5. April 2001 |
Dokument über chinesische Öffentlichkeits-Kampagne gegen den Dalai Lama durchgesickert
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Ein 22 Seiten langes offizielles Dokument über eine ausgeklügelte und sorgfältig konzipierte Public Relations Kampagne zur Unterstützung von Chinas kompromißloser Politik des harten Kurses gegenüber dem Dalai Lama ist in Peking durchgesickert. Das Dokument gibt einen seltenen und detaillierten Einblick in das geheime Wirken eines Planes zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Westen auf aggressive Weise. Ein Großteil davon zeigt, wie die chinesische Regierung vorgeht, um anti-amerikanische Stimmung aufzubauen und wie sie ihre Akademiker und Intellektuellen unter Druck setzt, auf daß sie bessere Theorien zur Unterstützung der staatlichen Haltung entwickeln sollen. "Es ist schwierig, die gegenwärtige Situation umzukehren, wo dem Feind das Glück auf der internationalen Arena hold und uns abhold ist", heißt es in dem Dokument, weshalb es Gelehrte und Akademiker mahnt, bessere Argumente vorzubringen, die "der internationalen Gemeinschaft plausibel und akzeptabel sein müssen". Gegenwärtig werden die in dem Dokument vorgetragenen Strategien benutzt, um Seine Heiligkeit den Dalai Lama anzugreifen, der diese Woche in Taiwan weilt. Das Dokument wurde am 12. Juni 2000 von Zhao Qizheng, dem für das Informationsbüro des Staatsrates verantwortlichen Minister, bei einer Sitzung, an der Leiter der Tibetologie- und anderer Forschungsinstitute teilnahmen, vorgelegt. Akademiker, Gelehrte und Tibetologen "müssen unsere Propaganda unterstützen", heißt es in dem Dokument. Darüber hinaus "dient der eigentliche Zweck des Schreibens und Veröffentlichens der Außenpropaganda und der Bildung der öffentlichen Meinung". Das Dokument ist außerdem erstaunlich unverhohlen. Beispielsweise gibt es zu, daß ihre Propaganda oft "nicht der Realität in Tibet entspricht" und ihre intellektuellen Argumente "zur Durchführung unseres außenpolitischen Kampfes ungenügend sind". Weiterhin unterstreicht es, wie wichtig es für ein totalitäres Regime ist, seine Akademiker- und Gelehrtengemeinde gegen die westlichen Begriffe des Völkerrechts, der Menschenrechte und Selbstbestimmung zu mobilisieren. Drei Bücher werden als besonders bedeutsam für die Bildung der öffentlichen Meinung im Westen genannt: Tsering Shakya: The Dragon in the Land of Snows (1999), Ken Knaus: Orphans of the Cold War: America and Tibet's Struggle for Survival (1999) und Michael van Walt: The Status of Tibet (1987). "Wir dürfen die negative Wirkung dieser Bücher auf unsere Nation nicht unterschätzen", steht in dem Dokument. Es erwähnt auch die Strategien und Kampagnen der "Dalai Clique", indem es etwa bezug nimmt auf das "Sperren des Weltbankkredits zur Förderung unseres Bevölkerungstransfer-Programms in Distrikt Tulan", auf die Behinderung des "Einstiegs von Petro China in die amerikanische Börse" und auf die im Mai 2000 in Berlin stattgefundene dritte Konferenz der Tibet Unterstützungsgruppen. Tibet Gelehrte im Westen sollten sich besonders für dieses Dokument interessieren, weil Pekings Strategie es gerade auf sie abgesehen hat. Peking will nun energischer westliche Gelehrte aufs Korn nehmen, um "eine beträchtliche Zahl ausländischer Spezialisten und Intellektuellen dahin zu bringen, auf unserer Seite zu argumentieren". "Diese autoritäre Vorgehensweise ist es, was die chinesische Tibet-Forschung im Mittelalter gefangen hält", meint John Ackerly, der Präsident von International Campaign for Tibet. "ICT befürwortet den akademischen Austausch mit tibetischen Gelehrten, aber Regierungen und Universitäten sollten ihre Austauschprogramme überprüfen und sicherstellen, daß sie den Interessen der Gelehrten und nicht denen Pekings dienen", fügte Ackerly hinzu. (Weitere Auskunft geben: Evan Field/Bhuchung Tsering 202-785-1515 International Campaign for Tibet, Washington-Amsterdam) |