloster ausgeschlossen. Auch in den beiden anderen Großklöstern Lhasas Ganden, wo der von den Chinesen eingesetzte Panchen Lama Gyaltsen Norbu im Oktober zu Besuch weilte, und Sera, wo auf die "Patriotische Erziehung" hin in den vergangenen Monaten einige Mönche verhaftet wurden war die Lage sehr gespannt.
Der Vorfall in Drepung fand während des Besuchs des UN-Sonderberichterstatters für Folter, Manfred Nowak, in Lhasa statt, der offenbar nichts von den Protesten und Razzien bemerkte. Der US-Präsident Bush hatte erst vorletzte Woche Peking besucht und die chinesische Regierung dazu aufgefordert, ihren Staatsbürgern die "Religionsausübung ohne staatliche Kontrolle" zu gewähren.
Berichten aus Tibet zufolge weigerten sich die Mönche in Drepung in der vergangenen Woche, den Dalai Lama als Separatisten zu verunglimpfen, wie es während der schon mehrere Wochen andauernden Kampagne für "Patriotische Erziehung" von ihnen gefordert wurde. Aus mehreren Quellen verlautet, der Widerspruch eines höheren Lamas sei der Auslöser für das Aufbegehren der Mönche gewesen. In der vierten Novemberwoche wurden Angehörige des Amts für Öffentliche Sicherheit (PSB) und der bewaffneten Volkspolizei (PAP) zur Wiederherstellung der Ordnung ins Kloster geschickt. Den Mönchen wurde mindestens drei Tage lang das Verlassen des Geländes untersagt. Mehrere von ihnen wurden festgenommen, ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort ist unbekannt. Mindestens fünf Mönche wurden des Klosters verwiesen und an ihre Heimatorte zurückgeschickt. Genauere Einzelheiten über den Vorfall konnten auf Grund der strengen Sicherheitsmaßnahmen, des allgemeinen Klimas der Furcht und der angespannten Lage in Drepung nicht in Erfahrung gebracht werden.
Bereits seit geraumer Zeit sind die "Arbeitsteams für Patriotische Erziehung" in Drepung, einem der bedeutendsten Klöster der Gelugpa-Tradition des tibetischen Buddhismus, aktiv. Noch ehe es in der vergangenen Woche zu den Protesten kam, wurde die Befürchtung laut, daß die Kampagne, deren Zweck die Untergrabung der Autorität des Dalai Lama sowie die Festigung der Kontrolle der Kommunistischen Partei über die Religionsausübung und die klösterlichen Einrichtungen in Tibet ist, schlimme Auswirkungen haben könnte. Ein im Exil lebender Tibeter, der vor vierzehn Tagen mit einem Mönch aus Drepung sprach, sagte: "Er befürchtete, daß es Probleme geben könnte, wenn das Arbeitsteam auf der Verunglimpfung des Dalai Lama bestehen sollte. Das ist nämlich für Tibeter das größte Problem."
Mit der "Patriotischen Erziehung" wurde in der TAR erstmals 1996 begonnen. Damals sollte sie die Botschaft vermitteln, daß die Loyalität dem Staat gegenüber eine Voraussetzung dafür ist, daß jemand ein guter Mönch oder eine gute Nonne wird. Westlichen Regierungen gegenüber hatte die chinesische Regierung behauptet, als großangelegte Kampagne sei die "Patriotische Erziehung" im Jahr 2000 abgeschlossen worden.
Auf die Verhaftung eines hochgestellten religiösen Lehrers und einiger ihrer Mitbrüder hin versammelten sich die Mönche im Hof des Klosters zu einem stummen Protest heutzutage ein sehr seltenes Ereignis, worauf das TCHRD in Dharamsala und Radio Free Asia extra hinwiesen. Ein offizieller Sprecher der Klosterleitung bestätigte RFA gegenüber dessen Schließung für zwei Tage, was er mit "Brandschutzübungen" begründete. Unbestätigten Berichten zufolge soll ein älterer Mönch während der Polizeirazzia ums Leben gekommen sein.
Bereits vor diesen Ereignissen starb, wie vom TCHRD berichtet, im Oktober der 28 Jahre alte Mönch Ngawang Jangchub einen Tag, nachdem er sich den Kadern des Arbeitsteams für patriotische Erziehung widersetzt hatte. Offenbar hatte er sich geweigert, den Dalai Lama als "Separatisten" zu beschimpfen und der Kommunistischen Partei seine Loyalität zu geloben. Andere Mönche fanden ihn am nächsten Tag tot in seinem Zimmer auf. Die Todesursache ist nicht bekannt, man vermutet, es könne sich um Selbstmord handeln.
Die Vorfälle in Drepung könnten zu Lasten des neuen Parteisekretärs der TAR gehen. Am 27. November teilte die chinesische Presse die Ernennung des 54-jährigen Zhang Qingli zum neuen Parteisekretär der Autonomen Region Tibet mit. Zhang Qingli war früher Vizegouverneur der überwiegend moslemischen Region Xinjiang im Nordwesten Chinas, wo Kultur und Religion der einheimischen uighurischen Bevölkerung extrem unterdrückt werden.
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