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Sintflutartige Überschwemmungen in Qinghai zerstören die Häuser der ärmsten Tibeter
Bereits 1995-97 hatten Schneestürme die Provinz Qinghai heimgesucht, und damals verloren viele Tibeter ihren Viehbestand und damit ihren Lebensunterhalt. Nun sind sie von dem Verlust ihrer Häuser betroffen, die den stärksten Stürmen, welche seit Menschengedenken die TAP (Tibetisch Autonome Präfektur) Yushu heimsuchten, zum Opfer fielen. Sintflutartige Regenfälle und Hagel führten zu Überschwemmungen und Erdrutschen, die von einem Berg direkt hinter der Hauptstrasse der Kreisstadt Kyegudo oder Jyekundo (chin: Yushu) herabkamen. Berichten aus dieser Gegend zufolge verloren Tausende von Menschen ihre Häuser. Ein Kind starb, viele weitere Menschen wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Die meisten der betroffenen Familien waren erst nach den Schneestürmen vor einigen Jahren, welche ihre Herden vernichtet und den nomadischen Gemeinschaften großen wirtschaftlichen Schaden zugefügt hatten, in die Stadt gezogen.
Wie Tibeter aus dem betroffenen Gebiet berichten, wurden in Kyegudo durch Schlamm, Hagel und Wasserfluten, die den Berg herabstürzten, 67 Häuser zerstört, weitere 300 schwer beschädigt und eine Anzahl Wohnblöcke überflutet. Seit der Überschwemmung leben die obdachlosen Familien in dünnen Baumwollzelten, die von den örtlichen Behörden bereitgestellt wurden. Leute, deren Häuser noch unter Wasser stehen, sind ebenfalls in Zelten oder in den höheren Etagen mehrstöckiger Gebäude untergebracht.
In dem Gebiet gehen weiterhin schwere Regenfälle nieder, letzten Freitag (15.08.) zerstörten Hagelstürme Strassen und Brücken im Distrikt Nangchen (chin: Nangqian), einer armen und abgelegenen Bergregion in Qinghai, die an die TAR grenzt und von Halbnomaden bewohnt wird. Wie aus dem Gebiet verlautet, wurden mindestens 26 Brücken zerstört, und 35 km Strassen fielen Erdrutschen zum Opfer oder wurden unterspült. Hagel und Wassermassen zerstörten in Nangchen mindestens 140 Lehmhütten und 62 Büroräume der Regierung sowie etliche Wohnhäuser. Die landwirtschaftlichen Schäden sind katastrophal, zumal gerade die Gerste kurz vor der Ernte stand.
Ann Carswell vom Edinburgher Jinpa Trust, einer Hilfsorganisation, die im betroffenen Gebiet arbeitet, berichtete, eine Klinik in Jinpa in der Präfektur Yushu sei von den Wassermassen total zerstört worden. Sie fuhr fort: "Der Verlust der Gerstenernte ist besonders tragisch, denn die Leute dort sind Halbnomaden, die komplett von der Subsistenzwirtschaft abhängig sind - Nangchen ist eine der bedürftigsten Regionen in der gesamten VR China. Gerade diese Halbnomaden, die den ärmsten Teil der Bevölkerung ausmachen und von denen viele nach Kyegudo gezogen sind, nachdem sie in den Schneestürmen alles verloren hatten, wurden nun wieder am härtesten getroffen. Ohne Unterstützung von außen können sie nicht überleben".
Die Fernsehberichterstattung durch den Sender Yushu beschränkte sich größtenteils auf die Schäden in den gehobenen Wohnvierteln und auf die Anzahl der zerstörten Motorräder und Autos. Es wurde auch über den Einsatz chinesischer Soldaten bei Rettungsaktionen berichtet, doch auf die Notlage der ärmsten tibetischen Einwohner wurde nicht aufmerksam gemacht. Mitarbeiter der in der Region tätigen Hilfsorganisationen machen sich große Sorgen, die Lage der Tibeter könnte noch verzweifelter werden, wenn im Oktober der Winter anbricht.
Fotos können über ks@insidetibet.net bezogen werden. Weitere Informationen bei Jinpa Trust: jinpa_ project@onetel.com oder jinpa@vip.sina.com, www.jinpa.org. Dies ist ein weiterer Bericht aus der Reihe unabhängiger Berichte von Kate Saunders, beauftragt von Australia Tibet Council, Free Tibet Campaign und International Campaign for Tibet. Diese Berichte erscheinen in World Tibet News, einer Sammlung von Nachrichten zu Tibet, archiviert unter: www.tibet.ca/wtnnews.htm.
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