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Verhaftung von Tibetern wegen "Separatismus" offiziell bestätigt
Einem Bericht von Associated Press (AP) vom 27. August zufolge bestätigte ein Funktionär aus Lhasa - was selten vorkommt - diese Woche die Festnahme von zwei Tibetern auf Grund von "spalterischen Tätigkeiten". Dargye, der stellvertretende Bürgermeister der Stadt (in der chinesischen Transkription Tajie) erwähnte Reportern gegenüber, die sich auf einer offiziellen Pressereise durch die TAR befanden, im Juni sei Dawa Tashi, ein Student der Tibet Universität, zusammen mit dem 72 Jahre alten Yeshe Gyatso wegen Verdachts auf "separatistische Vergehen" verhaftet worden. Er fügte hinzu, Dawa Tashi sei "geständig gewesen" und diesen Monat freigelassen worden, während Yeshe Gyatso sich weiterhin in Haft befinde.
Yeshe Gyatso, dessen Verhaftung die tibetische Regierung-im-Exil bereits am 27. Juni mitgeteilt hatte, war Mitglied der Chinese People's Political Consultative Conference (CPPCC), und vor den "demokratischen Reformen" von 1959 war er im Finanzministerium der tibetischen Regierung tätig gewesen. Der stellvertretende Bürgermeister erklärte den Reportern, sowohl Yeshe Gyatso als auch Dawa Tashi seien der "Spaltung des Mutterlands, der Untergrabung der Einheit der Nationalitäten sowie der Verletzung der Verfassung" angeklagt worden, was in China als schwere politische Delikte gilt.
Ein weiterer Student der Tibet Universität, dessen Name von der tibetischen Regierung-im-Exil mit Buchung angegeben wird, soll ungefähr gleichzeitig politischer Vergehen wegen verhaftet worden sein. Diesen erwähnte der stellvertretende Bürgermeister nicht, noch machte er irgendwelche Angaben über die Verhaftung und anschließende Freilassung eines weiteren tibetischen Studenten auf Grund ähnlicher Beschuldigungen, von der wir aus zuverlässigern Quellen wissen.
AP zufolge verließ der stellvertretende Bürgermeister die Pressekonferenz am Mittwoch, den 27. August, ehe die Journalisten weitere Fragen zu den Verhaftungen stellen konnten. Derartige offizielle Aussagen zu Verfahren wegen separatistischen Aktivitäten sind in Tibet sehr selten - die allgegenwärtige Angst und Überwachung macht offene Gespräche unmöglich, sogar unter Tibetern, welche die Verhafteten selbst kennen. Ein angesehener tibetischer Mönch, der jetzt im Exil lebt und der Freunde in Tibet hat, die im Gefängnis sind, meinte hierzu: "Wenn heutzutage Menschen verhaftet werden, wissen oft nur die engsten Familienangehörigen Bescheid, und manchmal erfahren auch sie erst nach einiger Zeit davon. Wenn früher einer unserer Mönche im Gefängnis oder kurz nach seiner Entlassung starb, so erfuhren es alle im Kloster sehr schnell, aber heute haben die Angehörigen meistens viel zuviel Angst und sprechen nicht gerne darüber. Oft werden sie auch vom Gefängnispersonal davor gewarnt, etwas verlauten zu lassen, weshalb es manchmal Monate dauert, ehe wir von solchen Vorfällen erfahren".
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